© Jean-Claude Freymond-Guth

Love among the sailors


Jean-Claude Freymond-Guth
The lovers will rise up!



Jean-Claude Freymond-Guth zeigt mit "The lovers will rise up!" eine Rauminstallation aus verschiedenen Holzstücken aller Arten und Grössen, die zu einem Ganzen zusammengefügt wurden. Die einzelnen Bretter zeigen eingravierte Zeichnungen die aufgrund eigener (Familien-) Fotos und Zeitungsartikeln von Berühmtheiten entstanden sind. Zitate von Pop Interpreten wie Mariah Carey und Whitney Houston, über Musiker wie PJ Harvey oder Elvis Costello, oder Schriftstellern und Lyrikern wie Shakespeare, Pessoa und Brecht ergänzen sie als drittes Element sowohl im Detail als auch im Gesamtbild. Teils gravierte Graffiti, teils beinahe Titel einer gravierten Zeichnung, laden sie das an sich bodenständige Material Holz emotional auf, stets auf ihre persönliche Bewahrheitung wartend, und dennoch ohne je genaue Information über Herkunft und Intention zu geben.


Wie in all seinen Arbeiten untersucht Freymond-Guth auch in "The lovers will rise up!" die Frage der Gewissheit (und der daraus abzuleitenden Sicherheit), welche wir uns in der Welt an und für sich suchen. So sind gerade Familienfotos immer auch ein Beweis für eine Vergangenheit, aus der wir wiederum auf uns selbst, unsere Gegenwart und unsere Zukunft schliessen. Sie zeigen, wessen wir uns ganz sicher sein wollen, wenn die Erinnerung verblassen sollte. Denn so wie es auf dem Bild ist, war es doch offensichtlich auch.


Zeichnet er nun diese Familienfotos ab, verlieren sie ihre Beweiskraft und und der Betrachter seine Gewissheit. Ähnlich den digitalen Möglichkeiten, die uns viel grössere Möglichkeiten der Täuschung und Vertuschung bieten als es die Retouchier-Arbeit je gegeben hat, zeichnet er nur ab, was er auch als Erinnerung behalten möchte, was also zu seiner Gewissheit gehören soll. Während alles andere im Sumpfe des Vergessens und Verdrängens untergeht. Oder er fügt weitere Sachen, Personen und Situationen hinzu, die mehr dem entsprechen, an was man sich erinnern möchte, als das, woran man sich vielleicht wirklich erinnern müsste. Genauso werden Zeitungsausschnitte von den Schönen, Reichen und Berühmten dieser Welt einerseits in ihrer Projektionskraft offenbart, andererseits fügen sie sich nahtlos in die Zeichnungen von Personen aus seinem tatsächlichen Leben ein.


Durch den Prozess des Gravierens versucht er den Zeichnungen wieder eine tatsächliche Gewissheit zu geben. Holz als bodenständiges, urchiges und vertrautes Material, und vielleicht das "wärmste" Baumaterial überhaupt, wenn es darum geht, uns zuhause zu fühlen. Holz auch als Sinnbild einer Sehnsucht nach all dem.


Auf diesem Hintergrund hinterlassen die Zeichnungen nun gewollte Spuren, die Gravuren zugleich an Wunden wie auch an Narben erinnernd, ritzen auf, was unter der rauen bis glänzenden Oberfläche liegt, und geben in ihrer Feinheit dennoch vielleicht nie mehr als einzig die Gewissheit einer Spur. Seiner Spur.


Ausstellungsdauer: 27.9. - 4.10.2003
Oeffnungszeiten: Do/Fr 15 - 18 Uhr, Sa 15 - 20 Uhr,
So 20 - 24 Uhr


Oeffnungszeiten message salon shop & videoclub:
Do/Fr/Sa 15 - 18 Uhr


message salon
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8006 Zürich
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