© James Turrell

James Turrell

Dass die Zeit keine feste Grösse ist, sondern ein Element, das manchmal zu Kapriolen neigt, haben wir vom Januar dieses Jahres bis zur Eröffnung hin zu spüren bekommen wie noch nie. Manchmal schien sich die Zeit unendlich lange auszudehnen, manchmal schien sie in unseren Händen zu zerfliessen oder in tausend Stücke zu zerbersten. Und manchmal schien sich die Zeit, so wie es die Einsteinsche Relativitätstheorie erklärt, sogar nach rückwärts zu krümmen: Kaum war der Umbau des ewz-Unterwerks vollendet – das Haus stand licht und leer – folgte nahtlos der zweite, Basis für die Installationen von James Turrell. Beide Phasen sind nun ausgestanden, und es wird sich erweisen, welches Potential unser neues Haus entwickeln kann.

Mit der Ausstellung des amerikanischen Lichtkünstlers James Turrell wird ein fulminanter Anfang gemacht. Ohne Übertreibung dürfen wir es aussprechen: unsere Ausstellung ist die umfassendste, die es in den letzten zwanzig Jahren in Europa zu sehen gab. James Turrell hat für uns eine Werkauswahl getroffen, die präzis auf die architektonischen Gegebenheiten zugeschnitten ist: sieben Lichtinstallationen und drei Räume, die den in Zürich (im Kupferdruckatelier Peter Kneubühler) entstandenen Grafikfolgen "Deep Sky", "First Light" und "Still Light" vorbehalten sind.

Das Medium Licht ist ein existentielles Phänomen. Unabhängig von der wissenschaftlichen Erkenntnis erfahren wir Licht primär durch unsere Sinne. Es bestimmt unsere Umwelt, unser individuelles Befinden und lässt uns, nicht zuletzt in der bildenden Kunst, kulturgeschichtliche, philosophische und spirituelle Dimensionen erfahren. Die Thematik des Lichts in der bildenden Kunst geht auf eine lange Tradition zurück. Das Licht wird als Bedeutungsträger eingesetzt, als dramaturgisches und metaphorisches Mittel angewendet, sei es, um eine bestimmte Stimmung zu erzielen, sei es, um eine Szene religiös zu erhöhen. Auch die Kunst von James Turrell ist ohne diese Tradition nicht denkbar. Doch wenn er auch zuweilen, mangels genauerer Bezeichnung, als "Lichtmaler" umschrieben wird, so handelt es sich bei seiner Kunst nicht um Malerei. Der Künstler bedient sich weder des Pinsels noch der Leinwand, sondern arbeitet ausschliesslich mit dem immateriellen Medium Licht. Mit "No object, no image, no point of focus" umschreibt Turrell seinen Ansatzpunkt: Verzicht auf Gegenstand, Bild und festen Standort. Dies unterscheidet ihn von anderen Lichtkünstlern (Dan Flavin oder Keith Sonnier) und darin besteht der radikale Bruch mit den Traditionen.

Ausstellungsdauer: 30.9.2001 - 1.4.2002 (verlängert)
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12 - 18 Uhr, Sa/So 11 - 18 Uhr
Öffentliche Führungen jeweils sonntags, 11:15 Uhr

Haus Konstruktiv
im ewz-Unterwerk Selnau
Selnaustrasse 25
8001 Zürich
Telefon 01 217 70 80
Fax 01 217 70 90
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