© Marcin Maciejowski


Marcin Maciejowski
Bilder einer Ausstellung



In der Ausstellung mit dem Titel "Bilder einer Ausstellung" analysiert Maciejowski an Hand von Ausstellungsansichten die historische Entwicklung von einer universalistischen hin zu einer subjektivistischen Kunstauffassung.


Seinen Bilderzyklus beginnt Marcin Maciejowski mit dem polnischen Beitrag zur Biennale in Venedig 1931, bei dem Alfons Karny versuchte seiner weiblichen Figur "Springschnur" im zeittypisch-antikisierenden Vokabular einen ehernen Ausdruck zu verleihen. Diese Darstellung kontrastiert Maciejowski mit einer interessanten Parallele, der Abbildung der Skulptur "First Love" von Alina Szapocznikow von 1954. Die Künstlerin hat sich zwar weiterhin der klassizistischen Formensprache verpflichtet gefühlt, hat aber die Figur in Vinyl ausgeführt und sie somit in einer avantgardistischen Geste gleichsam "weich" gemacht.


Neben einer historischen Tendenz zur stärkeren Individualisierung der künstlerischen Aussage, verweist Maciejowski auch auf einen Diskurs der Geschlechter, den er an ausgewählten Beispielen bis in die Gegenwart verfolgt: Mit zarter Ironie, die gleichzeitig Sympathie und Distanz verrät, legt Maciejowski männliche wie weibliche Ambitionen dar, individuelle Befindlichkeiten in allgemein gültige skulpturale Aussagen zu transformieren: Er fokusiert Valie Export's Performance "Hyperbulie", bei der sie ihren Körper elektrischen Schlägen aussetzt, die sie letztlich zu Boden strecken, ebenso, wie Heimo Zobernig's Ausstellung in der Galerie Meyer Kainer 2003, bei der Zobernig versucht sein System minimaler, skulpturaler Setzungen, das mittlerweile zum Ausgangspunkt einer ganzen Generation von Neo-Formalisten wurde, auf die Analyse der eigene körperliche Befindlichkeit auszuweiten. Dabei ist Zobernig in einem Selbstporträt in Form einer Kleiderpuppe zu sehen, die er mit Hilfe minimaler Retouchen dem eigenen Körper angenähert hat.


Historisch gesehen erscheint der Bogen vom Verschwinden des männlichen Subjektes im minimalistischen Objekt der Moderne einerseits oder in der aktionistischen Performance andererseits, geschlossen - letztendlich in einer Wiederkehr der "klassischen" Skulptur.


Wie schon in der Ausstellung " Traurig - Schön", resümiert Maciejowski aber nicht nur den Universalismus- und Genderdiskurs in der Moderne, sondern verweist auch auf eine Parallele zwischen Militarismus und Avantgarde: Im Rahmen dieser Ausstellung finden sich auch Bilder von Militärs oder paramilitärischen Einheiten, wie die "Rast" im Grünen einer politisch organisierten Jugendgruppe oder die Übergabe des Warschauer Ghettos durch Uniformierte nach dem Aufstand 1943. Programmatisch setzt Maciejowski Bilder höchster Intensität, die das persönliche Erleben reflektieren, gegen Erinnerungsbilder des kollektiven Bewusstseins.


Seine Ausstellungen bilden ein Netz von Zitaten, die unterschiedlichsten kulturellen Zentren entnommen sind, wobei die Wiederholung fotografischer Bilder dialektische Absicht hat insofern, als sie versucht zu konfrontieren und zu interpretieren - so dass die Gemälde mehr über den Autor als über den Gegenstand erzählen.


Marcin Maciejowski erweist sich als Maler der Zwischentöne, denn obwohl er die Bilder direkt den Medien entnimmt, gilt sein Interesse nicht dem Vorgefundenen, der Evidenz des Stereotyps, sondern im Akt der Malerei konstruiert er für sich den Freiraum zur Rückgewinnung seiner persönlichen Interpretationen des Faktischen, die er mit ironischer, ideologiekritischer Distanz betreibt. Die Abhängigkeit vom fotografischen Abbild hat für ihn den Vorzug klassische Spiritualität unmöglich zu machen und in diesem Sinne ist Marcin Maciejowski der Pop Art verpflichtet. Aber mit zunächst kaum merklichen malerischen Eingriffen, bricht er die Grenzen der Repräsentation auf und in seinen neuesten Bildern scheint er die Darstellungen mehr und mehr in ihrer piktorialen Erscheinung auflösen zu wollen, um sie damit in zunehmendem Masse aus ihrer medialen Konditionierung zu befreien, als ein "icon to erode".


Seine medienkritische Praxis verdankt Maciejowski den eigenen historischen Erfahrungen mit dem polnischen Kommunismus, dessen Nachwirkungen er in seinen frühen Bildern oft in einem liebevoll gepflegten postkommunistischen Malstil zitiert. Ähnlich verfährt er in seinen, auf kleinen Gemälden basierenden, illustrativen Beiträgen für die Zeitschrift "Przekroj", obwohl seine Tendenz zum Grotesken, sein Aufschrei oder Gelächter keiner Neigung zur Karikatur im eigentlichen Sinne entspricht. Gerade deshalb aber haben Titelbilder, wie das Portrait des Rechtspopulisten Lepper, den Maciejowski im Gewande des chilenischen Diktators Pinochet erscheinen lässt, die Kraft das Bild der politische Öffentlichkeit Polens nachhaltiger zu verändern, als politische Karikatur dies im allgemeinen vermag..


Ausstellungsdauer: 21.1. - 19.3.2005
Oeffnungszeiten: Di-Fr 13 -18 Uhr, Sa 11 - 13 Uhr


Galerie Meyer Kainer
Eschenbachgasse 9
A-1010 Wien
Telefon +43 1 585 72 77
Fax +43 1 585 75 39
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