© Marcus Geiger

Marcus Geiger: Ohne Titel, 1992
Karton, Frottee


Marcus Geiger, Peter Kogler
HALLO BAWAG


HALLO BAWAG zeigt zwei Künstler der selben Generation, deren Arbeit sehr verschieden ist, die aber immer wieder Berührungen hatten. Bestimmte Parallelen ergeben sich einerseits aus ihren künstlerischen Anfängen Ende der 70er Jahre, als sie gemeinsam mit Heimo Zobernig in der Bühnenbildklasse der Hochschule für bildende Künste (Lois Egg) studierten. Erste Anfänge liegen in Aktionen und Perfomances, z.B. nackter Kogler auf dem Kopf stehend bei Nächst St. Stephan oder rotes Papier in der Porzellangasse. Mit Neo Geo setzten sie der Malerei der 80er Jahre die Untersuchung von Fläche, Form und Materie unter dem Blickwinkel kontextueller Bedingungen entgegen. Seit 1993 kam es auch immer wieder zu "Gemeinschaftsarbeiten": 1993 Eisengasse 1, Galerie & Edition Artelier; 1994 Steirischer Herbst'94, Grazer Kunstverein im Künstlerhaus; 1995 Appartements témoins, 16e Biennale Internationale de Lausanne; 1995, Hallo Wels 2, Galerie A4; 1995 Ouverture, Rouen, 1998 Lifestyle, Kunsthaus Bregenz; Hallo Wels 3, Wels 2002.

Die Ausstellung in der Bawag Foundation zeigt neue Installationen und Objekte, die durch die besondere räumlich-architektonische Gegebenheit des Ausstellungsortes motiviert sind und ausgewählte Einzelarbeiten. Ausgangspunkt für verschiedene Eingriffe, Verschiebungen und Neudefinitionen ist die spezielle Architektur der Bawag Foundation. Ein spielerisches Umgehen mit dem Ort und der eigenen Arbeit, ein Dialog und Zuspiel, in dem sich konzeptuelle Überlegungen beider Künstler durchmischen.

Das Werk beider Künstler ist skulptural und raumbezogen, aber grundsätzlich verschieden konzipiert. Peter Kogler inszeniert und dekonstruiert Raum mit einer radikal reduzierten Zeichensprache aus Röhren, Ameisen oder Gehirnen, die die individuellen Organismen und Netzwerke zeitgenössischer urbaner Existenz verkörpern. Die räumlichen Eingriffe von Marcus Geiger betreiben mehr ein spielerisches Ausreizen von Toleranzschwellen. Sie zielen auf den Kunstbetrieb, bewegen sich dabei aber jenseits von Institutionskritik und political correctness. Mit komplexen Rauminstallationen bei der documenta IX (1992), der Wiener Secession (1995) und der documenta X (1997) wurde Kogler zu einem der prägenden Künstler der neunziger Jahre und international erfolgreichsten österreichischen Künstlern seiner Generation. Fragen nach dem Wert zeitgenössischer Kunstproduktion und deren Rezeption stellen die lakonisch ausgeführten, aber immer auf den Punkt gebrachten Interventionen Geigers, der sich den meisten musealen Einladungen entzieht. Mit einer Künstlermütze aus schwarzem Frottee, die er 1992 der Goldhaube der Secession aufsetzte, spielte er frech auf die Behübschung der Wiener Fernwärmemanlage durch Friedensreich Hundertwasser an. Sein roter Fassadenanstrich der Secession 1998 führte zu einem veritablen Kunstskandal. Er unterstrich zwar die herausragende Geschichte des Hauses, erschütterte aber gleichzeitig dessen emblematischen Charakter in seinen Grundfesten. Nicht zuletzt machte er auch die Rezeptionsgewohnheiten von Politikern und Bürgern transparent, die den Missbrauch eines "Denkmals als Bildträger" aufs Schärfste kritisierten.

© Peter Kogler

Peter Kogler: Ohne Titel, 1996
Glühbirne


Es ist die herausragende Qualität der Arbeit Peter Koglers sinnlich erfassbare Räume zu schaffen, die als Metaphern des Politischen und Ausdruck spezifisch moderner Zustände gelesen werden können. Vor mehr als zwanzig Jahren hat sich der Künstler dafür entschieden wenige Zeichen zu verwenden und hat damit "ein klares und simples Sinnbild jeder Form von Verkabelung, Verschaltung und Vernetzung geschaffen" (Anselm Wagner). Ausgangspunkt für Kogler war damals die Zeichentheorie, mit der er sich Ende der 70er Jahre intensiv auseinandersetzte. Koglers computergenerierte Bildwelten überwuchern Körper und Räume, dekonstruieren Räume und Architekturen und werden auch auf andere Medien übetragen. Diese stehen zwar in Beziehung zur Architektur, bilden aber gleichzeitig eigene Gattungen zwischen Malerei und Skulptur, Kunst und Design.

Die Arbeiten von Marcus Geiger versammeln eine Vielzahl unterschiedlicher Einstellungen und Erwartungen an Kunstwerke, die in möglichst radikalem Masse untererfüllt werden. Vor allem aber spielen sie auf Kunst an: So ist eine Frottekonstruktion von Geiger sowohl eine Skulptur als auch ein Gemälde als auch ein historisches Zitat als auch eine Selbstreflexion der Malerei, als auch eine Matratze – vor allem aber ist es all das nicht, sondern ein ironische Anspielung, eine Provokation, die die Kunstkategorien unterläuft und entstellt.

Im Rahmen seiner Ausstellung für den "steirischen herbst 94" schrieb Geiger den Satz "Es ist alles falsch" auf eine Ausstellungswand und ironisierte die Tendenz der Konzeptkunst zur Selbstdeutung. Werke von Beuys, Weiner, Oldenburg bis Nauman wurden jenen der jüngeren Generation von Trockel, Brandl, Gober und Kippenberger gegenübergestellt. Alle Arbeiten wurden von Geiger selbst gemacht. "Was Geiger als Kernaussage des einzelnen Oeuvres ausmachte, verdichtete er zur Schnittstelle eines fingierten Werks" (Brigitte Huck).


Ausstellungsdauer: 1.5. - 29.6.2003
Oeffnungszeiten: täglich 10 - 18 Uhr
Führungen jeweils Sa/So 15 Uhr


Bawag Foundation
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