© Michael Sailstorfer

Michael Sailstorfer: Studie U14/(0-5), 2007


Michael Sailstorfer, Nathan Hylden


Auf die Frage, was ihn interessiere, antwortete Michael Sailstorfer (*1979) in einem Interview: "Kunst. Minimal Art, Konzeptkunst, Fluxus, Landart, Architektur. Im Moment bin ich besonders an der Kombination von formalen Strukturen mit erzählerischen Elementen interessiert." Knapp und präzis umreisst Sailstorfers Antwort die wesentlichen Aspekte seiner Arbeit. Im Dialog mit den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte lotet Sailstorfer die Möglichkeiten von Objekt und Installation aus, erweitert sie um Bewegung, Geruch und Klang, um Erzählungen voller Witz und Poesie anzudeuten. Ausgangspunkt sind ihm Alltagsgegenstände, die er mit alchemistischem Scharfsinn verfremdet und dekonstruiert. Unter dem Titel "Zeit ist keine Autobahn" (2005/06) beispielsweise lässt er Autoreifen an der Wand laufen. Ohne sich vorwärts zu bewegen reiben sich die Reifen blank. Gummigestank füllt den Ausstellungsraum. Der Geruch wird Skulptur. Sailstorfers Definition von Zeit ist ebenso absurd wie augenfällig. Ähnlich einleuchtend wirkt, wenn er unter dem Titel "Elektrosex" (2005) an einer Strasse zwei Strassenlaternen gegenüberstellt, an deren Spitzen sich 90000 Volt knisternd entladen.


Grieder Contemporary zeigt zwei raumgreifende Installationen von Michael Sailstorfer. Ein grüner Faden wird von zwei Garnspulen über an der Wand angebrachte Transmissionspulen auf- und abgewickelt, die den Faden durch die Ausstellungsräumen führen - eine zweckfreie Junggesellenmaschine, deren Sirren Arbeitsamkeit suggeriert, fast schon nostalgisch auf das Industriezeitalter verweist. Auch die zweite Arbeit nimmt das Thema Industrie und Arbeit auf. Sailstorfer zeigt das Blechmodell einer Fabrikhalle, in ihrem Innern ein Lautsprecher, aus dem "Drum 'n' Base" Rythmen zu hören sind, die Sailstorfer mit einem befreundeten Künstler komponiert und aufgenommen hat. Die Installation verweist auf die Transformation alter Industriegebäude, die in seiner Wahlheimat Berlin in vielfältiger Weise neu definiert wird. Der Sinn und Zweck solcher geschichtlichen Zeitzeugen verändert Sailstorfer mit der Poesie der Gegenwart und verweist auf die Umdeutung ihrer eigentllichen Bestimmung des Ortes für Industrie, Arbeit und Fortschritt.


Ergänzt werden die beiden Arbeiten von Michael Sailstorfer durch Gemälde von Nathan Hylden (*1978). Hylden verbindet modernistische Gegenstandslosigkeit mit Verweisen auf Alltagsästhetik in seinen strengen, minimalistischen Gemälden, die meist all-over-Muster in den Farben Schwarz, Grau und Orange zeigen. Die Pfeilmotive in den hier gezeigten Gemälden nehmen die Bewegung von Sailstorfers Garnspulen auf und verdichten die Ausstellung zu einem Environment.


Michael Sailstorfer (*1979) lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten waren in zahlreichen kuratierten Museumsausstellungen in Deutschland und Oesterreich zu sehen. Das PS.1 MOMA, New York und die Schirn Kunsthalle, Frankfurt planen für 2008 eine Einzelausstellung.


Nathan Hylden (*1978) lebt und arbeitet in Los Angeles, California. Er studierte am BFA Minnesota State University und der Staedelschule in Frankfurt. Sein Werk wird von verschiedenen Galerien in Deutschland und den USA vertreten.


Text: Martin Jaeggi


Ausstellungsdauer 12.11.2007 - 25.1.2008

Öffnungszeiten Fr/Sa 14 - 18 Uhr, und nach Vereinbarung


Grieder Contemporary
Lärchentobelstrasse 26
8700 Küsnacht ZH
Telefon +41 43 818 56 07
Fax +41 43 818 56 08
Email info@grieder-contemporary.com

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