© Matthias Herrmann: "You, in this grave"! (Aida, Act 4), 8/2000


Matthias Herrmann
Neue Arbeiten



Camp as Camp Can - (about "Text Pieces") by Peter Weiermair


Die in diesem Band vereinigten 130 Werke, die in den letzten beiden Jahren als "work in progress" entstanden sind, setzen sich von den früheren Arbeiten durch eine Reihe sich ändernder Strategien ab. Da wie dort handelt es sich um inszenierte Bilder, die im Studio unter Ausschluss der Öffentlichkeit entstanden sind; da wie dort ist der Künstler selbst sein Modell.

Aber die neuen Selbstdarstellungen sind über die Tatsache hinaus, daß sie erzählerischer sind - die Figuren etwas repräsentieren, was zur Identifikation einlädt - eingespannt in einen Bild-Textdiskurs, den der Betrachter, jeder Betrachter für sich, in Gang bringen und mit Bedeutung versehen muß.

Texttafeln werden wie die Zwischentitel von Stummfilmen oder die Preisschilder im Kaufhaus dazu gestellt und das Bild kann durch den Text, gefundene Äußerungen, Zitate aus Zeitschriften und Interviews, der Text aber auch durch das Bild eine "Erklärung" finden.

Wie viele Künstler der Gegenwart und damit meine ich eine bereits Geschichte gewordenen Gegenwart von einem viertel Jahrhundert (wie Jürgen Klauke, Urs Lüthi, Marina Abramovic, Cindy Sherman oder Luigi Ontani) nimmt Matthias Herrmann seinen trainierten Körper, er kann den ehemaligen Tänzer nicht verleugnen, und dessen Ausdruckskraft als fortwährendes Medium des photographischen Bildes, welches das Endprodukt der slapstickhaften Seancen ist. Herrmann verfügt dabei über eine Versatilität des Ausdrucks bis hin zu Lust und Auslöser koordinierenden Operationen.

Wenn man Matthias Herrmann in die Geschichte der genannten Selbstdarstellungen einreiht, werden zwei Dinge klar. Zum einen seine Aktualität, die mit der exzessiven Offenheit, einem fast zynischen, ins Absurde gehenden Exhibitionismus, der Lust am Rollenspiel und der Dekonstruktion der Zeichen der Sexualität zu tun hat, zum anderen der innovative Beitrag in dieser Geschichte, in der auch die Reflexion des Mediums selbst und die Hinterfragung der Strategien von Mode- und Werbungsphotographie eine zentrale Rolle spielen, aber auch Elemente der Perfomanceentwicklung eingehen. Herrmann geht davon aus, daß wir alle Spieler des Be- und Entkleidens sind und er spielt, man blicke in das nächstbeste Heft von Vogue oder auf die nächste Plakatwand, auf der dort gestimmten Klaviatur der Gefühle....."


Ausstellungsdauer: 5.6. - 27.7.2001
Oeffnungszeiten: Di-Fr 11 - 18 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr


Galerie H.S. Steineck
Himmelpfortgasse 23
A-1010 Wien
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