Joachim Bandau: Installationsansicht in der Galerie Mark Müller, 2006

Installationsansicht (Detail) in der Galerie Mark Müller, 2006


Joachim Bandau
widersprüchlich



Den Paukenschlag der Ausstellung hat sich Joachim Bandau diesmal für den zweiten Raum aufgespart: Wuchtig und farbintensiv füllen die neuen gelben (!) Aquarelle die Räumlichkeit und wirken durch ihre tiefe Hängung dennoch majestätisch und erhaben. Die Fülle und Ausdehnung der Farbe löst eine sinnliche Wirkung auf den Betrachter aus und verhüllt die räumlichen Verhältnisse durch Intensität und Farbkraft.


Die hochkonzentrierte, prozessuale Arbeitsweise der einzelnen Pigmentschichten wird bei genauerem Betrachten klar ersichtlich, tritt aber dezenter in Erscheinung als bei den schwarzen Aquarellen. Ja, Bandau bleibt nie stehen, geht immer einen - oder gerade zwei Schritte weiter und stellt der gelben Farbparodie rotzig eine Gruppe "diverse Bonsai" gegenüber: Er vereint unter diesem Werktitel ältere und neue Wandarbeiten, wobei sich der Titel nur auf die Grösse der Skulpturen bezieht und nicht den Entstehungsprozess selbst. Die kleinen kubischen Körper beinhalten alle Aspekte von Architektur, wie Innenraum, Aussenraum, Aufsicht, Seitenansicht etc.. Durch die enorme Kompression der Körperlichkeit - das kleinste Stück weist gerade 8,3 x 10 x 12 cm auf - entsteht eine gewaltige Dichte und Präsenz im Raum.


Wie zeitgemäss sowohl die alten wie auch die neuen Skulpturen von Joachim Bandau sind, zeigt das aktuelle Kunstgeschehen: Ausstellungen wie "Formalismus. Moderne Kunst, heute", im Kunstverein Hamburg, oder junge deutsche KünstlerInnen wie Katja Strunz, Jeppe Hein oder Michaela Meise, die sich mit minimalen Objekten beschäftigen, sind nur wenige Beispiele, die das gegenwärtige Interesse am "New Formalism" veranschaulichen. Dass Bandau einer der Vorreiter dieser Generation ist und sich deshalb weniger mit der Differenz zwischen Vergangenheit und Gegenwart beschäftigen muss, wird bloss durch einen Blick auf sein Geburtsdatum ersichtlich, denn seine Skulpturen bleiben im Brennpunkt der Aktualität, sind sexy und en vogue!


Joachim Bandau wurde 1936 in Köln geboren, lebt und arbeitet in Aachen und Zürich.


Text: Marina Leuenberger


Ausstellungsdauer 28.10. - 16.12.2006

Oeffnungszeiten Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr
und nach Vereinbarung


Galerie Mark Müller
Gessnerallee 36
8001 Zürich
Telefon +41 (0)44 211 81 55
Fax +41 (0)44 211 82 20
Email mail@markmueller.ch

www.markmueller.ch