Markus Huemer - Galerie mezzanin Wien
"Meine Bilder sind die Asche meiner Kunst (nach Palermo)"
2001, DVD-Installation


Markus Huemer
Honesty Knows no Bounds



Man könnte einerseits von einem medialen Manierismus dann sprechen wollen, wenn Modelle mit Raum-Zeit-Koordinaten entwickelt werden, die sich explizit auf andere Kunst beziehen und damit in manieristischer Absicht einen bildtheoretischen Kernkonflikt sowie die Rolle der Kunst thematisieren.


Andererseits könnte man von medialen Manierismus dann sprechen, wenn das aktivierende ureigene Verunsicherungspotential bestimmter Gemälde für eine Neubewertung der Künste genutzt wird, wobei die Malerei ein Synonym für das Projekt Kunst als Ganzes ist.


Der mediale Manierismus meiner Net-Installationen zielt auf die Deformation und Dekonstruktion gefügter Ordnungen, die sich durch ein Übermass an harmonikalen Kategorien auszeichnen. Da es keine einheitliche manieristische Doktrin gibt, gehört zur Begriffsbestimmung des Manierismus die individuelle Ausprägung. Im 16.Jahrhundert haben Künstler eine Handschrift "una maniera" entwickelt.


Durch auffallende Abweichungen in diesen Handschriften wurde die eigene Originalität, die Aussergewöhnlichkeit des eigenen Tuns möglichst avanciert artikuliert. Neben Nachahmungen der Virtuosität der Grossmeister wurde zugleich das Eigene, Individuelle öffentlich merkfähig begründet.


Im Manierismus entwickelt sich eine entschiedene Steigerung des Artifiziellen, des Künstlichen. Im medialen Manierismus fallen formal ebenso Verdrehungen, Überdrehtheiten, Radikalisierungen, Eigenwilligkeiten, Zitationen und Wiederholungen sowie Steigerungen und Zerstörungen bereits entwickelter Formkonzepte auf. Ein medialer Manierismus ist also weniger ein Stil, als vielmehr eine Reflexionsfigur, zugleich Appropriation von Traditionen wie antizipierende Konstruktion. Schon die historisch bekannten Manierismen belegen deren Widerstandsfähigkeit gegen geschlossene Doktrinen.


Die künstlerische Konzeption des medialen Manierismus könnte also antifundamentalistische Energien entfalten. Damit gewönne Kunst eine kommunikative Funktion, die sie - mehr oder minder fahrlässig, mehr oder minder freiwillig - an die mediatisierte Massenkommunikation abgetreten hat.


Ausstellungsdauer: 26.1. - 8.3.2002
Oeffnungszeiten: Di-Fr 12 -18 Uhr
Samstag nach telefonischer Vereinbarung


Galerie mezzanin
Karin Handlbauer
Mariahilferstrasse 74a
A-1070 Wien
Telefon +43 1 526 43 56
Fax +43 1 526 91 87
E-Mail: mezzanin@chello.at

www.mezzaningallery.com


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