© Philip Goldbach

Philip Goldbach: Tryptichon 2, 2004


Madame Réalité

Philipp Goldbach
, Claudia Kugler, Marcus Neufanger, Achim Sakic, Anja Schrei, Oliver Sieber, Thomas Werner, Stefan Wissel, Elmar Zimmermann


In den Medien scheint die Wirklichkeit inzwischen ersetzt. Vielleicht erleben wir in Reaktion auf diese Entwicklung ein deutlich verstärktes Interesse am Realen. Nicht erst durch die Ausstellungen "deutschemalereizweitausenddrei" in Frankfurt oder "Painting on the Move" in Basel, in der gegenständlichen Malerei erneut eine nahezu unein-geschränkte Führungsrolle zugesprochen wurde, wird Realität in Kunst verwandelt. Dabei sind die vorgestellten Modelle oft merkwürdig antiquiert. Das Miteinander von Medien und Kunst wird dabei als künstlerische Lösung vorgestellt. Nicht als blosses Gemenge von Abbildern und Übernahmen. Wenig Transformation, wenig Komplexität, keine Wahrheit. Die Wirklichkeit ist immer konstruiert. Kunst erschafft sie ohne Widerstand, wirft in ihren Oberflächen den Spiegel auf uns.


Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung beschäftigen sich seit langem beispielhaft mit einer eigenen Sicht der "Dinge". Fast kann man davon sprechen, dass sie sich alle der Wirklichkeit in einer Übersteigerung nähern. Die dadurch gewonnene Komplexität der Arbeiten führt uns in eine gesteigerte Bilderfahrung.


Madame Réalité - wie sich dem Trugbild dieser "Dame" nähern? Die Konstruktion dieser "Figur" ist Folie für den Ausstellungshintergrund. "Réalité" als Frau begriffen - und "Kunst" als Begehren, frei mit der Wirklichkeit einig werden zu wollen. Madame ist sowohl Dompteuse als auch Roberte - eine Frau mit anachronistischer Kraft, geniessend, stark und unerreichbar.


Die Künstlerinnen und Künstler schlagen Zirkel, die komplizierten Wege von Realiäten zu kreuzen. Wir sehen Annäherungen an die "Figur", bis zur scheinbaren Deckung (Kugler, Goldbach, Schrey, Sieber), virtuelle Erzeugungen (Werner, Sakic), groteske Instandsetzungen (Wissel, Zimmermann) und Repliken auf den Kunstbetrieb (Neufanger).


Marcel Proust spricht in seinem Roman "Die wieder-gefundene Zeit" sinngemäss davon, dass die Wahrheit erst in dem Augenblick beginnt, in dem der Künstler zwei verschiedene Gegenstände nimmt und Verbindung zwischen ihnen und der Metapher herstellt.


Das Kultuwerk hat in den vergangenen Jahren vorwiegend Künstlerinnen und Künstler der Region ausgestellt "(Badischer Untergrund) MalereiEins", Städtische Galerie Schwarzes Kloster, Freiburg, "(Süddeutsche Grammatik) MalereiZwei", E-Werk, Hallen für Kunst, Freiburg, "(Badischer Rest) MalereiDrei", Markgräfler Museum, Müllheim. Mit "Madame Réalité" knüpft das Kultwerk an Ausstellungen an, die das Terrain erweitern konnten, z.B. "komm, tanz mit mir", 2000, mit junger französischer malerei (Beguet, Fayard, Delprat).


Nach der überaus erfolgreichen Ausstellung "MalereiZwei", 2003 im E-Werk, Hallen für Kunst, Freiburg, wurde das Kulturwerk des BBK dieses Jahr eingeladen, eine über-regionale Ausstellung mit vorwiegend Künstlerinnen und Künstlern der jüngeren und mittleren Generation, die sich mit "Realismus" befassen, für die Grosse Halle zu realisieren.


Ausstellungsdauer: 25.6. - 25.7.2004
Öffnungszeiten: Do/Fr 16 - 20 Uhr, Sa/So 11 - 17 Uhr


E-Werk
Hallen für Kunst
Eschholzstrasse 77
D-79106 Freiburg
Telefon +49 (0)7 61 28 03 22
Fax +49 (0)7 61 28 70 53
Email hallenfuerkunst@t-online.de

www.ewerk-freiburg.de