Michael Günzburger - Ausstellungsansicht in der Galerie Mark Müller, Zürich

Ausstellungsansicht in der Galerie Mark Müller, Zürich


Michael Günzburger
Allmend


Die starke lineare Verdichtung von Linien in Michael Günzburgers Zeichnungen erzeugt mehrdeutige Strukturen, deren flächige Verteilung einen malerischen Ansatz erkennen lassen. Dabei legt er sich nie auf ein Ausdrucksmittel fest, sondern er arbeitet mit vielfältigen Materialien wie Tusche, Bleistift, Acrylfarbe oder Wasser, inszeniert Stoffbänder, formt Puppenkeramik, arbeitet auf Leinwand, auf verschiedenen Arten von Papier oder mit Photographien.


Dem Betrachter eröffnen sich Zeichnungswelten, die Alltagsszenen, Landschaftsausschnitte oder Gegenstände - von Miniaturen zu grossflächigen Zeichnungen und über den Papierrand hinaus auch installative Objekte - wiedergeben.


Unter dem Titel "Allmend" hat Günzburger verschiedene Themenkreise vereint, die sich überlagern, verknüpfen, auseinander entwickeln oder Bezüge schaffen. Genauso wie die Allmend ein klar definierter Ort ist, der von Menschen gemeinsam in Anspruch genommen wird, geht es bei den ausgestellten Werken um Allgemeinheit und Allgemeingut, Öffentlichkeit, Ansprüche und kollektiven Besitz. Unter diesem Gesichtspunkt kann auch die Schlachtszene betrachtet werden, deren Thematik geradewegs ein Paradebeispiel zur Metapher der Verteidigung eines Allgemeinplatzes darstellt. Als Leitmotiv erscheinen ameisenkleine Menschenmassen, die Räume in Besitz nehmen und definieren, um Ambitionen auf Gemeingut darzustellen. Sie besiedeln Stadtlandschaften oder bevölkern die vier Weltwunder: Die hängenden Gärten von Babylon beispielsweise werden von Touristenscharen regelrecht gestürmt und der Koloss von Rhodos wird von überfüllten Segeljachten angesteuert. Günzburger weitet somit das Thema "Allmend" aus und überschreitet Grenzen zu eigens geschaffenen Freiräumen.


In der Arbeit "hält bei richtiger Lagerung über 5000 Jahre" hat er gängige Bildthemen anderer Künstler gesammelt, um den Kanon für zeitgenössische Kunst aufzuzeigen: Motive wie "eine Wolke am blauen Himmel" oder "Geschlechtsteile" gehören zum Vokabular fast eines jeden Künstlers; Günzburger verallgemeinert diese Motive, indem er sie nebeneinander stellt und durch die Materialwahl von Papyrus sozusagen "inventarisiert". In der Verdopplung von Judy Millars Gemälde eignet er sich eine fremde Arbeit an und erklärt diese so zum Allgemeingut. Gleichzeitig hinterfragt er das Medium Malerei, formuliert er doch seine Interpretation vornehmlich zeichnend. Dabei nimmt er keine überlegene Haltung ein, sondern eignet sich an, um etwas Irritierendes, Assoziatives freizulegen.


Michael Günzburger wurde 1974 in Bern geboren; er lebt und arbeitet in Zürich.


Ausstellungsdauer: 25.8. - 15.10.2005
Oeffnungszeiten: Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr
und nach Vereinbarung


Galerie Mark Müller
Gessnerallee 36
8001 Zürich
Telefon +41 (0)44 211 81 55
Fax +41 (0)44 211 82 20
Email mail@markmueller.ch

www.markmueller.ch
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