© Jenny Holzer, VBK, Wien, 2004

Xenon for Bregenz, 2004, (Rendering)
© 2004 Jenny Holzer, mit freundlicher Genehmigung der Artist Rights Society New York
Text: "To the Forty-third President" by Henri Cole. First appeared in The New Yorker. © 2004 Henri Cole
Foto: Charles Passarelli
Rendering: Brenda Phelps
© Jenny Holzer, VBK, Wien, 2004


Jenny Holzer
Truth Before Power



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Das Kunsthaus Bregenz freut sich, die Ausstellung "Truth Before Power" (Wahrheit vor Macht) der amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer anzukündigen.


Thema der Ausstellung sind die komplexen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und dem Nahen Osten vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute. Darüber hinaus erforscht die Künstlerin den gegenwärtig von den Vereinigten Staaten geführten "Krieg" gegen den Terrorismus, die Folgen des 11. Septembers und die daraus entstandene Debatte, Theorie und Praxis von Spionage und Spionageabwehr, sowie das Problem, in einer Demokratie ein gerechtes und praktizierbares Gleichgewicht zwischen Geheimhaltung und Transparenz zu finden.


Nahezu alle von Holzer verwendeten Texte stammen aus amerikanischen Regierungsdokumenten - in erster Linie aus amtlichen Mitteilungen, Berichten und Briefen, die der Öffentlichkeit im Rahmen des "Freedom of Information Act" (Gesetz über Informationsfreiheit), einem Meilenstein in der Geschichte, zugänglich gemacht wurden. Viele der Texte waren ursprünglich, als sie entstanden, "geheime Verschlusssache" oder "vertrauliche Dokumente" und sind auch heute nur in stark zensierter Form einzusehen.


"Truth Before Power", so der Titel des Projekts von Jenny Holzer für Bregenz, bezieht sich auf eine Kernaussage aus "Estimates and Influence" (Einschätzungen und Einfluss), einem Aufsatz von Sherman Kent, einem der Gründer der CIA, aus dem Jahr 1968, der dafür plädierte, dass unvoreingenommene intellektuelle Stringenz das oberste Gebot der Geheimdienstarbeit zu sein habe.


Holzer wird ihre elektronischen Texte und Zeichen-anordnungen auf den drei obersten Stockwerken des Kunsthauses installieren. Die Texte für den zweiten Stock, in Rot und Bernsteingelb programmiert, wurden ausgewählt, um einen Eindruck vom Stimmengewirr bei aussenpolitischen Entscheidungen während der Amtszeit der Präsidenten Ronald Reagan, George H. W. Bush, William Jefferson Clinton und George W. Bush zu vermitteln. Die Texte im dritten Stock des Museums sind ganz in bernsteingelb programmiert und stammen aus der Literatur des amerikanischen Geheimdienstes. Sie erläutern die Philosophie, die seiner Arbeit zugrunde liegt, und ihren Beitrag zur Aussenpolitik des jeweiligen Präsidenten. Des weiteren beleuchten sie die Beziehungen zwischen dem Geheimdienst und den gesetzgebenden Organen, die mit seiner Kontrolle befasst sind. Eine neuere Arbeit des zeitgenössischen amerikanischen Lyrikers Henri Cole, "To the Forty-third President", erscheint in blauer Leuchtschrift im ersten Stock und in den begleitenden Baum-Installationen, die Jenny Holzer speziell für das Foyer des Kunsthauses sowie für die Johanniterkirche in Feldkirch geschaffen hat.


Xenon-Projektionen
An acht aufeinander folgenden Abenden, beginnend am 11. Juni 2004 um 22 Uhr, werden jeweils dreistündige Xenon-Projektionen an Standorten im Freien in Bregenz und an fünf weiteren Orten in Vorarlberg zu sehen sein.


Seit 1996 projiziert Jenny Holzer ihre Laufschriften in einem monumentalen Massstab auf Gebäude und Landschaften. Dafür verwendet sie Hochleistungs-projektoren mit Xenon-Lampen zum Abspielen von 185-mm-Filmen. Die Xenon-Projektionen der Künstlerin werden, so der Kritiker Peter Schjeldahl, "gesehen und absorbiert eher als gelesen", wie Werbung und öffentliche Ankündigungen. Sie waren schon auf der Spanischen Treppe in Rom zu sehen, am Louvre in Paris, in der Nationalgalerie Berlin und in der unverbauten Landschaft um Rio de Janeiro.


Für das Projekt in Bregenz hat Jenny Holzer die Glasfassade des Kunsthauses für den Eröffnungsabend der Ausstellung gewählt. Unter den Schauplätzen für die folgenden Abende sind die Schattenburg in Feldkirch, der Staudamm des Vermuntsees und das Kanisfluh-Felsmassiv. Die Texte stammen aus amerikanischen Regierungsdokumenten, einem Gedicht von Henri Cole aus der Ausstellung sowie aus der Feder der Künstlerin. An einigen Standorten, einschliesslich des Vermuntsees, wird ein spezieller Film im Grossformat zu sehen sein.


