© Martin Creed

Nr. 88


Martin Creed


Martin Creed ist 1968 in Wakefield, England geboren. 1986 - 1990 absolvierte er die Slade School of Fine Arts, wo er begann, seine Werke - weder chronologisch noch durchgehend - zu nummerieren, um ihnen eine präzise, aber anonyme Identität zu verleihen. 2001 gewann er mit dem Werk "Nr. 232" (the lights going on and off) den Turner Prize. Nach den Turbulenzen des Turner Prize hat sich Creed nach Italien zurückgezogen, wo er heute lebt und arbeitet.


Martin Creed ist ein Minimalist. Er versucht, mit beinahe nichts so wenig wie möglich zu machen. So knüllt er ein weisses Blatt A4 zusammen und legt es wie eine Skulptur auf einen Sockel: Werk "Nr. 88" (a sheet of A4 paper crumpled into a ball). Diese Arbeit war in der Kunsthalle Bern anlässlich der Ausstellung "Basics" (2002) zu sehen. Oder er stellt kleine quadratische Bilder aus Leinwand, weisser Grundierung und Wandbefestigungen aus Messing her. Was ist das Natürlichste, was Leute vor der Fotokamera tun? Lächeln. Also realisiert er eine kleinformatige Fotoserie mit lächelnden Personen. Mit der Konzeptkunst verbindet ihn das Prinzip, dass ein Werk nicht unbedingt ausgeführt werden muss, mit der Minimal Art die kühle formale Präzision etlicher Arbeiten. Der Einsatz alltäglicher Materialien wie Ballone, Bodenplatten, Klebband, Heftpflaster etc. und damit die Ablehnung der Merkmale von "Kunst", aber auch die Verbindung zwischen Musik(performance) und bildender Kunst (der Musiker Creed spielte in der Band Owada. Beispiel: ein 31 Sekunden langes Stück des Trios heisst 30 seconds with the lights off) zieht ihn wiederum in Richtung Fluxus.


Die Objekte Martin Creeds existieren in einer Art Zwischenwelt, sind weder dies noch das, weder nichts noch wirklich etwas, weder "Kunst" noch Alltagsobjekt, weder seriös noch ironisch, weder Negation noch Affirmation. Die Tür ist weder offen noch zu, das Licht ist weder an noch aus.


Die grosse Neonschrift an der Fassade der Tate Britain "THE WHOLE WORLD + THE WORK = THE WHOLE WORLD" (Werk Nr. 232) ist bezeichnend für diese Philosophie. Bedeutet diese Gleichung, dass Kunst überflüssig ist? Warum muss dies dann mit einem solchen materiellen/energetischen Aufwand verkündet werden? Oder dass das Kunstwerk in der Welt aufgehen soll? Warum hängt es dann ausgerechnet über dem Eingang eines Museums? Mit den einfachsten Mitteln hinterfragt Martin Creed die Welt der Kunst und unsere Alltagswelt. Er stiftet mit Evidenz Verwirrung.


Ausstellungsdauer: 25.10. - 30.11.2003
Oeffnungszeiten: Mi-So 10 - 17 Uhr, Di 10 - 19 Uhr


Kunsthalle
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