© Christian Frosi

Christian Frosi: Ricostruzione approssimativa di un manifesto spazialista per la televisione, tramesso il
17 maggio 1952 dalla Rai die Milano, 2007
Videostill
Courtesy Zero..., Milano und Isabella Bortolozzi Galerie Berlin


Das grosse Nichts

Christian Frosi
, Thilo Heinzmann, Martin Heldstab


Als dritte Folge des Programmjahres Kurator 2007/2008 eröffnet am Freitag, 22. Februar die Gruppenausstellung "Das Grosse Nichts". Diesen Titel gab der deutsche Architekt Bruno Taut der letzten Zeichnung seiner "Alpinen Architektur", die als übergreifendes Thema das Programmjahr 07/08 bestimmt. Mit der Grossen Leere, dem unendlichen Raum und seinen ebenso unendlichen Möglichkeiten beschäftigen sich die drei Künstler Christian Frosi, Thilo Heinzmann und Martin Heldstab.


"Sterne, Welten, Schlaf, Tod, DAS GROSSE NICHTS, DAS NAMENLOSE" mit diesen Worten, die er in eine übergrosse Eiform aus feinen Linien schreibt, schliesst Bruno Taut sein visionäres Zeichnungswerk "Alpine Architektur" (1919/20). Ganz auf die Buchstaben reduziert, steht diese letzte Seite den sonst so dichten, fantastischen Zeichnungen gegenüber und macht deutlich, dass im Grossen Nichts, im unendlichen Raum auch die Fülle, das "Alles Umfassende" liegt.


Nach den Möglichkeiten des Raumes und seiner Darstellung suchten auch die Vertreter der italienischen Bewegung des "Spazialismo". Deren Fernseh-Manifest von 1952 ist in einer "annähernden" Rekonstruktion in der Videoskulptur des jungen Italieners Christian Frosi (*1971) zu sehen.


Das "Movimento Spaziale" bildete sich 1950 um den italienischen Maler Lucio Fontana. Fontana und die "Spazialisten" arbeiteten mit neuen Materialien und Techniken. Sie versuchten, den Raum in der Malerei zu erweitern. Fontana gelang dies mit seinen berühmten, geschlitzten Leinwänden. In der von Frosi augenzwinkernd als "annähernd" bezeichnete Rekonstruktion des "Manifesto Spazialista", beschreiben sich sanft bewegende Linien, Lichtreflexe oder Strahlen in der Begrenztheit des Monitors die Unendlichkeit.


Licht und Schatten spielen auch für die neue Skulpturengruppe, die Frosi für die Alte Fabrik entwickelt hat, eine Rolle. Ausgehend vom traditionellen chinesischen Schattentheater, schuf er die Gruppe flacher, zweidimensionaler Formen aus Kork, die - würde man sie mit den befestigten Stäben bewegen - zu einer dreidimensionalen Erscheinung würden. Angelehnt an kleine Podeste bergen die abstrakten Skulpturen alle Möglichkeiten für das Spiel zwischen Licht und Schatten, für Geschichten und Figuren.


© Thilo Heinzmann

Thilo Heinzmann: o.T., 2008
Fell und Zinn auf Aluminium, 150 x 169 cm
Courtesy Galerie Guido W. Baudach, Berlin


Der in Berlin lebende Thilo Heinzmann (*1969) komponiert seine Malereien aus sorgfältig ausgewählten und kombinierten Materialien: Felder aus Fell treffen auf schillernde Zinn-Spritzer. Die Spannung zwischen den beiden unterschiedlichen Stoffen dringt vom Bild in den Raum und löst die Grenzen des Bildrandes auf. Ebenso scheinen die Klüfte und Spalten, die der Künstler (ganz im Sinne der "Spazialisten") in die weissen Alutafeln schlitzt, aus dem Bild zu schweben. Leicht, fast transparent wirken die Bilder von Thilo Heinzmann und vermögen doch den Raum mit ihrer Präsenz zu füllen.


Auch Martin Heldstab (*1971) wählt und setzt sein Arbeitsmaterial bewusst ein. Alltagsgegenstände verändert er durch minimale Eingriffe oder Umplatzierungen. Mittels einer semitransparenten Plastikfolie lässt er das Weiss der Wand in seinen verschiedenen Nuancen schimmern. Der Aluminium-Rahmen ist auf einer Seite geöffnet und führt dadurch hinaus in den Raum. Selbst durch einen Versandhauskatalog lässt der in Basel lebende Künstler uns mittels eines gestanzten Lochs blicken. Das Innere des Kataloges, die bunten ausgestanzten Kreise, verteilt sich über die ganze Wand.


Die Leichtigkeit, ja beinahe Transparenz ihrer Arbeiten verbindet die drei Künstler. In den Formen ihrer Werke liegt eine feine Poesie. Es mag als Nichts erscheinen und ist doch Alles.


Christian Frosi lebt in Milano. Einzelausstellungen von ihm waren in der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin (2007); bei Isabella Bortolozzi in Berlin (2005) und in der Galerie Zero... Milano (2003) zu sehen. Er wird u.a. in der Ausstellung "Eurasia" im MART Rovereto im Juni 2008 vertreten sein.


Thilo Heinzmann lebt in Berlin. Zur Zeit sind seine Arbeiten in einer Einzelausstellung in der Galerie Parisa Kind in Frankfurt und ab März in der Galerie Guido Baudach in Berlin zu sehen.


Martin Heldstab lebt in Basel. Er war unter anderem in der Ausstellung "Poor Thing" in der Kunsthalle Basel (2007) vertreten und zeigte eine Einzelausstellung bei Stichting Kaus Australis, Rotterdam (2006).


Ausstellungsdauer 23.2. - 20.4.2008

Öffnungszeiten Mi-Fr 17 - 20 Uhr, Sa/So 14 - 17 Uhr


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