Seit über 25 Jahren präsentiert die Künstlerin ihre scharf formulierten Ideen, Argumente und Anliegen im öffentlichen Raum und in internationalen Ausstellungen, u.a. auf der Biennale von Venedig, im Reichstag, und in den Guggenheim Museen von New York und Bilbao. Ihr Medium ist immer die Schrift, sei es als Text auf einem T-Shirt, als Plakette oder als LED-Anzeige. Die öffentliche Dimension ist integraler Bestandteil der Vermittlung ihres Werks.


Jenny Holzer begann in den späten Siebzigerjahren, ihre Poster mit "Truisms and Inflammatory Essays" (Gemeinplätzen und aufhetzenden Aufsätzen) überall in New York an öffentlichen Gebäuden anzubringen. Bis zu den heutigen Xenon-Projektionen auf Fassaden bekannter Bauwerke hat sie sich in ihren Texten und Praktiken gegen die vorherrschende Ignoranz und Gewalt immer mit Humor, Liebenswürdigkeit und moralischer Courage zur Wehr gesetzt. Holzer lebt und arbeitet in Hoosick, N. Y.


Henri Cole hat fünf Gedichtsammlungen veröffentlicht, darunter jüngst "Middle Earth" ("Mittelerde", im Verlag Farrar, Strauss & Giroux, 2003), ein Buch, das in diesem Jahr mit dem renommierten Lyrikpreis Kingsley Tuft Poetry Award ausgezeichnet wurde. Cole unterrichtete in den Jahren 1993 bis 1999 als Briggs-Copeland Dozent an der Universität Harvard. Nach Lehrverpflichtungen an den Universitäten Yale, Columbia und Smith lehrt er heute am Bennington College. 2004 wurde er für den Pulitzerpreis nominiert, und der Kritiker Harold Bloom schätzt ihn als "einen zentralen Dichter seiner Generation." Cole lebt in Boston, MA.


Ein Katalog mit dem Titel "Truth Before Power" wird in Verbindung mit der Ausstellung erscheinen.


Kurator: Dr. Rudolf Sagmeister


Ausstellungsdauer: 12.6. - 5.9.2004
Oeffnungszeiten: Di-So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 21 Uhr
Mo geschlossen


Kunsthaus Bregenz
Karl Tizian Platz
A-6900 Bregenz
Telefon +43 5574 48594-0
Fax +43 5574 48594-8
Email kub@kunsthaus-bregenz.at

www.kunsthaus-bregenz.at




Jenny Holzer
Truth Before Power



The Kunsthaus Bregenz is pleased to announce a major exhibition, "Truth Before Power" by the American artist Jenny Holzer.


The show explores the United States government's complex political and commercial relations with the Middle East from the end of the Second World War to the present, the United States' current "war" on terrorism, the consequences of 9/11 and ensuing debate, the theory and practice of intelligence and counter-intelligence, and the problem of achieving a just and workable balance between secrecy and transparency.


Almost all texts used by Holzer are US government documents - primarily official communications, reports, and letters made available to the public under the landmark legislation, the "Freedom of Information Act". Many texts were originally "classified" or confidential at the time they were written, and remain heavily redacted.


"Truth Before Power", the title of Holzer's Bregenz project, alludes to "Estimates and Influence", an essay published in 1968 arguing that unbiased intellectual rigor must be the first principle of intelligence work, written by Sherman Kent, one of the founders of the CIA.


Holzer will install her electronic sign arrays on the top three floors of the Kunsthaus. Texts for the museum's second floor, programmed in red and amber, were chosen to convey the welter of voices involved in foreign policy decision-making during the administrations of the presidents Ronald Reagan, George H.W. Bush, William Jefferson Clinton, and George W. Bush. Texts for the museum's third floor, programmed in amber, were selected from the literature of American intelligence to explicate the philosophy of its work and its contribution to presidential foreign policy, or illustrate the relationship between the intelligence community and legislators engaged in its oversight. A recent work by the contemporary American poet, Henri Cole, "To the Forty-Third President", will appear in blue electronics on the first floor of the Kunsthaus, and in companion tree installations created by Holzer for the Kunsthaus lobby and the nearby Johanniterkirche in Feldkirch.


For more than twenty-five years, Jenny Holzer has presented her astringent ideas, arguments, and sorrows in public places and international exhibitions, including the Venice Biennale, the Reichstag, and the Guggenheim Museums in New York and Bilbao. Her medium, whether formulated as a t-shirt, as a plaque, or as an LED sign, always is writing, and the public dimension is integral to the delivery of her work. Starting in the late 1970s with the Truisms and Inflammatory Essays posters which Holzer plastered on buildings all over New York, and up to her recent xenon projections on prominent façades, her texts and practices have rivaled ignorance and violence with humor, kindness and moral courage. Holzer lives and works in Hoosick, NY.


Henri Cole has published five collections of work, most recently "Middle Earth" (Farrar, Strauss & Giroux, 2003), which received the prestigious Kingsley Tufts Poetry Award in 2004. A Briggs-Copeland lecturer at Harvard from 1993-1999, he has taught at Yale, Columbia, and Smith, and currently teaches at Bennington College. Nominated for a Pulitzer Prize in 2004, he has been praised by critic Harold Bloom as "a central poet of his generation". Cole lives in Boston, MA.


A catalogue, "Truth Before Power", will be published in conjunction with the show.


Curator: Dr. Rudolf Sagmeister


June 12 - September 5, 2004