© Jürg Altherr

Installationsansicht Galerie Mark Müller


Jürg Altherr
Kabinett



Jürg Altherr (*1944) hat im Guestroom sein Chaos ausgelegt: Chaos im Sinne von ungeschieden und werkübergreifend. Arbeiten aus vier Jahrzehnten sind zu einer Kabinettschau vereint, wobei sich Modell, Skizze, Abguss und Skulptur in einem anregenden Diskurs gegenüberstehen. Phänomene werden ersichtlich, die in Altherrs Oeuvre immer wieder auftauchen und sich neu formulieren. In einem Rundgang zwischen den einzelnen Objekten nimmt der Betrachter ein sich verdichtendes Themengewebe aus Körperlichkeit, Gleichgewicht und Bewegung wahr. Die Beziehung zwischen den einzelnen Topoi ist dabei genauso wichtig wie die Funktion des Betrachters.


Die zentrale Skulptur "Lust, Schmerz, Tod, Nächstenliebe, mit freundlichen Grüssen" besteht aus vier in einen Stahlrohrpavillon montierten, eingeschnürten Körperabgüssen. Das Interesse des Künstlers fokussiert sich auf die Situation des Körpers, nicht nur auf den Körper selbst: Die Fragmente wurden verkehrt herum eingespannt. Durch ein Seilgeflecht sind sie miteinander verbunden und gleichzeitig zueinander in Beziehung gesetzt: Kein Körperteil kann bewegt werden, ohne dass die anderen folgen.


Es resultiert ein Gleichgewichtssystem, das auch in Altherrs Modellen wieder anzutreffen ist. Bei der "Strumpfbrücke" z.B., die als Modell für die Alpbachschlucht gebaut wurde, ist das Phänomen der Bewegung zentral. Doch ohne den Betrachter, der das System anstösst, gibt es keine Bewegung. Sein Eingriff in die Wirklichkeit eines Spaziergängers, der die Brücke überquert, ist Teil des ganzen Systems. Auf diese Weise dürfen auch die Studien und Modelle vom Besucher angefasst werden, damit er die Objekte nicht nur im statischen Zustand, sondern auch in Bewegung erlebt.


Die aufgehängten Postkarten bieten einen weiteren Einblick in die Denkweise des Künstlers: Die Beziehung zwischen Objekten und deren Verhältnis zum Raum wird in seinen Ausführungen nicht definiert, sondern unterschiedlich ausgelegt. Fragen, wie man sich selbst im Gleichgewicht hält, und was die Bedingungen dazu sind, führen zu Vorschlägen, die sich in den Skulpturen formuliert finden.


Marina Rüttimann


Ausstellungsdauer: 15.1. - 26.2.2005
Oeffnungszeiten: Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr
und nach Vereinbarung


Galerie Mark Müller
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