© Liam Gillick & Philippe Parreno


Liam Gillick & Philippe Parreno
BRIANNNNNN & FERRYYYYYY



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Unser Szenario schildert den Overkillversuch an einem potenziellen Opfer, das zu einem heftigen, aber stets ergebnislosen Gegenschlag ausholt. Unser Zugang zu der Geschichte beginnt mit der Feststellung, dass die Katze schliesslich die Maus getötet hat und uns in einer Lücke zurücklässt, die dem Raum zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg oder zwischen dem Kalten Krieg und dem Krieg gegen den Terror ähnelt. Wir wollten eine Arbeit schaffen, mit der sich eine gegebene Beziehung zwischen Gesetz und Kreativität in gewisser Weise kritisieren lässt, wir wollten jedoch auch, was entscheidend ist, pointiert herausarbeiten, was es für uns bedeutet, eine Ausstellung vorzubereiten, die sich in erster Linie mit der Beziehung zwischen Gesetz und Kreativität befasst. ...


Wir sind "Reisende" zum Hauptereignis der Konferenz, nicht ihre Protagonisten, Bezugspunkte oder eine Nebenattraktion. Wir wollten uns absichtlich ins Abseits stellen. Uns ist sehr deutlich bewusst, dass historisch marginalisierte Gruppen nicht notwendigerweise zu einer sehr transparenten Beziehung mit dem Gesetz gefunden haben.


Philippe hat die einleitenden Testsequenzen gezeichnet, und diese wurden dann von Ivan Orkney ausgearbeitet, einem jungen, in New York ansässigen Künstler aus Ungarn. Alles wurde von uns editiert und bekam den letzten Schliff. In Lund haben wir das fortgesetzt, und jetzt entwickeln wir neue Versionen von jeder Episode, die auf jeder kommerziellen DVD-Produktion von Anna Sanders Films verborgen sein werden. Diese Produktionsfirma wurde 1998 von Charles de Meaux, Pierre Huygue, Philippe Parreno und Xavier Douroux gegründet.


Die Schriftart Alien Gothic wurde für Philippe Parreno von M/M entworfen, der Pariser Designagentur, deren Arbeiten zwischen einer Designwelt, die sich am allgemeinen Trend orientiert, und Gemeinschaftsprojekten mit Künstlern angesiedelt sind. Wir haben sie einfach verwendet und ihnen das später gesagt. Die Schrift heisst Alien Gothic und bereitet immer Probleme, da sie keine Zahlen und Satzzeichen enthält, und daher muss man immer um das Fehlende herum arbeiten. Die Musik ist sehr speziell. Für den "Identity Clip" von Anna Sanders zu Beginn jeder Episode wurde die Musik 2003 produziert, als der Clip entstand. Der Clip selbst ist eine weitere Gemeinschaftsarbeit von Sean Dack und mir. Er wurde 2003 in der Corvi-Mora Gallery in London gezeigt und ist jetzt zu Beginn der Filme von Anna Sanders zu sehen. ...


Der Hauptteil jeder Episode enthält neue Musik aus der Zeit, als der Film montiert wurde. Sie sollte den einzelnen Episoden ein bisschen Tempo und einen metronomischen Rhythmus geben, sie ist nicht definitiv. Die Credits-Sequenzen enthalten ein kurzes Stück des Anfangs eines bestimmten Tracks einer bestimmten Gruppe, das nur unter dem Aspekt der Validität akademischer Forschung verwendet wird, als ein Zitat konkreter Wertstrukturen.


Die Arbeit ist ein Vorschlag, ein provisorisches Gebilde und ein bisschen albern. (…)


Was die umfassendere Frage des Urheberrechts betrifft, ist ziemlich klar, dass den etablierten Konzernen die Verpflichtung obliegt, elegante Wege zu finden, um für ihre Produktionen weiter überhöhte Preise kassieren zu können. Das Herunterladen von Musik wird nicht sehr deutlich thematisiert, geboten wird gewissermassen eine Pseudoerklärung für den Austausch von Musik und Gedanken, wie es ihn schon immer gab. (…)


Es ist möglich, dass die Zunahme des Datenaustauschs nur neue Sehnsüchte weckt und die Produktion steigert. Sie weckt das Bedürfnis nach mehr "Neuem". Sie wirft ein Glanzlicht auf das, was nicht entliehen oder gemeinsam genutzt oder gefunden werden kann. Jede einfache Suche nach etwas sehr Speziellem führt zu einer grossen Zahl falscher Fährten und Fehlschläge. Wenn man tatsächlich etwas schnell und jetzt braucht, muss man es auf direktem Wege kaufen oder den Inhalt selbst erstellen.


Gemeinschaftsarbeit ist nicht von Natur aus radikal, sie enthält jedoch Potenziale, die von den konservativen Strömungen, von denen die Kunstwelt umgeben ist, unterdrückt werden. Es kommt darauf an, warum man zusammen arbeitet und was man mit der gemeinsamen Arbeit sagen will. Das Urheberrecht ist ein Thema, das Künstler im Zusammenhang mit ihren eigenen Arbeiten gelassen sehen, da sie bezüglich der Produktion von Kunst durch die meisten internationalen Gesetze zu den Persönlichkeitsrechten und den Rechten auf geistiges Eigentum geschützt sind. Jeden Tag gerät der Künstler aus einer juristisch abgeschotteten Umgebung in eine Situation, wo es nur um Schnäppchen geht und der Verweis auf das Urheberrecht im Umfeld der Konzerne verwendet wird, um den Profit und den Markenstatus zu schützen. (…)


