© Matthias Herrmann

Saintonge, Paris, 2003


Matthias Herrmann
Hotel



"Hotel" ist der Titel der Ausstellung mit Fotoarbeiten des 1963 in München geborenen und in Wien lebenden Künstlers Matthias Herrmann. Gezeigt werden 50 Selbstportraits, oder besser Selbstinszenierungen aus einer Serie von weit über 400, die Matthias Herrmann in den vergangenen Jahren bei zahlreichen Hotelaufenthalten von sich aufgenommen hat. Bedingt durch seine Tätigkeit als Präsident der Wiener Secession ist Herrmann viel unterwegs und hat oftmals sein Studio in die jeweiligen Hotelzimmer in der ganzen Welt verlegt.


"Nirgendwo wird die Relevanz von Öffentlichkeit für die Konstruktion von privatem Raum deutlicher als in Hotelzimmern. Das Gefühl des Rückzugs aus einer Öffentlichkeit wird schon beim Betreten als so etwas wie das Erreichen einer kleinen Insel wahrgenommen, die nur von einer dünnen Haut umgeben ist, die vor einem Äusseren abschirmt, das doch immer präsent bleibt. Gerade die Tatsache, dass es keinen neutralen Raum als Abschirmung gibt, (...), verstärkt das Gefühl einer Erweiterung des eigenen Körpers und einer neuen, verletzlichen Haut, die diesem Körper befreiende Möglichkeiten einräumt. Diese Situation hat etwas ungemein Inszeniertes an sich und lädt zum Weiterinszenieren ein.(…). Alleine im Hotelzimmer wird man so zum Voyeur seiner selbst. Die Vorstellung einer Öffentlichkeit wird so stark, dass man gleichzeitig zwei Positionen einnehmen kann, gleichzeitig auch ein Auge sein kann, das von aussen beobachtet.


Das narzisstische Setting ist fast perfekt, aber eben nur fast und wird so zum Ausgangspunkt für die Arbeit von Matthias Herrmann. Seine Kunst ist immer an der Schwelle von intimer Privatheit und dem (naturgemäss) öffentlichen Raum der Kunst in einer spielerischen und von Brüchen durchsetzten Art angesiedelt.


Die Arbeiten des Künstlers leben von ihrer Inszenierung, wobei diese Inszenierung aber niemals einfach zu einem eindimensionalen Ergebnis führt, sondern immer von Doppelbödigkeiten und Brüchen lebt (…). Die Inszenierung bedeutet aber auf der anderen Seite auch, dass keine Privatheit oder Andersheit in dem Sinne vorgegeben wird, in dem vor allem die amerikanische Photographie der neunziger Jahre die Linse auf die verschiedensten subkulturellen Formen von Sexualität und Szene richtet und deren Resultate in ihrer Wirkung doch nur immer eine Form von Exotismus bleiben.


Es geht bei Matthias Herrmann nicht darum, Lebensformen und die mit ihnen verbundenen Körperlichkeiten in die Kunst hereinzuholen oder die Kunst für sie zu öffnen (...). Die Arbeiten enthalten gleichzeitig Beobachter und Beobachteter, Subjekt und Analyse, Witze und Witze über die Kunst, in ihrer Unterschiedlichkeit Übertreibungen bis hin zum Grotesken. Das Hotelzimmer ist der Schmelzpunkt all dieser Ebenen, weil seine Enge nur eine vorgebliche ist, es ist Studio für Herrmann, weil genau dort der Zusammenhang zwischen Phantasien und Überschreitungen so stark ist". (Martin Prinzhorn/"Häute")


Hinweis: Die Exponate sind für die Rezeption von Jugendlichen unter 18 Jahren nicht geeignet.


Ausstellungsdauer: 14.5. - 20.6.2004
Oeffnungszeiten: nur nach telefonischer Verabredung


Ausstellungsraum Jürgen Bahr
Helmholtzstrasse 6-8
D-50825 Köln-Ehrenfeld
Telefon +49 221 954 52 71
Fax +49 221 954 52 72
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