© Judit Villiger

Collage zu "Susanna al bagno", 2003


salle de bains @ museum bellerive
 
Judit Villiger
"Susanna al bagno"



In einem realen Badezimmer sind verschiedene "Susanna im Bade"-Szenen zu sehen, die von Judit Villiger neu interpretiert werden. Die Malerin und Objektkünstlerin Judit Villiger (*1966 Luzern, aufgewachsen im Thurgau) beschliesst damit den zweijährigen Ausstellungsbetrieb im Projektraum "salle de bains" (2001-2003). Ihre Installation nimmt Bezug auf die lange Tradition von Wasch- und Badeszenen – etwa von Peter Paul Rubens oder von Artemisia Gentileschi – und konstruiert mit Figuren aus Ton überraschende Einblicke und Zusammenhänge.

Die Künstlerin Judit Villiger gibt – vom realen, verdunkelten Badezimmer ausgehend – Einblicke in Wasch- und Reinigungsszenen aus der reichhaltigen Tradition der "Susanna"-Darstellungen. Das Thema der begehrenswerten, von Blicken verfolgten Susanna in einer paradiesischen Landschaft fand bereits im Alten Testament Erwähnung und wurde vor allem in der italienischen Kunst ab dem 15. Jahrhundert zu einem beliebten Motiv. Judit Villiger über ihr Interesse an dieser Frauenfigur: "Mich interessiert das Intime und Persönliche an dieser Beschäftigung mit dem eigenen (Frauen-)Körper; einem Körper, der eingebunden ist zwischen Lust und Last".

Verschiedene "Susanna"-Darstellungen – von Simone Martini über Albrecht Altdorfer bis zu Peter Paul Rubens – werden von Judit Villiger dreidimensional als Objekte aus glasiertem Ton inszeniert. Die Künstlerin begnügt sich jedoch nicht mit dem blossen Bild-Zitat, sondern interpretiert ihr Ausgangsmaterial neu: So ermöglicht sie Einblicke in das "Dazwischen" und "Dahinter" der Susanna und ihrer Betrachter und kann auf diese Weise die Badeszenen ganz persönlich kommentieren. "Je nach Blickeinfall pendelt die Darstellung der schönen Badenden in der paradiesischen Natur zwischen Peep-Show und Krippe, zwischen verbotenem und sakralen Raum."

Die Beleuchtung der einzelnen Objekte wird durch Bewegungsmelder aktiviert – der Betrachter wird so unweigerlich zum Voyeur dieser Szenerien. Dies ist gerade vor dem Hintergrund einer feministischen Interpretation der "Susanna" interessant. Denn die durch die Gender-Forschung geprägte Kunstgeschichte hat besonderen Nachdruck auf die geschlechtlich festgelegten Blickstrukturen zwischen (männlichen) Betrachtern und (weiblichen) Betrachteten gelegt. Ein von der Künstlerin produzierter Faltprospekt (Grafik: Markus Bucher) darf von den Besuchern mitgenommen werden. Die Künstlerin kommentiert dort mittels collagierten "Susanna"-Szenen die jahrhundertealte Bildtradition aus einer ganz persönlichen Optik.


Die Installation von Judit Villiger wurde von folgenden Stiftungen und Firmen grosszügig unterstützt:

Kulturstiftung des Kantons Thurgau
FELA Managment AG, Diessenhofen


Ausstellungsdauer: 10.4. - 11.5.2003
Oeffnungszeiten: Di-Do 10 - 20 Uhr, Fr 10 - 17 Uhr
Sa/So 11 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Museum Bellerive
Höschgasse 3
8008 Zürich
Telefon 01 383 43 76
Fax 01 383 44 68
E-Mail peter.stohler@hgkz.ch