© Martin Kollar


Martin Kollar
Eastern Europe



Martin Kollar (geb. 1971) gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten der jungen slovakischen Dokumentarfotografie. Mit leiser Ironie, viel Sinn für bildnerische Dramaturgie und einem ausgeprägten Gespür für den richtigen Moment fängt er scheinbar banale, oftmals absurde Phänomene des alltäglichen Lebens ein und zeichnet so ein sarkastisches Gesellschaftsportrait des heutigen Osteuropa.


Im Ansatz durchaus vergleichbar mit dem hintergründig-ironischen Blick des britischen Fotografen Martin Parr, sind es die ganz gewöhnlichen Situationen und zufälligen Momente, die Kollars Aufmerksamkeit erregen: Die täglichen Verrichtungen von Leuten, die in ihrer natürlichen, authentischen Umgebung leben, an unbedeutenden Orten, an denen eigentlich gar nichts passiert: Da ist der Arbeiter, der kopfüber im Abwasserkanal verschwindet; hier das notdürftig festgezurrte Schwein, das auf dem Anhänger über die Autobahn transportiert wird; dort die auf der Motorhaube zum Kauf angebotenen Schuhe, während im Hintergrund die Blaskapelle tönt.


Doch während Parr seinen scharfzüngigen Gesellschaftssatiren durch eine animierende Bildsprache unmissverständlich Gehör verschafft, ist Kollars kritischironische Sicht auf die östliche Gesellschaft subtil, vielschichtig und von aktueller Brisanz: Es ist der Blick auf eine Gesellschaft im Umbruch, in der sich die Zeichen der Neuzeit mit den Spuren der Vergangenheit mischen, modernes Grossstadtleben auf ländliche Armut prallt und eine junge, westlich orientierte Generation mit der alten Welt zu brechen sucht.


Kollar arbeitet oft mit Symbolen, mit subtilen Manifestationen des Hier und Jetzt wie McDonalds-Zeichen, Werbetafeln, Plastiktüten, mit Zeichen des Konsums, die sich wie Fremdkörper in die oft rauen, archaischen Szenerien schieben und eine neue Qualität des Lebens preisen. Martin Kollar bereist den Osten mit den Augen eines Fremden und findet ein überraschendes und exotisches Land vor. Er hält die ganze Absurdität der Situation in einem Kaleidoskop des Lebens fest. Seine Ausbildung und langjährige Erfahrung als Kameramann verleihen ihm einen ausgeprägten Sinn für Dramaturgie, Farbgestaltung und disziplinierte Bildkompositionen mit verschiedenen formalen wie inhaltlichen Ebenen.


Es ist der subjektive Blick des Fotografen durch den Filter des inneren Universums, der die slovakische Dokumentarfotografie heute so facettenreich macht: Der rasche gesellschaftliche Wandel, der sich seit Ende der 80er Jahre vollzieht, spiegelt sich von halbem Jahrzehnt zu halbem Jahrzehnt in den Arbeiten der jeweiligen Fotografengeneration wieder. Besonders die in den 70er Jahren geborenen Künstler wie Martin Kollar treten zunehmend in den internationalen Diskurs und bereichern die aktuelle Fotografie durch eine ganz eigene bildkünstlerische Qualität.


Ausstellungsdauer: 22.4. - 30.6.2004
Öffnungszeiten: Di, Do 10 - 17 Uhr, Mi 10 - 21 Uhr,
Sa 11 - 14 Uhr


Wäcker & Jordanow
Galerie für Fotografie
Gollierstrasse 17
D-80339 München
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