© Jutta Bürger


Jutta Bürger
Integration - Incorporation 2002 - 2004



Der Mensch braucht die Natur und fürchtet sie, er beutet sie aus und versucht, sie zu überwinden, und manchmal, da geniesst er sie auch. Aber auch auf dem Sonntagsspaziergang, auf dem das Idyllische und Erholsame wohl überwiegt, ist das Verhältnis durchaus zwiespältig. Wir kommen, wie es heisst, aus der Erde, verleiben uns dann jeden Tag unseres Lebens die Erzeugnisse dieser Erde ein, um existieren zu können, und gehen dann wieder in die Erde ein. Selbst also Teil der Natur machen wir alles Mögliche und - wir wissen es - auch alles Unmögliche, um diesem letztlich starken Ausgeliefertsein zu entkommen. Dieses Spannungsfeld von Mensch, Körper und Natur ist Jutta Bürgers Thema in ihrer neuen Fotoarbeit "Integration - Incorporation".


Da sind ein Rücken voller Mücken und ein Liegender in einem abgeernteten Maisfeld, da stehen nackte Füsse auf einem frisch gepflügten Acker und klemmen Männerarme filigrane Pusteblumen an den Körper und man spürt plötzlich, wie nah sich die Sinnlichkeit und Poesie des Daseins und des Körpers - ob von Mann oder Frau - und das Geplagtsein, die Anstrengungen eben dieses Daseins sind. Doch da gibt es auch einen Haufen Äste am Strand, Sträucher am Meer, Bambus und eine neblige Landschaft, ein junger Mann, der auf einem steinigen Boden liegt, und eine Frau, deren Haare wie Flammen in die Höhe schiessen: Jutta Bürgers Bilderzählung kreist um die vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer und enthält teils rätselhafte Szenen, teils Landschaftsaufnahmen.


Die Fotografin kombiniert scheinbar beiläufig gefundene Motive mit inszenierten Situationen, Farbfotografie und Schwarzweissaufnahmen, weiche, unscharfe Formen mit harten Strukturen. Jutta Bürger thematisiert damit einerseits Gegensätzliches, etwa die Zärtlichkeit und Brutalität des Lebens, die Weichheit und Härte der Erscheinungen, Männlichkeit und Weiblichkeit, aber auch formale Aspekte wie Farbe und Schwarzweiss, Schärfe und Unschärfe. Indem sie die Körperlichkeit eines grossen Blattes zur blattzarten Fragilität des menschlichen Organismus stellt, macht sie andererseits auch auf Übereinstimmungen von Körper und Natur aufmerksam.


Die Bieler Fotografin Jutta Bürger (*1970) studierte zuerst einige Semester Psychologie und Philosophie an der Universität Bern und bildete sich dann an der Fotoklasse der Ecole d'Arts Appliqués in Vevey zur Fotografin aus. Sie zeigte ihre Arbeit bereits in mehreren Gruppenausstellungen im In- und Ausland und in einer Einzelausstellung im Photoforum PasquArt in Biel (2002).


Text: Nadine Olonetzky


Ausstellungsdauer: 29.9. - 18.12.2004
Oeffnungszeiten: Mo-Mi 8 - 19 Uhr, Do/Fr 8 - 22 Uhr
Sa 8 - 18 Uhr


COALmine Fotogalerie
Volkart Haus
Turnerstrasse 1
8400 Winterthur
Telefon 052 268 68 82
Fax 052 268 68 89
E-Mail: info@coalmine.ch

www.coalmine.ch