EndoWrist® & Surgeon Hands

EndoWrist® & Surgeon Hands
A number of surgeries that cannot be performed minimally invasively today may be performed through 1-cm ports by surgeons using the "da Vinci Surgical System". The intuitive motion, enhanced 3-D Vision system and a comprehensive suite of EndoWrist® Instruments enable new breakthroughs in surgical techniques.


Magische Fäden. Marionetten im digitalen Zeitalter


Das Marionettenspiel ist in den letzten Jahrzehnten von der Bühne herabgestiegen und in unsere Kinderzimmer, in Kasernen, Spitäler und vor allem in den Film vorge-drungen. Künstliche, durch raffinierte Mechanismen scheinbar beseelte Figuren durchziehen die unter-schiedlichsten Geschichts- und Kulturkreise, beinahe sämtliche Bereiche unseres Lebens. Sie zeigen die zahllosen gegenseitigen Abhängigkeiten und Vernetzungen - die "magischen Fäden" unserer Existenz.


Durch die Virtualisierung sind diese Fäden nicht etwa verschwunden, sie sind nur schwerer wahrzunehmen. Poetische Bilder der ambivalenten Beziehung zwischen Puppe und Puppenspieler, zwischen Herrscher und Beherrschtem verdeutlichen das "heutige" Marionetten-theater, disziplinübergreifende Installationen zeigen, dass die "magischen Fäden" von Heute nichts von ihrem Zauber verloren haben. Die Welt ist umspannt mit magischen Fäden. Und die entscheidende Frage lautet: wer kontrolliert wen? Bin ich die Marionette oder der Puppenspieler? Die Ausstellung "Magische Fäden" stellt diese Frage gleich sechs Mal.


Im ersten Themenkreis, der "Exposition", wird die Herkunft sowohl des Wortes als auch der Figur der "Marionette" geklärt: Was steckt hinter dem Begriff Marionette und woher stammt überhaupt dieses Wort? Marionette ist ein Diminutiv von Maria, der Heiligen Jungfrau. Das Wort bedeutet ursprünglich "kleine Marienstatue". Diese Verkleinerung - Verniedlichung - hat das Bild der Marionette nachhaltig geprägt und die Marionette in die Welt der Miniatur und des Spielzeugs gerückt. Andererseits ist die Marionette im Sprachgebrauch das Sinnbild eines ferngesteuerten und seelenlosen Geschöpfes, das über unsichtbare Fäden dem Willen seines Lenkers ausgeliefert ist. Die Marionette wird animiert - also beseelt - und sackt augenblicklich in sich zusammen, wenn der fremde Wille sie verlässt. Weniger bewusst hingegen ist, dass derjenige, der "die Fäden zieht", selbst an den Fäden hängt. Was den Puppenspieler von der Marionette in dieser gegenseitigen Abhängigkeit unterscheidet, ist allein die vorhandene Machtasymmetrie.


Im Themenkreis "Chain of Command" geht es um die Beziehung zwischen Spieler, Figur und Lenkungs-mechanismus. Die Puppe auf der Bühne ist nur der sichtbare Teil einer dreifachen Struktur, in welcher der Puppenspieler, die Marionette und die Fäden eine untrennbare Einheit bilden. Um Kontrolle ausüben zu können, braucht es eine Struktur. Dirigent und Dirigierter sind über eine spezifische Befehlskette gegenseitig verbunden. Je nach Gesellschaftsfeld nehmen diese magischen Fäden, diese "Chains of Command", unter-schiedliche Formen an. Organigramme findet man überall: in der Wirtschaft, in der Politik und in der Familie ebenso wie in der Hölle oder im Himmel. Der Einzug von Netzwerk-strukturen hat die bekannten pyramidalen Hierarchien zwar aufgeweicht oder zum Teil sogar ersetzt, aber diese Entwicklung hat schliesslich nur neue Erscheinungsformen einer fundamentalen Trinität geschaffen.


Themenkreis "Illusion und Einbildung": Die Marionette ist ein Double, eine Nachbildung. Es ist kein Zufall, dass die Filmkunst sich dieses Mittels, sei es als Trick oder als Thema, von Anfang an bediente. Verschiedenste "Versionen" der Marionetten werden eingesetzt, um Illusionen hervorzurufen. Für den ersten "King Kong" wurden noch traditionelle Marionneten verwendet. Heute mimen digitale Marionetten, dank der Motion-Capture-Technologie, die Bewegungen und Ausdrucksformen eines leibhaftigen Schauspielers. Double, Stand-In und Stuntmen, seit eh und je im Film eingesetzt, bekommen dank der digitalen Technologien ganz neue Formen und Möglichkeiten.


Die Beziehung zwischen Schauspieler und Regisseur unterliegt einer ausgeprägten Hirarchie, die oft als Filmsujet thematisiert wird. Die Kung Fu Filme bilden eine Synthese von beiden Aspekten. Die Schauspieler führen einerseits die Befehle des Regisseurs aus, andererseits sind sie an Stahlfäden aufgehängt, um im Raum Bewegungen zu beschreiben, welche die Schwerkraft-gesetze verletzen - um die Illusion übermenschlicher Kräfte hervorzurufen.


