KONSEQUENZ – Vereinbarkeit von individuellen Lebens- und Gesellschaftsidealen


KONSEQUENZ ist ein kombiniertes Ausstellungs-/Workshop-/Performanceprojekt und stellt die zunächst etwas allgemein anmutende und zugleich hochkomplexe Frage nach der Vereinbarkeit von individuellen Lebens- und Gesellschaftsidealen. Die Versuche einer Beantwortung führen sehr schnell zu weiteren – konkret und individuell zu beantwortenden Fragestellungen: Wie lebe ich jetzt? Wie möchte ich leben? Wie sieht mein Gesellschaftsideal aus? Und letztendlich damit auch die Frage: Sind diese Vorstellungen miteinander vereinbar? Und falls nicht: Was dann?

Der Ausstellungsteil besteht aus verschiedenen Units und lässt ahnen, aus welchen unterschiedlichen Perspektiven diese Fragen beantwortet werden können: während die Schüler des Ottelfinger Oberstufenschulhauses einen eher persönlichen Zugang gewählt haben, hat eine vierköpfige task force, bestehend aus 2 Künstlerinnen und 2 ArchitektInnen anhand des NATO-Dictonary die sprachlichen Ausdrucksformen einer militärischen Struktur dekonstruiert:
Ein Grossteil der Kommunikation ist – sozusagen im direkten Widerspruch zur inhaltlichen Aussage – in einer quasipoetischen Sprache verfasst. Nicole Henning (CH), Kirstine Roepstorff (Dänemark), Daniel Truniger (CH) und Raluca Visinescu (Rumänien) haben sich in einer Art Emotional landscape mit der Terminologie aus einem militärischen Kontext auseinandergesetzt und sich diese in einer individualisierten Form angeeignet. Die dabei entstandenen poetischen Fragmente wurden innerhalb einer schwebenden "Butterfly-Struktur" positioniert, in der kleine Ursachen unvorherbestimmbare Wirkungen zeigen können. Die so entstandene bewegliche Landschaft ist auf die Tragkonstruktion der Halle angewiesen, wird durch diese jedoch auch stark in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Ein Künstler, der eine bewusste Entscheidung für eine Intervention im gesellschaftlichen Realraum gefällt hat, ist Marcondes Dourado aus Brasilien. Er hat jahrelang als Mitglied der Group Bardo Performances mit brasilianischen Kindern aus einem Armenviertel in Salvador de Bahia erarbeitet. Die Kinder erfahren hier durch Übungen und Improvisationen ein positives Körpergefühl, sie erleben sich in den Übungen als starke individuelle Persönlichkeiten. Aus diesen Erfahrungen hat er eine Methode entwickelt, wie mittels Performance grundlegende Emotionen verstanden werden können, wie diese Emotionen auf körperlicher Ebene verarbeitet werden und wie nach diesem Prozess wieder in einem sozialen Kontext gehandelt werden kann. Marcondes Dourado wird in der Shedhalle in einem Artists talk über seine Arbeit in Brasilien und über seine Videoarbeiten sprechen. Er hat gemeinsam mit Jeanne Leite Pereira im Rahmen von KONSEQUENZ während drei Wochen mit Kindern des Oberstufenschulhauses Otelfingen zu Konflikten innerhalb der Familie, der Schule und in der interkulturellen Kommunikation gearbeitet. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist in der Performance "Walking Around" am 13.12. in der Shedhalle Zürich zu sehen.

Vor dem Hintergrund rasanter gesellschaftlicher Formierungsprozesse, wie sie sich in Ost-und Südosteuropa ereignet haben und die auch heute noch nicht abgeschlossen sind, erhält die Frage nach der Übereinstimmung individueller Lebens- und Gesellschaftsideale eine veränderte, neue Bedeutung. Im dritten Teil von KONSEQUENZ werden die OrganisatorInnen der medienaktivistischen Gruppe cfront, Dimitrina Sevova, Alain Kessi und Emil Miraztchiev, einen offenen Workshop veranstalten. Thema sind hierbei Ideen und Perspektiven zum Verhältnis von Individualisierung und Gesellschaft in Ost und West, mit besonderem Augenmerk auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bulgarien, Kroatien und weiteren Ländern. Sie untersuchen gemeinsam mit den Beteiligten, ob neue Medien eine Vermittlungsrolle zwischen individuellem Verhalten und politischen Bekenntnis übernehmen können. Die Diskussionen und Gespräche werden über den Workshop hinaus in einer Publikation weitergeführt, die im Februar 2003 veröffentlicht wird.


Kuratorin: Frederikke Hansen


Ausstellungsdauer: 29.11. - 22.12.2002
Oeffnungszeiten: Mi/Fr 14 - 17 Uhr, Do 14 - 19 Uhr
Sa/So 12 - 18 Uhr


Shedhalle
Seestrasse 395
8038 Zürich
Telefon 01 481 59 50
Fax 01 481 59 51
E-Mail: shedhalle@access.ch

www.shedhalle.ch


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