© Valentin Magaro

Valentin Magaro: No 278., 2000
Acryl auf Leinwand, 77 x 121 cm


Künstliche Welten

Memi Beltrame
, Nicola Jäggli, Valentin Magaro, Susan Pop, Reto Schmid


Fernseher und Personalcomputer gehören längst zu unserem Alltag. Beide Geräte haben uns neue Möglichkeiten zur Wiedergabe von Formen, Farben und Raum - in Kombination mit Ton - eröffnet. Beide Geräte wären ohne Bildschirm, dem elektrifizierten Bildträger, undenkbar. Die flimmernden Bilder, die aus der Leuchtröhre gespiesen werden, verfügen über ihre eigene, oft als kühl und künstlich bezeichnete Ästhetik. Die Ausstellung stellt fünf Kunstschaffende vor, die sich mit den neuen Medien auseinandersetzen und deren Potential zur Schaffung neuer, "künstlicher Welten" ausloten.


Memi Beltrame
Die Arbeit "Zwischen den Sendern" befasst sich mit Bildern, die beim Zappen entstehen. Die Zeitspanne von Sekundenbruchteilen, die ein einzelner Zap dauert, wird gedehnt und wie beim Eintauchen in Juliamengen werden die Fraktale des Zaps sichtbar gemacht. In den Tiefen der Störsignale beim Ab- und Aufbau der Sender, sind Bilder mit einer ganz eigenen Ästhetik zu finden. Sie sind verzerrtes und verschrobenes Abbild der eigentlichen Signale. Zappen ist eine domestizierte, harmlose Form von Flatterhaftigkeit, es ist gleichsam aber auch Ausdruck für das nicht befriedigbare Begehren. Die Bilder aus "Zwischen den Sendern" zeigen den möglichen Kern dieser Nicht-Befriedigung, das Unheimliche Etwas welches die Flucht zum nächsten Sender veranlasst (Memi Beltrame).


Nicola Jäggli
Die Malerei war über lange Zeit das ideale Ausdrucksmittel für mich. Die Möglichkeit, dass alles Vorstellbare auch darstellbar ist, hat mich fasziniert und die Malerei bot mir den unmittelbarsten Zugang. Trotz Bilderzyklen, die ich mit anderen Techniken wie Fotografie, Collagen oder verschiedenen Drucktechniken usw. realisierte, ist mir der Umgang mit Pinsel und Farben am nächsten geblieben. Seit einigen Jahren ist nun der Computer mein einziges Werkzeug geworden. Was mir nicht mehr umsetzbar schien mit anderen Mitteln, mit dem Rechner wird es erreichbar. Die Serie "Kleine Häuser" ist am Computer hergestellt, ohne vorhandene Primärbilder zu verwenden (Nicola Jäggli).


Valentin Magaro
Vergleichbar mit einem Designer, welcher für ein Computergame sämtliche Raumteile erfindet, lasse ich mit Zeichenstift, Pinsel und Farbe eine visionäre Bilderwelt entstehen. Anfangs sind es nur Architekturmodule, welche später mit organischen Formen und menschlichen Figuren kombiniert werden. Es entstehen intime, schwerelose Räume, welche von der Technokultur der 90er Jahre, wie auch von computergenerierten Bildern unserer Gegenwart geprägt sind (Valentin Magaro).


Susan Pop
Der Mensch wird zum Geschlechtsorgan der Maschinen, wie die Biene das Geschlechtsorgan der Pflanzen ist.... die Mensch-Maschine-Beziehung ist somit von Natur aus symbiotisch. "Unter dem Einfluss dieses provokanten und so wahren Zitats aus der Medientheorie der frühen 60-er untersucht Susan Pop mit eigenwilliger Empfindsamkeit den Kontakt mit der elektronischen Maschine. Ohne Vorlage kreiert sie eine Welt von morgen und spürt in der Interaktion von Elektrotechnologie und menschlicher Sensibilität die Restbestände humaner Handschrift auf: wie sehen die Viren oder künstlichen Zellen von morgen aus? In ihrer Reihe "Viralien" könnte man von elektronischen Ikonen sprechen; hybride Zwischenmenschen; halb Wesen, halb Maschine, und mit ihren Augen als letztes Indiz menschlicher Referenz - markieren sie einen Kontakt zur Aussenwelt Erde" (Susan Pop).


Reto Schmid
"Sensorium" ist eine interaktive audiovisuelle Installation, eine Reise der Sinne und Emotionen. Die interaktive Installation "Sensorium" ermöglicht eine Reise der Sinne und Emotionen; nicht in einem physischen, sondern vielmehr in einem ätherischen Raum, der nicht aus Materie, sondern aus Vibrationen hervorgeht. Indem sich der Betrachter mittels Tastatur durch das virtuelle Territorium navigiert, erforscht er den projizierten vierdimensionalen Raum bestehend aus Klang, Licht und Farbe. Obwohl der Betrachter seine Position nicht verändert, entsteht der Eindruck, als würde er sich durch die dynamische elektronische Topografie bewegen. Die unterschiedlichen Frequenzen von Licht und Schallwellen vermitteln Transparenz, Leichtigkeit und Unbestimmbarkeit (Reto Schmid).


Lucia Cavegn, (Kunsthistorikerin/Kuratorin, Winterthur)


Ausstellungsdauer: 4. - 27.6.2004
Oeffnungszeiten: Fr 15 - 22 Uhr, Sa 13 - 17 Uhr,
So 11 - 16 Uhr


Galerie Oxyd
Werkhalle
Wieshofstrasse 108
8408 Winterthur
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