Themenkreis "Supermario": Marionetten sind aber auch Spielzeuge, die einem quasi subliminal den Umgang mit Macht und Verantwortung, mit Abhängigkeit und Freiheit näher bringen. Auch hier hat sich die traditionelle Puppe dank der technologischen Entwicklung zum realitätsnahen Double verwandelt. Als Stellvertreter für diese Wandlung steht der Gameheld "Super Mario", der vom ersten Taschenspiel über die Gameboys bis hin zu leistungs-fähigsten Spielkonsolen von seinen Erschaffern stets den neuen Möglichkeiten angepasst worden ist. Die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit, zwischen Simulation und Stimulation, können sich aber leicht verwischen. Das zeigt das "Milgram Experiment", wo im Rahmen einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung Durchschnitts-menschen ohne Mühe in Folterer verwandelt wurden. Macht über Leben und Tod der Marionette.


In "His Master's Voice", dem fünften Themenkreis, wird die Frage gleichsam umgedreht: Was ist, wenn wir nicht die Kontrollierenden, sondern die Kontrollierten sind. Hier kommt die mentale oder psychische Komponente des Marionetten-Themas zum Tragen. Da das Bewusstsein und der daraus resultierende freie Entscheidungswille den Menschen ausmachen, weist die Marionette als Metapher sowohl eine psychologische wie auch eine religiöse Dimension auf. Der Verlust der Kontrolle über sich selbst in der Psychose, die einen Menschen zur Marionette von inneren Stimmen macht, grenzt an die ekstatischen oder schamanischen Trancen, welche die Entkörperung und die Fernreise in eine Geisterwelt ermöglichen.


Wissenschaft und Magie scheinen sich an dieser Nahtstelle zutreffen. Astrologie und Astronomie, Therapie und Theologie, Magnetismus und Spiritismus waren stets von einer sehr dünnen Linie getrennt. Bei Jung wurden diese Verwandtschaften explizit erforscht und die magischen Fäden zwischen Mythos und Psyche, zwischen Ich und Über-Ich zum Ausdruck gebracht.


Phänomene wie Gehirnwäsche, Halluzinogene und die reiche Tradition der Verwünschungen, Flüche und andere Zaubersprüche gehören zu diesem Themenkreis. Im Zentrum steht oft die Macht des Wortes, der Stimme und des Tones als psychophysischen Kontrollmechanismus.


Themenkreis "Telemania & Politische Fäden": Das Bedürfnis - und die Versuchung - Kontrolle über magische Fäden an einem Double auszuüben, ist vermutlich so alt wie die Menschheit. Die Entdeckungen und Erfindungen der Neuzeit haben eine immense Potenzierung der Fern-kontrolle ermöglicht. Seit Newton haben das Verstehen vom Elektromagnetismus, die Entwicklung der Tele-kommunikation und die zunehmende Digitalisierung eine unendliche Zahl von Anwendungen generiert, welche die Marionette als Metapher der Fernsteuerung aktueller denn je machen.


Ob Marssonde, Cruisemissile oder Internet fähige Avatare, die Palette der verfügbaren Lenkkörper wird jeden Tag reicher und mächtiger. Wo eine eigene leibhaftige Präsenz gefährlich oder einfach nicht möglich ist, werden fern-gelenkte Marionetten hingeschickt. Doubles, Stuntmen, Crashtest-Dummies, Aliases, Avatars und ICBMs sind einige der vielen Namen dieser willigen, aber manchmal auch widerspenstigen Stellvertreter. Als kontrolliertes Instrument partizipiert auch die Marionette an der Erweiterung vom menschlichen Handlungsradius. Es ist eine Marionette der besonderen Art - die Weltraumsonde Voyager -, die als menschliches Erzeugnis bisher am weitesten von der Erde ferngereist ist.


Zur Ausstellung erscheint ein Bastelbogen.


Idee/Design: Frank Hyde-Antwi, Twiddlethumbs


Dank geht an:
Ausstellungsleitung: Eva Afuhs
Ko-Kuratorium: Sergio Cavero
Assistentin: Nadine Meyer
Fotografie: Marlene Perez
Ausstellungsgestaltung: Eva Afuhs/Sergio Cavero
Ausstellungsbau: Craig Neil
AV-Technik: Jörg Schellenberg, Pascal Lampert, HGKZ
Grafik und Illustration: Frank Hyde-Antwi, Twiddlethumbs
Ton: Ernst Thoma
Licht: Rolf Derrer
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Jacqueline Greenspan
Führungen: Christina Wellinger


Ausstellungsdauer: 11.6. - 10.9.2004
Oeffnungszeiten: Di-Do 10 - 20 Uhr, Fr 10 - 17 Uhr
Sa/So 11 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Museum Bellerive
Höschgasse 3
8008 Zürich
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