Jason Rhoades bei Galerie Hauser & Wirth Zuerich

Jason Rhoades - Flatworks from Perfect World

Jason Rhoades, unermüdlicher Konstrukteur exuberanter, raumfüllender Installationen, macht nach aufsehenerregenden Ausstellungen wie jüngst in der Kunsthalle Bremen (A Few Free Years) und in den Deichtorhallen Hamburg (A Perfect World, Kat. angekündigt) Station in der Galerie Hauser & Wirth.

Der junge aus Kalifornien stammende Künstler ist bei uns bestens bekannt durch seine Ausstellungen in der Kunsthalle Basel (Uno Momento, 1996) und in der Galerie Hauser & Wirth & Presenhuber (The Creation Myth, 1998). Seit seiner ersten Soloausstellung im Jahre 1993 (Cherry Makita, Honest Engine Work) bei David Zwirner ist Jason Rhoades innerhalb weniger Jahre zu einem Begriff in der zeitgenössischen Kunst geworden, der vor allem mit raumgreifenden Installationen assoziiert wird. Installationen die oft auf den ersten Blick das Wahrnehmungsvermögen der Besucher überfordern. Riesige Materialanhäufungen, die sich meistens organisch durch mehrere Räume schlängeln (The Purple Penis and the Venus, Kunsthalle Nürnberg/Stedelijk Van Abbemuseum 1998) oder bizarre Konstruktionen, die einer fantastischen Logik zu gehorchen scheinen (A Perfect World, Deichtorhallen Hamburg, 2000).

Lässt man sich aber darauf ein, dem Weg oder, besser gesagt, den Wegen des "Baumeisters" zu folgen, so öffnen sich nach und nach Pforten, die uns Einblick gewähren in die Welt des Künstlers. Jason Rhoades‘ Werke sind sehr stark seiner Biographie und seinen ganz eigenen Metaphern verpflichtet. So evoziiert er in A Perfect World, das aus einem gigantischen Netzwerk von glänzenden Aluminiumrohren besteht, das von zwei Plattformen unterbrochen wird, zuoberst mittels zahlreicher Digitalprints den Gemüsegarten seines Vaters.

Auch wenn das Werk Jason Rhoades' stark von Persönlichem geprägt ist, ist dies wiederum stets Ausdruck der Beschäftigung des Künstlers mit Fragen, die aus dem individuellen Bereich ins Allgemeingültige gehen. Die subjektiven Erfahrungen werden zu Metaphern des modernen Lebens. Die skulpturalen Installationen sind betont narrativ: Sie erzählen von Entdeckungs- und Schöpfungsprozessen. Assoziativ verflechten sich die Bausteine seiner Installationen sowie auch die Bezüge innerhalb seines Schaffens.

So kann Flatworks from Perfect World als Destillat der Hamburger Ausstellung gesehen werden. Kernstück des Werkes ist ein Modell 1:12 der Installation A Perfect World in Sterling Silber, von dem zwei Viertel in Zürich zu sehen ist. Die Idee entsprang dem Wunsch des Künstlers, während der Arbeit an A Perfect World, eine "Version" zu schaffen, die kompakter und übersichtlicher ist. Anstatt im Gitterwerk der Perfect World wechselnde Perspektiven auszuprobieren, kann man auf das Modell den Blick besser fokussieren. Es ist somit eine mobilere, flexiblere Version, eine "menschlichere", so kann man sagen, da hier nicht die "göttliche" Gewalt regiert. Der Künstler nennt es seine bürgerliche (nicht mit dem negativ besetzten "bourgeois" zu verwechseln) Antwort auf A Perfect World. Die gewagte Architektur der Perfect World wird ausserdem zugänglicher gemacht in einer digitalen Version, die in einem als Bildfeld gerahmten Monitor tausende von Abbildungen der Installation zeigt, und in einer analogen Version, die den Garten in einer Collage zahlreicher Fotos dokumentiert.

Zusätzlich wird der Entstehungsprozess von A Perfect World in einem silbernen Fernseher gezeigt. Schon das Material, dass von Aluminium zum edleren Silber wechselt, deutet auf die Absicht hin, hier eine Version zu schaffen, die der ursprünglichen Naturgewalt der ersteren mit einer geschliffeneren, zivilisierten bzw. gezähmteren Replik gegenübertritt. Man hat sozusagen die Schwelle von der Eisenzeit zur Neuzeit überschritten.

Ausstellungsdauer: 17.6. - 29.7.2000
Sommerpause: 29. Juli – 25. August 2000
Oeffnungszeiten: Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr

Galerie Hauser & Wirth
Löwenbräum-Areal
Limmatstrasse 270
8005 Zürich
Telefon: 01 446 80 50
Fax: 01 446 80 55
E-Mail: info@ghw.ch

www.ghw.ch


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