© Matti Braun

Installationsansicht


Matti Braun
S.R.



Der in Köln lebende Künstler Matti Braun (geb. 1968) realisiert im Kunstverein Freiburg seine bislang umfangreichste institutionelle Einzelausstellung: Matti Braun verwandelt den Ausstellungsraum in einen flachen See, dessen Oberfläche die Umgebung widerspiegelt. Lose verteilte Baumstammscheiben unterschiedlicher Grösse laden den Besucher ein, den Wasser-Raum zu durchqueren. Die Installation ergibt ein Bild eigentümlicher Strenge, die dennoch verführerisch und verträumt erscheint.


"S.R.", der Titel der Ausstellung im Kunstverein Freiburg, steht für die Initialen des ersten international anerkannten indischen Filmregisseurs Satyajit Ray (1921-1992), der bis heute von Regisseuren und Cineasten bewundert und verehrt wird. Er führte Regie, schrieb die Drehbücher zu seinen Filmen, Detektivgeschichten, Science Fictions und illustrierte Kinderbücher. Ray stammte aus einer wohlhabenden, intellektuellen Familie aus Kalkutta; sein Grossvater und sein Vater waren eng verbunden mit der Brahmo Samaj Bewegung und dem Dichter und Dramatiker Rabindranath Tagore.


Der japanische Filmemacher Akira Kurosawa sagte einmal: "Wer die Filme von Ray nicht gesehen hat, lebt in einer Welt, ohne jemals die Sonne und den Mond gesehen zu haben." Über zwanzig Jahre arbeitete Ray an einem Drehbuch zu einem Science Fiction, in dem eigentlich Peter Sellers die Hauptrolle spielen sollte, der jedoch nie realisiert wurde. Viele Jahre später scheint es, als hätte Steven Spielberg seinen Film "E.T." dem Drehbuch Rays entlehnt.


Matti Braun wählte Rays nie vollendeten Science Fiction als Ausgangspunkt für seine Installation. Brauns Interesse gilt jedoch weniger den konkreten narrativen Zusammenhängen als vielmehr den autonomen Prozessen, die vieles offen lassen sowohl im Hinblick auf die Konstruktion einer Identität als auch potentieller Rezeptionsmöglichkeiten.


Ausgehend von der Auseinandersetzung mit Biografien, trifft Matti Braun bei seinen Recherchen auf komplexe Konstellationen, die gleichermassen persönliche wie gesellschaftlich-kulturelle Hintergründe betreffen. Im Zentrum stehen hierbei transkulturelle Prozesse und die daraus entstehenden Fragen nach der Verbindlichkeit und Authentizität einer so genannten kulturellen Identität.


Aus einer Vielzahl geschichtlicher und persönlicher Interpretationen, biografischer und historischer Fakten aller Art oder auch privatmythologischer Anekdoten entwickelt Matti Braun für jede seiner Arbeiten inhaltlich weit vernetzte und erzählerische Strukturen: Parallel zu diesem eher assoziativ und spielerisch als streng wissenschaftlich orientierten Prozess seiner Recherchen, konzipiert Braun seine zumeist raumbezogenen Arbeiten.


Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:
Matti Braun. S.R., herausgegeben von Dorothea Strauss, Kunstverein Freiburg 2003.


Ausstellungsdauer: 21.6. - 24.8.2003
Oeffnungszeiten: Di-So 11 - 17 Uhr, Mi 11 - 21 Uhr


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