© Joël Frattini


Joël Frattini
Agress



Wie redet man über Gewalt in Städten, ohne in eine SVP-Rhetorik zu verfallen? Wie über Opfer, ohne Pathos?


Gewalt ist alltäglich. Aber genau so extrem wie ihre Folgen ist die Diskussion darüber. Während die einen Gewalt zur politischen Hetzerei missbrauchen, scheinen die anderen das Problem herunterzureden. Irgendwo dazwischen sind die Opfer. Menschen, deren Alltag sich schlagartig verändert hat. Ob bedroht, bestohlen, verletzt oder gar vergewaltigt, ihre Umwelt wandelte sich zur bedrohlichen Kulisse.


Die Möglichkeiten der Bewältigung sind beschränkt und hart. Durch eine Anzeige fühlen sich viele Opfer einem rücksichtslosen Polizeiapparat ausgesetzt, ja gar unter Rechtfertigungszwang. Ausserdem verringert sich das Problem kein bisschen. Anfängliche Angst wird vielleicht von Wut abgelöst. Vielleicht auch vom Wunsch, dem Täter das Leid zurück zu geben, oder ihm zumindest erzählen zu können, was er ausgelöst hat.


Joël Frattini gibt in der Arbeit "Agress" Gewaltopfern eine Stimme. Knappe Texte stehen wie Legenden unter zeichnerisch bearbeiteten Foto-Porträts. Abgebildet sind nicht die Opfer selbst. Freunde von Frattini haben diesen ihr Gesicht, quasi als Maske, geliehen. Die Bilder plaziert der Künstler im öffentlichen Raum, an möglichen Tatorten. "Agress" wird so zur anonymen Mitteilung an die Täter.


Frattinis Arbeit zeigt ausserdem, dass ganz harmlose Orte für einzelne Menschen während kurzer Zeit oder gar für immer zur Hölle wurden. "Agress" verleiht nicht nur Opfern eine Stimme, sondern stellt mittels der Thematik Gewalt auch unsere Wahrnehmung von öffentlichem Raum und die Geschichten, die in diesen eingeschrieben sind, zur Diskussion.


Stadt und Gewalt spielen auch im Playstation-Game "San Andreas" eine zentrale Rolle. Das Spiel simuliert ein städtisch-soziales Umfeld. Der Spieler kann darin (natürlich nur vordergründig) agieren, wie er will. Das heisst, auch eine böse Rolle übernehmen und gewalttätig sein. An einer Spielkonsole im White Space können unsere BesucherInnen Amok laufen oder brave Bürger spielen. Sie haben die Wahl.


Ausstellungsdauer: 17. - 26.2.2005
Öffnungszeiten: Mi-Fr 18.30 - 21 Uhr, Sa 14 - 18 Uhr


White Space
Raum für aktuelle Kunst
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