© Jeroen Geel

Pärchen, 2007
Aquarell auf Büttenpapier auf Aluminium, 34 x 26 cm


Jeroen Geel
Kartoffeln und Wolken



Mit der Ausstellung "Kartoffeln und Wolken" eröffnet die Alpineum Produzentengalerie die erste Einzelausstellung mit einem ihrer Produzenten. Speziell für diese Ausstellung entwickelte der Künstler Jeroen Geel (*1976 in Zürich) einen Werkzyklus von Aquarellen. Zum einen "Wolken", wie sie bei wechselhaftem Wetter um Brüssel gesehen werden, andererseits "Kartoffeln", wie sie üblicherweise eher selten gesehen werden.


Die Wolkenbilder entstanden der Natur gemäss in einer flotten Technik, das Bild wird gesehen, die Komposition mit einer Skizze festgesetzt und in einem Zug wird der Eindruck aufs Blatt gebracht. So stellt man sich Aquarell vor, schnell kommt der Eindruck über die geübte Hand aufs Papier. Die Dynamik der Wolkenbildung verunmöglicht jedoch ein reines Malen nach dem Vorbild, vorgesehene Farben und Lichtwerte müssen dauernd an den sich ständig neubildenden Wolkenformationen neu gefunden geprüft werden. Exemplarisch kann man dabei beobachten, wie sich der ortsansässige Geist von René Magritte in diese synthetische Leistung einschleicht.


Die Kartoffel-Aquarelle jedoch lassen jede Schmissigkeit vermissen. Diese Malerei ist auf minutiöser Weise entstanden, mit Bedacht wird der Pinsel Mal für Mal angesetzt, keine Verwischung resultiert zufällig. In einem ersten Arbeitsschritt werden die Grautöne gesetzt, um dann sorgfältig mit ihren Farbwerten ergänzt zu werden. Dies ist eine Arbeitsweise, welche einem Gentleman geziemt, und kaum etwas mit einer provençalen Nonchalance zu tun hat. Wären jedoch französische Meister zu nennen, käme allenfalls Gustave Courbet in Frage, wegen der ähnlichen Farbigkeit sicherlich, aber vor allem der Bildgenerierung wegen; diese Gemälde entstammen der realen Natur, welche bei Tageslicht eingehend studiert wurde.


Diese Strategie ist antizyklisch. Das Motiv in der Malerei heute wird arrangiert und komponiert, sei dies ungegenständlich oder narrativ, die Betonung liegt immer auf der Imaginationskraft des Künstlers, der genuinen Schöpfungskraft des Genies. Geels Gemälde sind jedoch von anderer Herkunft, da ist ein sensibler Entdecker am Werk, welcher den Gegenstand, den er untersucht, so wenig beeinflusst wie möglich, einzig das vom ihm reflektierte Licht wird erfasst. Dies führt zu Bildern, welche frappierend historischen Wissenschaftsillustrationen gleichen.


Ist dies unmodern?
Unmodisch gewiss, kaum ein Künstler traut sich heute, "nur" nach Vorlage zu malen, geschweige denn in Aquarell. Doch ginge es dann um die Präsentation der Papierarbeiten, würde wohl jeder eine Hängung wählen, welche den Wurf des Papiers gut zur Geltung brächte. Gepint würde es werden, wie ein Insekt im Schaukasten, oder es würde mit Fotoklammern wie ein Lappen an die Wand gehängt. Nicht so jedoch in diesem Fall: das Papier wird Papier sein gelassen: es dient dem Aquarellpigment als Farbträger und stellt sonst nur seine Beschaffenheit zur Schau.


In einem unfassbar weissen Raum lässt Geel diverse Körper aneinander stossen, sich aneinanderschmiegen oder auch nur beiläufig da sein. Irritiert durch den antiseptischen Bildgrund dieser Forschungsanlage fokussiert die Betrachtung auf das Objekt. Der Pilzbefall wird zur Blüte, die Konstellation gerät zum Dialog. Wären dieselben Gegenstände auf dem gebräuchlichen Tisch drapiert, müsste man, wie immer bei Stilleben, von Vanitas/Vergänglichkeit sprechen. In diesem Fall beginnen die Objekte aber selbst zu reden. Seit wann können Kartoffeln reden? Zumal sie nur gemalt sind und durch eine Klebefolie gar, in unumstösslicher Starrheit, aufs Alu fixiert sind. Nun, sie tun es, Kartoffeln, Zungen, Äpfel meinen sie zu sein, diese Kreaturen, dabei stellte es sich bereits heraus, dass sie Figuren in diesem Beckett'schen Theater sind. Anders gesagt, wer glaubt schon, wenn ein Künstler eine Ausstellung "Kartoffeln und Wolken" nennt, dass es sich dann auch nur im Geringsten um Kartoffeln und Wolken handeln könnte.


Stefan Meier, 2008


Ausstellungsdauer 9.2. - 8.3.2008

Öffnungszeiten Do-Fr 16 - 19 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr,
und nach Verabredung


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CH-6006 Luzern
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