© Frederick Burlingham

Frederick Burlingham: La Suisse inconnue, La vallée de Lötschenthal, 1916
Filmstill


Kolonialismus ohne Kolonien?
Beziehungen zwischen Tourismus, Neokolonialismus und Migration



Beiträge und Projekte von Frederick Burlingham, Informationszentrum 3. Welt (iz3w) / FernWeh, Susanna Kumschick, Christian Mayer, Yves Mettler und Marion Ronca, Pia Lanzinger, Lisl Ponger, Sascha Reichstein, Philippe Rekacewicz, Ruby Sircar, Hoy Cheong Wong

"On the way to: From/ToEurope": Jochen Becker/metroZones mit Francesco Jodice, Valérie Jouve, Fahrettin Gürkan Örenli und Dierk Schmidt

Ausstellungsarchitektur: Jesko Fezer
Projektbegleitung: Manuela Bojadzijev, Julien Enoka-Ayemba, Stephan Lanz


Die nächste thematische Ausstellung "Kolonialismus ohne Kolonien? Beziehungen zwischen Tourismus, Neokolonialismus und Migration" setzt sich mit der Frage auseinander, inwiefern uns Phänomene und Austauschverhältnisse der europäischen kolonialen Vergangenheit in ihrer Gegenwärtigkeit tangieren, wo und wie sie in der Tourismusindustrie, in exotisierender medialer Bildproduktion, in wirtschaftlichen Beziehungen und migrantischen Bewegungen sichtbar sind.


Kolonialismus, postkolonialer Diskurs, Neokolonialismus sind Begrifflichkeiten unserer Sprache, welche wir benutzen, auch wenn eine koloniale Vergangenheit im ersten Moment uns nicht unmittelbar zu betreffen scheint. Die Frage, die sich für uns stellt, ist, wie über Postkolonialismus gesprochen werden kann. Gibt es so etwas wie eine koloniale Spur oder Matrix, die nicht unbedingt dort auftaucht, wo man sie erwartet?


Ist die Frage nach dem "Kolonialen ohne Kolonien" hierbei hilfreich? Und muss die Auseinandersetzung über die Dichotomie von "Eigenem" und "Fremdem" letztlich nicht auch sehr selbstbezüglich untersucht werden, wenn man über postkoloniale Strukturen mitsprechen möchte? Was hat das mit der Schweiz zu tun? - Oder: Warum sind typische vermeintliche Kolonialwaren wie Schokolade und Kaffee in der Schweiz so prominent? Die Projektreihe setzt sich mit der Bewusstmachung postkolonialer Strukturen und Kulturen auseinander. Die Schweiz, die keine Kolonien besessen hat, ist im Zuge einer postkolonialen Forschung zur Bildproduktion nicht auszuschliessen. Um der Dichotomie "Täter/Opfer" zu entgehen, könnte es gerade interessant sein, die Problematik und Dialektik des "Eigenen/Fremden" am Beispiel von nicht per se ehemaligen Kolonialmächten zu untersuchen.


Der Im- und Export von "Eigenem" und "Fremdem" ist in einer durch Globalisierung und Migration geprägten Welt nicht nur in offensichtlichen Wechselbeziehungen erkennbar, sondern fluktuiert und findet sich in verschiedenen Ausprägungen neokolonialer Strukturen wieder. Die Thematik erfordert es, die Graubereiche zwischen Tourismusindustrie, neokolonialen wirtschaftlichen Beziehungen und Migration zu untersuchen und die Schnittmengen zu befragen. Uns erscheint es in diesem Zusammenhang produktiv, eine bewusste Unschärfe im Blick zu wählen, die eben nicht nur ein Thema fokussiert, sondern quasi immer auch seitlich "daneben schaut". Die Ausstellungsreihe "Kolonialismus ohne Kolonien?" steht in Dialog mit "On the way to: From/ToEurope", welches ein Exposé für ein geplantes, fortschreitendes Forschungsprojekt über Europas koloniale Fundamente, trikontinentale Positionen und aktuelle postkoloniale Konditionen in den Städten von Welt ist.


Die erste Ausstellung beschäftigt sich mit exotischer medialer Bildproduktion und dem Tourismus. Vorstellungen von fremden Ländern und kulturelle Selbstvergewisserung speisen sich neben dem subjektiven Erfahrungshorizont auch aus dem riesigen Reservoir medial vermittelter Bilder. In diesem Zusammenhang spielt die Tourismusindustrie eine zentrale Rolle, da sie immer auch Blickregime auf das "Andere/Fremde" produziert bzw. inszeniert. Die Wechselbeziehungen zwischen Kolonialisierten und Europa finden sich als kulturelle Formen in der Tourismusindustrie und Kulturindustrie wieder. Das Ausstellungsprojekt fragt nach der Gegenwärtigkeit und der Geschichte exotischer Bildproduktionen, nach dem Umgang mit dem "Fremden" im eigenen Kontext und dem Tourismus als Konsum von Zeichen und Bildern.


Ausstellungsdauer 28.10.2005 - 15.1.2006

Öffnungszeiten Mi/Fr 14 - 17 Uhr, Do 14 - 21 Uhr,
Sa/So 14 - 20 Uhr


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Rote Fabrik
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