© Lucie Schenker

Oneline, 2004 (Ausschnitt)
Polyäthylen


Lucie Schenker
Oneline


Bei Lucie Schenker wird ein luftgefüllter Kunststoffschlauch zur voluminösen Rauminstallation. Die experimentier-freudige St. Galler Künstlerin gewinnt schlichten Materialien unerwartete Effekte ab. Licht, Transparenz und Leichtigkeit prägen auch ihre jüngsten Plastiken.


"Es ist schön, wenn etwas passiert". Das fasziniert Lucie Schenker an ihrer Arbeit. Wenn ihr der Zufall eine Idee zuspielt und sich die Gedanken zum Konzept verdichten, lässt sich bei aller Erfahrung doch nur ein Teil dessen vorausahnen, was dann die Realisation vor Augen führt. Neugier auf das Überraschende ist der Motor im Schaffen von Lucie Schenker. Und das Überraschende entwickelt sich bei ihr immer in rigider Beschränkung auf einfache Mittel und elementare Formen.


Ungewohnter Umgang mit alltäglichen Materialien
Konstruktive Arbeiten aus Metall haben die 1943 geborene St. Gallerin, die zunächst im Textilentwurf zuhause war, bekannt gemacht. Ihre strengen geometrischen Körper aus Drahtgeflecht oder die transparenten, innen bemalten Kuben aus Metallgewebe sind Architekturen im Raum ohne jede metallene Schwere. An ihren Oberflächen tänzelt das Licht und inszeniert schillernde Spiele. Einen ungewohnten Umgang mit an sich vertrautem Material zeigte Lucie Schenker auch bei verschiedenen Installationen, wo sie Gerüststangen, Armierungseisen, Gitter und Profilstäbe von der Baustelle neu ordnete und zu Skulpturen auf Zeit fügte.


Seit gut zwei Jahren arbeitet Lucie Schenker jetzt mit Kunststoff - weiches synthetisches Material, statt widerspenstiges, der Natur abgerungenes Metall. Bei aller Unterschiedlichkeit der Voraussetzungen: Die Rapperswiler Installation "Oneline" und die anderen gezeigten Objekte und Zeichnungen führen die Gedankenwelt der Künstlerin weiter.


Volumen und Linie in einem
Wie eine überdimensionierte Schlange macht sich die schlammfarbig angehauchte Grossplastik in der Halle der Alten Fabrik breit. Sie verschlauft sich um die Raumstützen und findet so Halt an der Architektur. Ein Ventilator bläht sie mit Luft auf und hält sie stabil in der festgelegten Form. Wer zwischen die voluminösen, meterhohen Luftpolster tritt, erlebt die Installation als leichtes, durchsichtiges Gebilde mit einer glänzenden, an Falten und Stauchungen schillernden Haut und einem bewegten Innenleben. Verunklärt durch die Plastikfolie erscheint die Raum-architektur sanft verzerrt, unscharf und geheimnisvoll. Lucie Schenkers Installation ist eine einzige organisch fliessende Linie, die den Raum auf bisher nie gesehene Weise definiert.


Den Fluss einer Linie zelebriert die Künstlerin sogar mit sperrigem Acrylglas. Ihre Plastiken aus gelbgrünen Plexiglas-Stäben, die in erhitztem Zustand gebogen und zur Endlosschlaufe aneinander gefügt werden, sind harmonisch schlichte und gleichzeitig verblüffende "Raumzeichnungen". Selbst bei schwachem Tageslicht leuchten sie gleichsam aus eigener Kraft. Sie erinnern an Neonschriften und scheinen im Raum zu schweben.


Wolkenformen
Schon immer sah Lucie Schenker zuerst die Form, die Struktur der Dinge. In den letzten Jahren wecken amorphe organische Formen ihr besonderes Interesse, Wolken zum Beispiel. Schwerelos, ohne feste Substanz, bewegen sie sich in ständiger Unrast. Diese Qualitäten setzt die Künstlerin um in zartrosa Objekte aus Polyurethan oder spielt mit ihnen in einer weiteren Installation: Ein grosses Gehäuse birgt eine "gefangene Wolke". Wer durch den Sehschlitz guckt, kann ein reiches, farbiges Innenleben und subtile Veränderungen wahrnehmen.


Ebenfalls um die Form und weniger um das Motiv geht es bei den jüngsten Bleistiftzeichnungen. In feinster Schraffur-technik sind Hände modelliert, die in Plastikhandschuhen stecken. Lucie Schenker verfremdet die natürliche Gestalt der Hände. Sie verleiht ihren weich verschlungenen Gebilden aber die Lebendigkeit organischer Körper. Und öffnet mit dieser Verwandlung das Reich der Assoziationen.


Ein Projekt für die Schulen
Die Ausstellung "Oneline" wird für Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis zur Berufsschule gezielt zugänglich gemacht. Artefix Kultur und Schule bietet dafür einen pädagogischen Leitfaden mit Anregungen zur Umsetzung der Themenschwerpunkte Linie, Form und Licht, veranstaltet Einführungen für Lehrkräfte und begleitet Ausstellungsbesuche.


Ausstellungsdauer: 1.10. - 14.11.2004
Öffnungszeiten: Di-Fr 17 - 20 Uhr, Sa/So 14 - 17 Uhr


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