Die Arbeit spielt mit den Begriffen Autorschaft und Identität innerhalb einer Sequenz kleiner Gesten und überzeichneter Sprünge. Sie holt verquere Vorstellungen von Moral zurück in die zuweilen dröge gewordenen Diskussionen über die frei im Umlauf befindliche Folge von Bildern und Werten, die uns umgeben. Das Produzieren einer Arbeit, die episodenhaft und keine fertige Edition ist, vielgestaltig oder mit Werkstattcharakter, verweist auf den Wunsch, mit Begriffen der Produktion in einer Art und Weise zu spielen, die über die Tendenzen zur Selbstbeschränkung in der Kunstwelt hinausgeht und etwas hervorbringt, dessen Endpunkt unklar und nicht schlüssig ist. Die Kunst ist daher zwar innerhalb der Grenzen jeder einzelnen Episode klar definiert, jedoch potenziell endlos oder zumindest offen für endlose spätabendliche Wiederholungen. (…)


Liam Gillick


Die Kunsthalle Zürich dankt: Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Luma Stiftung


Unser Vermittlungsprogramm wird unterstützt von Swiss Re.


Ausstellungsdauer 21.1. - 26.3.2006

Oeffnungszeiten Di/Mi/Fr 12 - 18 Uhr, Do 12 - 20 Uhr
Sa/So 11 - 17 Uhr, Mo geschlossen


Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse 270
8005 Zürich
Telefon +41 (0)44 272 15 15
Fax +41 (0)44 272 18 88
Email info@kunsthallezurich.ch

www.kunsthallezurich.ch




Liam Gillick & Philippe Parreno
BRIANNNNNN & FERRYYYYYY


Our scenario details the attempted overkill of a potential victim, who offers violent yet always inconclusive retaliation. Our take on the story begins with the realization that the cat has finally killed the mouse, leaving us in a gap akin to that between the Second World War and the Cold War, or between the Cold War and the so-called War on Terror. We decided to develop a work that could somehow critique a given relationship between law and creativity but also crucially make a pointed reference to the idea of asking us to develop an exhibition in relation to law and creativity in the first place. (…)


We are "riders" to the main event of the conference, not the subjects, reference points or a side attraction. We deliberately wanted to marginalise ourselves. We are very conscious that historically marginalised groups have not necessarily sought out the most transparent relationship with the law. (…)


Philippe drew the initial test sequences, which were then elaborated upon by a young Hungarian artist based in New York, Ivan Orkney. Everything was edited and finalised between us. In Lund we carried on the process even further and now we are developing new versions of each episode to be secreted on each commercial DVD release by Anna Sanders Films founded in 1998 by Charles de Meaux, Pierre Huygue, Philippe Parreno and Xavier Douroux. (…)


The typeface Alien Gothic was originally designed for Philippe Parreno by M/M, the Paris based design agency who work between a semi-mainstream design world and collaborative projects with artists. We just used it and told them about it later. The font is called Alien Gothic and always causes complications as there are no numbers or punctuation, so you have to work around a lack. The music is extremely specific. For the Anna Sanders identity clip at the beginning of each episode, the music was produced in 2003 when the clip was originally made. The clip itself is a further collaboration between Sean Dack and myself, exhibited at Corvi-Mora in London in 2003 and now used at the beginning of each Anna Sanders movie release. (…)


The body of each episode has new music produced at the time that the film was edited in order to give some pacing and metronomic rhythm to each episode, it is not definitive. The credits sequences feature a short segment of the beginning of a specific track by a specific group, used in terms of valid academic research only, as a citation of a precise value structures. (…)


The work is a proposition, a provisional structure and something a little stupid. (…)


In relation to the broader issue of copyright it is quite clear that the onus is upon mainstream corporations to find elegant ways to continue to overcharge for their output. The issue of downloading music is not clear-cut as it is something of a phantom clarification of the way things already were in terms of the exchange of music and ideas. (…)


It is possible that the rise in file sharing merely creates new desires and more production. It provokes a desire for more of "the new". It highlights what cannot be borrowed or shared or found. Any simple search for something extremely specific results in a large number of false trails and failures. If you really need something fast and now, you have to actually purchase it in a straightforward way or create the content yourself.


Working collectively is not inherently radical, however it does carry potentials that are suppressed in the ongoing conservative pressures that surround the art world. It depends why you are working together and what you are saying via the collaboration. Copyright is an issue that artists are generally relaxed about in relation to their own work as they are protected by most international laws on moral and intellectual rights in terms of the production of art. Every day the artist comes from an excessively protected legal environment into a situation where everything is up for grabs and the assertion of copyright is used in a corporate environment to protect profit and brand status. (…)


The work plays with ideas of authorship and identity within a sequence of small gestures and overplayed jumps. It brings forward drunken notions of morality back into the sometimes dessicated discussions about the free-floating sequence of images and values that surround us. To produce a work that is episodic rather than an edition, multiple or workshop structure indicates a desire to play with ideas of production in a way that goes beyond the self-limiting tendencies of the art world and produce something where the end point is unclear and inconclusive and the art is therefore both clearly defined within the boundaries of each episode but potentially endless or at least open to endless late night re-runs. (…)


Liam Gillick


Kunsthalle Zürich thanks: Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Luma Stiftung


Our education and tour program is supported by Swiss Re.


Exhibition January 21 - March 26, 2006

Opening hours Tues/Wed/Fri noon - 6 pm, Thu noon - 8 pm
Sat/Sun 11 am - 5 pm, closed on Mondays