© Marlene McCarty

Patty Columbo - July 1984 (#3 from a group of 4),
1995-2000
Graphite, ballpoint pen, color pencil on paper,
72 x 55 inches


Marlene McCarty
Young Americans, Part 2



Mit Graphitstift oder Kugelschreiber zeichnet Marlene McCarty auf riesigen Papierformaten junge Frauen. Der Strich ist fein und legt einen unermesslichen Reichtum an Details frei. Die Mädchen tragen modische Freizeitkleidung und sind aufreizend bekleidet. Die irritierende Präsenz der Bilder beruht einerseits auf dem übernatürlichen Massstab der Darstellung - die Frauen sind unheimlich gross -, andererseits auf den sexuellen Attributen, die durch die Kleidung hindurch scheinen.


"Young Americans, Part 2" ist ein künstlerisches Porträt einer im wahrsten Sinne des Wortes gebrochenen amerikanischen Jugend. Die dargestellten Frauen, attraktiv und selbstbewusst, strahlen in ihrer Suche nach Unabhängigkeit und Freiheit eine Art Nonchalance aus, die gleichzeitig beeindruckend und durchschaubar ist. Die Künstlerin hat die den Zeichnungen zu Grunde liegenden Fotografien Presseartikeln entnommen. Sie stammen aus einer Zeit, als die Porträtierten ein so genannt normales Leben führten.


Wir beobachten spielerische Gruppenszenen und einzelne junge Frauen, die sich ihrer sexuellen Identität auf schier trotzige Art und Weise bewusst sind. Sie betrachten ihr Geschlecht zwischen halb geöffneten Schenkeln oder schauen uns fordernd an. Der Ausstellungsbesucher wird unweigerlich Zeuge eines äusserst intimen Moments, dessen voyeuristischem Szenario man sich schwerlich entziehen kann. Bilder von spielerischer Leichtigkeit mischen sich mit der subversiven Sprengkraft von Sexualität und Adoleszenz.


In den Gesten der Figuren werden chronologische Bewegungsabläufe einer Handlung sichtbar. Darin erinnern die Zeichnungen an Film Stills, die einzelne Momente einer dramatischen Handlung wiedergeben. McCarty bezieht sich in ihren Arbeiten explizit auf tragische Fälle von Teenagern, deren Pubertät in exzessiver Gewalt eskalierte. Das Datum im Titel der Bilder bezeichnet den Tag, an dem sie eine Erziehungsperson ermordeten oder selbst Opfer eines familiären Verbrechens wurden. Die soziale Spannung der pubertären Opposition kulminiert in einem Mord. McCarty zeichnet das Drama der Adoleszenz zwischen Begehren und Aufbegehren. Sie legt verschiedene Handlungsstränge einer allgegenwärtigen Tragödie als verstörendes Bild zwischen Zärtlichkeit und äusserster Gewalt frei. Dabei verwandelt die Künstlerin das Rampenlicht, das den Jugendlichen für kurze Zeit zuteil wurde, in eine andere Form von Beachtung fern jeden Schauprozesses.


Ausstellungsdauer: 6.3. - 25.4.2004
Öffnungszeiten: Di-Fr 14 - 18 Uhr, Sa/So 12 - 17 Uhr


Kunsthalle St. Gallen
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