© Markus Gadient

Zyklus Wildenstein (Nr. 92), 2003
Öl auf Baumwolle, 220 x 172 cm
Foto: Serge Hasenböhler, Basel


Markus Gadient


Im Oberlichtsaal präsentiert Markus Gadient (*1958, lebt in Basel) eigens für den Ort entstandene Werke: die jüngsten Arbeiten aus den Serien "Landschaften und Tore" (seit 2000) und "Zyklus Wildenstein" (seit 1990). Sie verbinden sich sowohl thematisch wie auch gestisch im Raum zu einer Einheit.

Die zwischen Abstraktion und Figuration oszillierenden Bilder eröffnen den Betrachtern märchenhafte, zuweilen unheimlich anmutende Landschaften. Neben dem Motiv des alten Baumsolitärs tauchen von der Naturskizze abgelöste, frei schwebende organische Formengefüge auf, die Öffnungen, Spalten und Gangsysteme in andere Mal-, Bild- und Realitätsebenen suggerieren. Zonen des pflanzlichen Wachsens sind mit Partien konkreter Landschaftswahrnehmung verwoben, deren Gleichzeitigkeit äussere Natur und innere Befindlichkeiten zueinander finden lassen. Landschaft und insbesondere das Motiv des Baumes gerinnen zu einer Folie, um Fragen der Malerei und damit Fragen nach Wirklichkeits- und Repräsentationsformen aufzuwerfen.

Erstmals gezeigt werden die in den letzten drei Jahren entstandenen Bilder, in denen sich die Farbpalette auf Grau reduziert, wobei in der Beschränkung der Facettenreichtum des einzelnen Farbtons ausgelotet wird. Innerhalb der grau in grau gehaltenen Lichtregie erscheinen neurdings da und dort Farbspuren und -knäuel, die wie Fremdkörper aus einer anderen Dimension eine neue Bild- und Realitätsebene einführen. Mit dem Einsetzen der grauen Bilder 1999 hat Gadient die erdigen Töne zugunsten kühler und klarer, zuweilen auch stark leuchtender Schattierungen aufgegeben. Das Spiel zwischen kräftiger Farbigkeit und vibrierender Einfarbigkeit wird im Oberlichtsaal physisch erlebbar. Der Gesamteindruck beim Eintreten und Verlassen der Ausstellung verändert sich wie ein Vexierbild: eingangs herrscht pralle Farbe vor, aus umgekehrter Richtung hingegen erscheint alles in diffuse Grautöne getaucht.

Gadient treibt ein Spiel um das Doppelwesen der Farbe, die einerseits als sinnliche Erscheinung, andererseits als Material auf der Leinwand Bedeutung erzeugt. Organische Formen sind in beiden, in den grauen wie in den farbigen Bildern vorherrschend. Die immer wieder inmitten von Astgeflecht und angedeuteten Perspektiven auftauchenden Farbknäuel erscheinen wie die Kerne einer Frucht als Informations- oder Energiespeicher.

Die starke Farbigkeit und die in die Komposition eingeschleusten Fremdkörper erschaffen surreal anmutende Landschaften, in der die Atmosphäre des physisch Realen mit Fantastischem, Melancholischem und Energetischem zusammentrifft. Das Reich des vegetabilen Wachstums tritt durch die Bedingungen der Malerei selbst in Erscheinung: in der Farbigkeit, dem Farbauftrag, der Materialität. So wird Malerei zum leuchtenden Universum, in dem eine kosmische Naturerfahrung erlebt werden kann.


Es erscheint ein Katalog im Schwabe Verlag mit Texten von Daniel Baumann, Peter Pakesch und Christina Végh, Deutsch/Englisch, mit zahlreichen Farbabbildungen.


Ausstellungsdauer: 22.3. - 11.5.2003
Oeffnungszeiten: Di-So 11 - 17 Uhr, Mi 11 - 20.30 Uhr
Mo geschlossen


Kunsthalle Basel
Steinenberg 7
4051 Basel
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