© Keren Cytter

The Dates Series, 2004
Digital-Video, s/w
Film1: 21/4/04, 6 Min.
Filmstill


Keren Cytter


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Die israelische Künstlerin Keren Cytter (geboren 1977 in Tel Aviv, lebt und arbeitet in Amsterdam) erzählt Geschichten. Sie tut dies in Form von experimentellem Kino, das aus einer Vielzahl spannender Genres schöpft, vom Film Noir über den fiktiven Dokumentarfilm bis hin zum puren Cinema Verité. Es sind Kurzgeschichten, in denen das Alltägliche mit dem Mysteriösen kollidiert.


Keren Cytter erzählt zugleich normale wie irrwitzge Kurzgeschichten, die eine filmische Gratwanderung zwischen dem Komischen, Grotesken und Tragischen eingehen und gleichzeitig auch als Kommentar zum Medium Film funktionieren. Ihre Filme dokumentieren ihre Umgebung, ihre Freunde und Familie, die als Charaktere in einer Art Traumwelt agieren, in der egozentrische Ziele, tiefliegende Frustrationen, persönliche Bestrebungen und intime Wünsche die Inhalte sind - meistens errinnern sie an steife und amateurhafte Darstellungen von Theater-Sprechproben.


Cytter dekonstruiert traditionelle Erzählstrukturen, indem sie Bilderclips mit nicht harmonisierenden Sprach- und Tonsequenzen, die oftmals mit Untertitel verdoppelt werden, überlagert und dadurch eine oft überraschende und immer arbiträre Realität zusammenwürfelt. Ihre Filme entstehen aus Bild und Sprachcollagen, die auf tatsächlichen wie auch auf fiktiven Begebenheiten und autobiografischem Material basieren. Die Filme besitzen einen besonderen Reiz der durch die innere, psychologische Anspannung der Darsteller verkörpert wird. Sie personifizieren oft eine von existenzieller Angst geplagter und verunsicherten Jugend, die durch ihre geographische und kulturelle Deplatzierung in konstanter Unruhe mit sich selber und ihrer Umgebung sind.


Die Kunsthalle Zürich präsentiert die erste institutionelle Einzelausstellung von Keren Cytter in der Schweiz. Die Künstlerin verbrachte die letzten vier Jahre im Studioprogramm De Ateliers in Amsterdam, wo die meisten - mit Ausnahme einiger in Israel gedrehten - Filme enstanden sind. Für ihre Ausstellung in Zürich hat Cytter sieben Filme ausgewählt, die innerhalb einer wunderlich zerbrechlichen architektonischen Grosskonstruktion von aneinandergereihten Holzkabäuschen eine intime Welt schaffen, die ihre mehrschichtigen Erzählebenen noch tiefer dekonstruiert und ihre vermeintlich leicht erfassbare Filmwelt der Text-, Sprach und Bildwelten ineinander verschmelzen lässt.


Die meist billig und auf einfache Weise produzierten Videos imitieren das Genre des Dokumentarfilms, werden jedoch durch Zitate und Klischees aus Populärkultur, Film, Popmusik und Trash-Literatur erweitert und somit in eine rein fiktive Welt geschleudert, wo das Begriffsvermögen des Betrachters getestet wird. In "The Family" zum Beispiel vermischen sich mehrere Dialogebenen, die durch bewusst falsch zugeordnete Geschlechterrollen und Stimmanpassungen für Verwirrung sorgen. Ein junger Mann mimt die Rolle der Familienmutter, das einjährige Baby wird von einem über zwanzigjährigen Mann gespielt, der Vater wird von einer jungen Frau dargestellt, und auch die übrigen Familienmitglieder sind durch gleichaltrige Freunde der Künstlerin besetzt. Die Dialoge bestehen aus einer Abfolge von irrationalen Beschimpfungen und Drohungen, vermischt mit Wunschäusserungen und Lob. Was diese Familienunterredung so bizarr erscheinen lässt, ist die klare Absenz "normaler" Gespräche, die hier stattdessen durch dunkle, verbotene Gedanken Ersatz finden.


In Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Kunstverein erscheint ein Künstlerbuch, das aus einem insgesamt 200 Seiten umfassenden Stream-of-Consciousness-Text von Keren Cytter besteht, der ihren spielerischen Umgang mit Sprache wie ihre künstlerische Strategie mit einer Auswahl von Bildern dokumentiert: Lukas & Sternberg, Berlin.


Die Kunsthalle Zürich dankt: Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Mondriaan Foundation, Amsterdam, Swiss Re.


Unser Vermittlungsprogramm wird unterstützt von Swiss Re.


Ausstellungsdauer: 2.7. - 14.8.2005
Oeffnungszeiten: Di/Mi/Fr 12 - 18 Uhr, Do 12 - 20 Uhr
Sa/So 11 - 17 Uhr, Mo geschlossen


Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse 270
8005 Zürich
Telefon +41 (0)44 272 15 15
Fax +41 (0)44 272 18 88
Email info@kunsthallezurich.ch

www.kunsthallezurich.ch





Keren Cytter


Israeli artist Keren Cytter (born 1977 in Tel Aviv, lives and works in Amsterdam) tells stories. She does so through experimental movies that draw on a variety of exciting genres, ranging from film noir via fictitious documentaries through to pure cinema verité. She tells short stories in which the everyday collides with the mysterious.


Keren Cytter also tells quite normal but absurd short stories that tread a thin line between the comical, the grotesque and the tragic while also functioning as a commentary on the medium of film. Her films document her surroundings, her friends and family, who act like characters in a kind of dreamworld in which egocentric goals, profound frustrations, personal aspirations and intimate wishes are the content - usually they bring to mind the unnatural amateurish depictions at theater castings.


Cytter deconstructs traditional narrative structures by superimposing video clips with non-harmonized voice and sound sequences that are often doubled up with subtitles, and in this way conjures up an often surprising and always arbitrary reality. Her films arise from image/voice collages that are based on real and fictitious events as well as from autobiographical material. The films possess a special attraction which is expressed through the inner, psychological tension of the actors. They often personify youth, insecure and tormented by existential angst, which through their geographical and cultural displacement find themelves in constant unease with themselves and their environment.


Kunsthalle Zurich is presenting Keren Cytter's first international solo show in Switzerland. She spent the last four years at the studio program De Ateliers in Amsterdam, where most of the films were made - with the exception of a few shot in Israel. Cytter has chosen seven films for her Zurich show that, set within a marvelously fragile architectural structure of rows of wooden sheds, create an intimate world in which her multi-layered narratives are subject to even deeper deconstruction, and where her ostensibly easy-to-grasp film worlds of textual, audio and image levels increasingly meld.


Usually produced in a cheap and simple way, the videos imitate the genre of documentaries and yet the quotes and clichés taken from popular culture, film, Pop music and trash literature expand them, propelling them into a purely fictitious world where our ability to grasp things is sorely tested. For example, in "The Family" several levels of dialog blend, confusing us as gender roles and voices have been deliberately cross-wired. A young man mimes the role of a mother, the one-year old toddler is played by a 20-something-year-old man, the father is played by a young woman, and the other family members are played by the artist's friends, who are her own age. The dialogs consist of a sequence of irrational insults and threats, mixed with wishes and praise. What makes this family conversation so bizarre is the clear absence of any "normal" conversation, replaced here by dark and hidden thoughts.


In collaboration with the Frankfurter Kunstverein an artist book will be published containing a Stream-of-Consciousness-Text by Keren Cytter, approx. 200 pages, Lukas & Sternberg, Berlin.


Kunsthalle Zürich would like to thank: Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Mondriaan Foundation, Amsterdam, Swiss Re.


Exhibition: July 2 - August 14, 2005
Opening hours: Tues/Wed/Fri noon - 6 pm, Thu noon - 8 pm
Sat/Sun 11 am - 5 pm, closed on Mondays