Mayo Bucher & Seraina Feuerstein: Entwurfsmontage für Rauminstallation, 2004

Entwurfsmontage für Rauminstallation, 2004


Mayo Bucher & Seraina Feuerstein
Bellevue - Raumerlebnis und Denkanstoss


Das Zürcher Künstler- und Lebenspaar Mayo Bucher und Seraina Feuerstein inszeniert in der grossen Halle der Alten Fabrik das Wort "Bellevue" als raumgreifende Installation aus Kanalisationsrohren. Neben dieser programmatischen gemeinsamen Arbeit zeigen beide Künstler eine eigene malerische Werkgruppe.


"Bellevue" - das Wort klingt. Es erinnert an Hotelpaläste, Aussichtsterrassen mit Panoramablick, grosszügige Plätze, weite Landschaft. Was ungezählte Städte und Touristenorte kennen und stolz auf Eingangstafeln und Schildern vorweisen, diesen Inbegriff für Romantik verlegen Mayo Bucher und Seraina Feuerstein in einen Innenraum: die ehemalige Produktionshalle einer Fabrik. Dadurch erzeugt der Begriff neue, ungewohnte Assoziationen.


Wort-Bild aus Kanalisationsrohren
Zuallererst ist "Bellevue" aber ein Wort mit acht Buchstaben. Drei Meter hoch und schwarz sind die Lettern quer durch die Halle geschrieben, konzipiert und konstruiert aus Kanalisationsrohren und Verbindungselementen. Industriell gefertigter Kunststoff, geformter Spritzguss aus PVC, gehört nicht zu den gängigen Materialien für Kunst. Hier hat das Material seine besondere Bedeutung. Es funktioniert als Referenz an die Geschichte des Ausstellungsorts: In diesen Räumlichkeiten hat der heute weltweit tätige Sanitär- und Installationskonzern Geberit seine Produktion aufgenommen.


Begehbare Raumplastik
"Bellevue" hält einen Begriff als beherrschendes dreidimensionales Gebilde im Raum fest und ist selber beides, optischer Raumtrenner und durchlässiger Raumbildner. Diese plastischen Qualitäten kann der Besucher beim Durchschreiten der Installation erfahren und erleben. Dabei wird ihm, buchstäblich und spiegelverkehrt, auch die Kehrseite des Begriffs vor Augen geführt. Als stille Provokation im Raum.


Kanalisationsrohre sind üblicherweise im Boden versteckt und dienen als unterirdisches Netzwerk für die unsichtbare Entsorgung. Mit ihrer ersten gemeinsam realisierten Installation holen Mayo Bucher und Seraina Feuerstein Alltagserfahrungen an die Oberfläche. Sie denken über Kommunikation und Kommunikationswege nach und machen sie fassbar - in einer für viele Interpretationen offenen Weise und nicht ohne Ironie.


Klarheit und Mysterium
Mayo Buchers jüngste Bilder sind eine konsequente Fortsetzung und eine Zusammenfassung der Arbeit, die den Maler, Poeten und Gestalter im öffentlichen Raum seit einem Jahrzehnt in Atem hält. "Open Sign" steht als Schlüsselbegriff über diesem Schaffen. So heisst das Buch, das sein künstlerisches Werk dokumentiert, und so heisst auch die neuste Werkgruppe, gemalt auf den Druckplatten des Buches. Mit der Weiterbearbeitung der Druckplatten kehrt der Künstler zurück vom vervielfältigten "Industrieprodukt" zum Original. Farbfeldmalerei in Rot, Schwarz, Weiss oder in Buchers eigenwilliger Farbe, die an Abwaschwasser erinnert, überzieht den unruhigen Bildgrund, ohne ihn vollständig zu überdecken. Sie wird in der Balance gehalten von Energie und Loslassen. Eine präzise, haarfein aus der Metallplatte geritzte Linie halbiert jedes Bild, ist Orientierungslinie, Horizont. An den Übergängen manifestiert sich Mayo Buchers Suche nach dem Geheimnis der Klarheit.


Lust an der Farbe
Seraina Feuerstein ist als Gestalter- und Malerin mit grossflächigen Wandarbeiten auch an öffentlichen Bauten präsent. Als Objektkünstlerin widmet sie sich in den letzten Jahren vor allem dem Thema Alltag. Von den allgegenwärtigen Strichcodes inspiriert, aus einem grundlegenden Interesse für Strukturen heraus und vor allem aus Lust an der Farbe sind die jüngsten Werke - Streifenbilder - entstanden. Mit der ganzen Palette leuchtender Farben und mit Schmutzfarben, die ihre Nachbarn noch mehr strahlen lassen, entwickelt Seraina Feuerstein intuitiv spannende Farbkonstellationen. Als intensive, vor der Wand schwebende Farbrhythmen setzen sie in der gegenwärtigen Ausstellung einen Kontrast zur streng schwarzen Rauminstallation. Und bieten ganz im Sinn von "Bellevue" eine schöne Sicht!


Ausstellungsdauer: 16.4. - 16.5.2004
Öffnungszeiten: Di-Fr 17 - 20 Uhr, Sa/So 14 - 17 Uhr


IG Halle
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