© Léopold Rabus

Mixed Media
courtesy Artrepco Gallery


Léopold Rabus
Ouvrage en cheveux



In Léopold Rabus' zweiter Einzelausstellung "Ouvrage en cheveux" zeigt die Artrepco Galerie eine Installation des jungen Künstlers (*1977) aus Neuchâtel.


Der zentrale Ausstellungsraum wird von einem Haus aus Schindeln eingenommen. Eine Haustypologie, wie man sie in ländlichen Gegenden der Schweiz oft sieht. Doch bei genauerem Hinsehen bemerkt der Besucher, dass die Schindeln nicht etwa aus Holz gefertigt sind, sondern: aus Haar.


Seine ungewöhnliche Materialwahl - neben Haar auch Nagellack, Wachs und Glitzerpartikel - manifestierte sich bereits in Rabus' frühem Schaffen. Einzelne Strähnen und Haare klebte er manchmal direkt auf die Leinwand, in seinen antiken, mit Holz gerahmten Bildkästen finden sich oft kunstvolle Randverzierungen aus echtem Menschenhaar.


Erinnerungen sind im gesamten Werk von Léopold Rabus, besonders aber in seinen jüngsten Arbeiten ein zentrales Thema. Der Titel "Ouvrage en cheveux" steht sinnbildlich für dieses Zurückschauen und Erinnern; bezeichnet er doch jenes raffinierte, zeitintensive Handwerk, mit dem in früheren Zeiten aus einer kunstvoll geflochtenen Haarsträhne eines Toten ein "Haarbild" gefertigt und zur Erinnerung im Wohnzimmer der Familie aufgehängt wurde. Von alters her wurde dem Haar magische Kraft zugesprochen. Aber auch die Tradition der Reliquie beinflusste die Entstehung dieses Trauerrituals massgeblich.


Eine ähnliche Absicht des Erinnerns und Verehrens verfolgt der Künstler mit seinem organischen Haus, das - in seinen eigenen Worten - "nach dem Tod der ehemaligen Bewohner, mittels deren Haar, weiterlebt". Rabus' Faszination für religiöse Traditionen und Ritualen - man erinnere sich an seine früheren Serien "Ex voto", "Scène sainte" oder an seinen Video "L'eau du guide" - ist auch in seiner jüngsten Arbeit ungebrochen; wenn auch subtiler und weniger offensichtlich thematisiert.


Auch die Fülle an Information in seinen Bildern ist im Gegensatz zu früheren Arbeiten zurückgenommen, aber nicht minder komplex dargestellt. Oft sind es Reminiszenzen aus seiner eigenen Kindheit, die der Künstler virtuos und dramatisch inszeniert. Mit seiner unverkennbaren Handschrift und mit dem gekonnten Verbinden von Ästhetischem mit Abgründigem, Diesseitigem mit Jenseitigem schafft Léopold Rabus Bilderwelten, denen man sich schlicht nicht entziehen kann.


Léopold Rabus wurde 2006 mit dem Swiss Art Award ausgezeichnet, im Jahr davor gewann er den Premio Lissone. Seine Arbeiten befinden sich in den Sammlungen verschiedener europäischer Museen, so z.B. im Gemeentemuseum in Den Haag oder im Frissiras Museum in Athen, sowie in zahlreichen privaten Sammlungen, u.a. im Zabludowicz Art Trust in London, in der Collection Olbricht in Deutschland oder der Sammlung Julius Bär in Zürich. Der Künstler lebt und arbeitet in Neuchâtel und Paris.


Ausstellungsdauer 10.5. - 30.6.2007

Oeffnungszeiten Mi-Fr 14 - 19 Uhr, Sa 13 - 17 Uhr


Galerie Artrepco
Ankerstrasse 24
8004 Zürich
Telefon +41 (0)44 252 08 08
Fax +41 (0)44 252 08 21
Email info@artrepco.com

www.artrepco.com