© Karin Suter


Karin Suter
The light was awfully fast



Malerei trägt eine eigentümliche Zeit-Spannung in sich. In Echtzeit, als Zeitspanne des Schaffens (eines Bildes), wird versucht die eigentliche Zeitlichkeit als Charakter der Malerei aufzugreifen, zu fassen und atmosphärisch zu verdichten. Diese sonderbare malerische Zeit, in der Vergangenes in Echtzeit festgehalten wird, trägt nicht nur eine Melancholie in sich. Sie enthält auch eine Ungewissheit, und so ist denn auch die Aktion der Malerei immer auch als "Suspense" zu verstehen. Während diese jedoch z.B. im bewegten Bild (als Gegensatz zur "Tension") im Extremfall über eine gesamte Geschichte aufgebaut wird, bevor sich diese Spannung auflöst, bleibt sie in der Malerei in diesem Sinne unlöslich erhalten.


Die Malerei von Karin Suter (*1979, lebt und arbeitet in Basel) lässt sich vielleicht am besten in diesen klassischen Spannungsfeldern der Malerei erklären. Seit ihrer Rückkehr aus dem Basler Atelierstipendium in Rotterdam, haben sich Karin Suters grossflächige Malereien von der Leinwand auf die Wände und Decken der Ausstellungsräume verlagert. Nachdem sie in Basel, dem Kunsthaus Aarau, Berlin und Rotterdam zu sehen waren, zeigt Karin Suter nun endlich ihre Werke in einer ersten Ausstellung in Zürich. Speziell für die Ausstellung bei Les Complices* hat Karin Suter eine Rauminstallation erarbeitet.


Wie verschwommene, überbelichtete Filmstills schafft Karin Suters Malerei nie mehr als eine Ahnung. Aber selbst darin nimmt sie sich noch zurück. Wenn etwas greifbar scheint, dann vor allem die Ahnung vor etwas Grösserem, Unfassbarem, was vielleicht allem Sinn gibt, sich aber nie vollends enträtseln wird. Nicht ohne Grund erinnern ihre Bilder an eingefrorene Videosequenzen; Karin Suter hat auch lange mit Video, und vor allem mit den Effekten der Überwachungskameras gearbeitet. Karin Suters Bilder scheinen von Vergangenem, von Verlust und Abwesenheit zu handeln. Auf hellen, beinahe transparent wirkenden Hintergründen sammeln sich Gedachtes, Erinnerungen, und Erfahrenes. Ihre Malerei ist Versuch der Vergewisserung, als kritische Auseinandersetzung mit sich selbst, als Beobachtung und Formulierung des sonst Unbenennbaren. Auf Wänden und Decken übertragen, verstärkt sich dieser Eindruck noch weiter, nicht zuletzt auch im Wissen um zeitliche Begrenzung des Werkes selbst.


Auf Karin Suters Leinwand finden subtile Bruchstücke aus der privaten und der grossen, weiten Welt zusammen. Beide wirken in ihrer subjektiven Nähe beinahe intim und dennoch unaufhaltsam vergänglich; eine Bewegung nicht als dramatisch inszeniertes Moment sondern als einzige Möglichkeit des Erfassens, des kurzen Festhaltens eines Augenblicks. Skizzenhafte, flüchtige, jeder Nachlässigkeit ferne Andeutungen scheinen eine Lesbarkeit zu suggerieren. Man glaubt schon, die eine oder andere Geschichte mit- oder gar zu ende denken zu können. Die schlicht wunderschöne Ausgewogenheit und Spannung zugleich in der Komposition von Fläche, Farbe, Licht und Bewegung steigert diesen Glauben noch weiter.


Doch je intensiver die Betrachtung desto stärker die Spannung, in dem Karin Suters Bilder die Betrachtenden zurück lassen. Wie die Hintergründe, auf denen sie sich zart entfalten, so scheinen auch jegliche Andeutungen beinahe transparent, und verschwinden gleichwohl wieder.


Im Nebel, im Schneegestöber, im Licht?


Ausstellungsdauer 26.4. - 20.5.2006

Öffnungszeiten Mi 18 - 22 Uhr (Bar), Do-Sa 14 - 18 Uhr
oder nach Vereinbarung


Les Complices*
Espace libre & Edition
Anwandstrasse 9
8004 Zürich
Telefon +41 (0)43 243 88 77
Email Info@lescomplices.ch

www.lescomplices.ch