© Margriet Smulders


Margriet Smulders
Tulipomania



Fast könnte man meinen, bei den Bildern von Margriet Smulders (geb. 1955) handelt es sich um Gemälde: Die prachtvollen Blumenarrangements in leuchtenden Rot- und Lilatönen sind so üppig und barock, als stammten sie von den Alten Meistern selbst.


Die Stilleben der niederländischen Künstlerin, die in ihrem Heimatland sehr bekannt ist, in Deutschland aber noch nie eine Einzelausstellung hatte, sind jedoch mit der Kamera "gemalt". In den dicht gebauten, theatralisch inszenierten Kompositionen aus Pflanzen, mundgeblasenen Gläsern, reflektierenden Spiegeln und Wassertropfen wird die Natur in ihrer ganzen schwelgerischen Fülle und Leidenschaft beschworen. Die opulenten Blumengebilde, die von Bildrand zu Bildrand wuchern und die ganze Palette an Formen- und Farbtönen bereit halten, oszillieren zwischen Ordnung und Chaos, Bewegungslosigkeit und Dynamik, zwischen Werden und Vergehen.


Die Serie "Tulipomania" ist allein der Tulpe gewidmet. Nach dem Winter ist die Tulpe eines der ersten Zeichen der erwachenden Natur, Symbol der Fruchtbarkeit und damit der Sinnlichkeit und Lebendigkeit. Ihre Schönheit entfaltet sich wenn sie aufblüht, und noch die sterbende Tulpe ist von eigenwilliger Imagination.


Seit 1996 befasst sich Margriet Smulders mit Blumenbildern, zunächst als einzelne "Portraits", später in "Gruppenbildern", die immer dramatischer und üppiger wurden und in der grossartigen Serie der "Sirenen" einen vorläufigen Höhepunkt fanden.


Auf die Tulpe kam Margriet Smulders 2002 im Zusammenhang mit einer grossen Auftragsarbeit für die Niederländische Botschaft in Ankara. Bei den Vorbereitungen für die 11 x 2,5 m grosse Fotoarbeit, inspiriert von den Nympheas von Monet, entdeckte sie die Faszination der vielen verschiedenen, neuen und alten Tulpensorten. Die Tulpe, die bereits im Koran auftaucht, ist das Symbol der Beziehungen zwischen der Türkei und den Niederlanden.


In der Serie "Tulipomania" setzte Margriet Smulders 2003 ihre Arbeit mit Tulpen fort. Über farbliche und formale Assoziationen in den einzelnen Fotografien huldigt sie Künstlern wie Rembrandt, Henri Matisse, Raoul Dufy bis hin zu Pipilotti Rist und Bettina Rheims, deren Werk sie auf verschiedene Weise inspirierte.


Mit ihren Arrangements knüpft Margriet Smulders an die Tradition der niederländischen Stillebenmalerei an, die im 17. Jh. in kunstvollen Blumenbildern ihren Höhepunkt erfuhr. Die opulenten Gemälde sollten auf sinnbildhafte Weise der menschlichen Vergänglichkeit und irdischen Eitelkeit gemahnen. Wenn Margriet Smulders mit diesem Symbolismus spielt, dann nicht, ohne zugleich auch Assoziationen wie Baudelaires "Blumen des Bösen" mit ihrer schwülstig-erotischen Konnotation wachzurufen, an die sexuelle Symbolik von Blütenköpfen zu erinnern, oder den modernen Feminismus einer Pipilotti Rist heraufzubeschwören, die in ihrem berühmten Video mit einer Blume Autoscheiben einschlägt.


Die schier unergründlichen Wunderwelten von Margriet Smulders, deren Ingredienzien letztlich das Geheimnis der Künstlerin bleiben, sind allein inszeniert und gebaut für die Kamera. Indem sie Kitsch bewusst als Stilmittel einsetzt und mit viel Sinn für Schönheit und Symbolkraft kombiniert, gelangt die Künstlerin zu selbstbewussten und unkonventionellen Formulierungen eines traditionellen Genres. Auf diese Weise entstehen Fotoarbeiten von geradezu hypnotisierender Kraft, verwirrend und verführerisch, die eine ganz neue Seherfahrung hervorrufen.


Margriet Smulders studierte zunächst Malerei und Zeichnung an der Akademie der Bildenden Künste in Arnheim, ging dann aber bald zur Fotografie über. Mit Beginn der 90er Jahre entstanden ihre Serien von Selbstportraits in verschiedenen Rollen und Portraits in arrangierter Umgebung. Die Portraitfotografie spielt bis heute eine bedeutende Rolle im Schaffen der Künstlerin. Werke von Margriet Smulders befinden sich in etlichen öffentlichen und privaten Sammlungen in den Niederlanden sowie in niederländischen Auslandvertretungen.


In Zusammenarbeit mit der Galerie Nouvelles Images, Den Haag, und mit freundlicher Unterstützung der niederländischen Botschaft Berlin.


Ausstellungsdauer: 22.1. - 20.3.2004
Öffnungszeiten: Di, Do 10 - 17 Uhr, Mi 10 - 21 Uhr,
Sa 11 - 14 Uhr


Wäcker & Jordanow
Galerie für Fotografie
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