© Jesse Finley Reed


Jesse Finley Reed
Das tut mir leid...



Fallende Tränen begleitet von lautem Schluchzen charakterisieren die Videobilder von Jesse Finley Reed, die er abwechslungsweise auf den einzelnen Monitoren ein- und ausblenden lässt. So sitzt ein Mann vor einer schwarzen Kulisse und schluchzt herzerweichend. Tränen rollen über sein Gesicht und werden in einem Messglas aufgefangen. Eine geisterhafte Hand stellt die halbgefüllten Messgläser in eine Reihe von Regalen. Konkurrenzierend zu diesen Einstellungen werden Kanalisationsrohre und Rohrleitungen eingeblendet.


Jesse Finley Reed's Arbeiten beschäftigen sich immer wieder mit der Verwandlung gegebener Situationen durch Licht, Make-up oder Dekoration. So werden Nachtklubs hell ausgeleuchtet, Seife wird als etwas Feuchtes und Unanständiges präsentiert, schmächtige Körper werden an der Oberfläche zu Modellen von Hyper-Maskulinität gestylt. Es ist die Konsequenz von "Queerness" (Fremdartigartigkeit aber zugleich auch sexuelle Präferenz), der Jesse Finley Reed in seinem Werk Ausdruck verleiht.


"Das tut mir leid..." setzt sich mit der Bedeutung der Entschuldigung auseinander und stellt dabei die Frage nach ihrer Aufrichtigkeit. Im Wechselspiel von Ernsthaftigkeit und Oberflächlichkeit entsteht eine Mehrdeutigkeit im Bezug auf das Wesen der Entschuldigung.


"Das tut mir leid..." entstand 2005 während des Gastaufenthaltes DAAD (Deutsch Akademischer Austauschdienst) in Berlin und nimmt die vom Künstler beobachtete Auseinandersetzung einer jungen Generationen von Deutschen mit ihrer unmittelbaren Gegenwart und ihrer Vergangenheit zum Anlass.


Der amerikanische Künstler Jesse Finley Reed (1974) lebt zwischen Brooklyn, New York und Berlin. Er hat 2004 die Yale School of Art mit einem MFA abgeschlossen und arbeitet seither in verschiedenen Medien (Installation, Video und Fotografie). Seine Arbeiten wurden bei Murray Guy in New York gezeigt, bei Marc Selwyn Fine Art, bei Mark Moore Gallery in Los Angeles und bei Bernard Toale in Boston. In Europa fand die erste Einzelausstellung im Sommer 2006 bei Arratia Beer in Berlin statt. Weiter nahm Jesse Reed an der Gruppenausstellung bei The Breeder in Athen teil. Mit "Das tut mir leid..." wird Jesse Reed zum ersten Mal in der Schweiz gezeigt.


Der unabhängige Kunstort "video tank" ist ein Projekt von publiclab. video tank besteht aus den drei ehemaligen Forellenaquarien und umschliesst den Raum unter der Dreikönigsbrücke. video tank lädt KünstlerInnen und KuratorInnen ein, sich mit der spezifischen Lokalität unter der Dreikönigsbrücke auseinander zu setzen und sich im Sinn eines Experiments in das Spannungsfeld zwischen Idee, Ort und Betrachter zu begeben.


Mit freundlicher Unterstützung von: Nestlé Fondation pour l'Art und Hans Eggenberger-Stiftung

Ausstellungsdauer 13.4. - 25.5.2007


video tank
(ehemalige Forellenaquarien unter der Dreikönigsbrücke / Schanzengraben)
8001 Zürich
Email info@publiclab.ch

www.publiclab.ch
www.likeyou.com/annakanai Anna Kanai

Fussweg: vom Bürkliplatz / Schifflände entlang Schanzengraben bis Dreikönigsbrücke
Tram: Haltestelle Börsenstrasse (2, 8, 9, 11)


publiclab (Anna Kanai und Tian Lutz) wurde im Dezember 2005 von Anna Kanai, Künstlerin und Kuratorin gegründet und strebt die Zusammenarbeit mit verschiedenen KuratorInnen und KünstlerInnen aus dem Bereich der Medienkunst an. publiclab versteht sich als innovative Umnutzungsstrategie unkonventioneller Räume im urbanen Kontext. publiclab macht sich zur Aufgabe brachliegende Orte im städtischen Umfeld wiederzubeleben und mit digitalen Medien neu zu erschliessen. Den eingeladenen KünstlerInnen wird die Möglichkeit gegeben, sich mit einer gegebenen Lokalität auseinanderzusetzen und sich im Sinn einer Experimentation in das Spannungsfeld zwischen Idee, Ort und Betrachter zu begeben.