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Mark Staff Brandl

Malerei? Malerei!

"Malerei? Malerei!" zeigt Werke von Ingmar Alge, Max Bottini, André Büchi, Mark Staff Brandl, Gilgi Guggenheim, Johannes Lacher, Josef Felix Müller, Vera Ida Müller, Willi Oertig, Miriam Prantl, Monika Rechsteiner, Paul Ritter, Lisa Schiess, Natale Sapone, Richard Tisserand, Stefan Wartenweiler, Theres Wey.

Was "Malerei" ist und kann, lässt sich mit wenigen Worten kaum mehr gültig beschreiben. In den letzten Jahren haben sich die verbindlichen ästhetischen Wertesysteme aufgelöst. Ausgehend vom Nullpunkt der Konzept- und Minimal Art ist eine weit gefächerte Szenerie der Bildnerei herangewachsen, in der sich – angefeuert durch den Schlachtruf der Postmoderne "anything goes" - die unterschiedlichsten Formulierungen malerischer Ausdrucksformen und künstlerischer Haltungen entwickeln konnten. Einfache Begriffspaare, wie "gegenständlich – abstrakt" oder "konstruktiv – expressiv", haben ihre Griffigkeit verloren und das Starsystem des Kunstmarktes generiert ständig neue Neuheiten inklusive der entsprechenden theoretischen Begriffsinstrumentarien. Verbindliche Ordnungsbegriffe und mit ihnen die Qualitätskriterien sind in diesem immer schneller drehenden Entwicklungsprozess verloren gegangen.

Die Ausstellung "Malerei? Malerei!" reagiert auf diesen Zustand der babylonischen Sprachverwirrung nicht mit dem Vorschlag einer verbindlichen Ordnung. Sie legt lediglich eine Bestandesaufnahme einer aktuellen Situation vor, wobei alle Beteiligten sich der Subjektivität der Auswahl und der Präsentation wohl bewusst sind. Anhand von siebzehn künstlerischen Positionen aus der Region wird aufgefächert, was an unterschiedlichen Möglichkeiten des malerischen Ausdrucks heute zu finden ist. Die Vorstellung der Region wird dabei ebenso weit gefasst wie der Begriff der Malerei: Gezeigt werden Künstlerinnen und Künstler aus einem geografischen Raum, der sich von Trogen bis Konstanz, von Dornbirn bis Winterthur erstreckt. Und derBegriff der Malerei erschliesst sich von Fall zu Fall aus den ausgewählten Werken selbst: Mal ist das Malerische definiert durch eine gestalterische Tradition, etwa der Geometrie als ordnungsgebende Struktur oder der Wandmalerei. Mal ist es die Verwendung von Keilrahmen als Bildträger, die von Malerei sprechen lässt, oder aber es ist der Einsatz von Ölfarbe und Pinsel auf Leinwand, der die Frage, ob es sich um Malerei handelt, gar nicht erst aufkommen lässt. Anhand einer pointierten Zusammenstellung von kleinen Werkgruppen der einzelnen Künstlerinnen und Künstler wird in "Malerei? Malerei! so die Frage gestellt, wo denn heute die Ränder der Malerei, wo allenfalls ihr Kern zu lokalisieren sei. Dabei spannt die Ausstellung ein Feld unterschiedlichster malerischer Ausdrucksformen und Themen der Malerei auf, in der sich die Betrachterin, der Betrachter selbstverantwortlich bewegen und orientieren kann.

Die Vielfalt und Komplexität der gezeigten Positionen führt keineswegs zu Beliebigkeit. Ein Gang durch die Ausstellung lässt schnell offensichtliche Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Bildern aufscheinen. So greifen Künstlerinnen und Künstler bei der Suche nach Motiven auffällig oft auf Fotografien oder Bilder aus Massenmedien zurück. Nicht mehr das Malen nach der Natur sondern das Malen nach vorgefertigten Bildern bestimmt heute die Malerei. Referenzgrösse der Künstlerinnen und Künstler ist nicht mehr primär die sichtbare Wirklichkeit sondern ihre Erscheinung in den Bilderwelten der Fotografie und der Massenmedien. Neben den wild wuchernden Motivwelten der Fotografie erweisen sich einige im 20. Jahrhundert entwickelten Strategien der gegenstandslosen Malerei als erstaunlich innovationsfähig. Geometrie als Kompositionsstrategie, Farbfelder als Ausdrucksmittel enthalten in unterschiedlichster Variation offensichtlich ein grosses Potential, um immer wieder neue Wahrnehmungserlebnisse. Zwischen ornamentalem Spiel und der Irritation unseres Raum- und Formempfindens zeigt sich eine breite Vielfalt an Werken, die Malerei als kritisches Instrument der Sensibilisierung nutzen lassen.

Ausstellungsdauer: 28.10.2001 - 10.3.2002
Oeffnungszeiten: Mo-Fr 14 - 17 Uhr, Sa/So 11 - 17 Uhr

Kunstmuseum des Kantons Thurgau
Kartause Ittingen
8532 Warth
Telefon 052 748 41 20
Fax 052 740 01 10
E-Mail kunstmuseum.thurgau@bluewin.ch

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