© Michael von Graffenried
Michael von Graffenried: Frauen auf dem Heimweg nach dem Freitagsgebet, Algier.


Im Herzen Algeriens
Das Jahrzehnt des Terrorismus

Fotografien von Michael von Graffenried
Kurzfilme von Mohammed Soudani

In Algerien herrscht seit den abgebrochenen Parlamentswahlen von 1991 ein ungenannter Bürgerkrieg, ein Drama, das sich nur 2 Flugstunden von der Schweiz entfernt abspielt. Die Terroranschläge des 11. Septembers 2001 haben die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auch wieder auf das Problem des islamistischen Terrorismus in Algerien gelenkt. Immer wieder wurde beklagt, es gebe weder Bilder von diesem Konflikt noch Orte der Erinnerung. Michael von Graffenrieds Fotografien und Mohammed Soudanis filmische Portraits können die politische Situation in Algerien jedoch eindrucksvoll dokumentieren.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Menschen und ihr vom Krieg geprägter Alltag. Die schwarzweiss Fotografien von Michael von Graffenried vermitteln dem Betrachter eine Ahnung von dem, was sich in Algerien abspielt. Es sind Momentaufnahmen, die versuchen, die komplexe Situation im heutigen Algerien festzuhalten.

Michael von Graffenried reist seit mehr als 10 Jahren immer wieder in das von Gewalt geschüttelte Land. Seine Fotoreportagen muss er im geheimen machen - aus religiösen Gründen, aber auch aus politischen. Er arbeitet dabei häufig mit einer alten Panoramakamera, bei der er nicht durch den Sucher zu schauen braucht. Diese versteckt geschossenen Bilder haben eine besondere, dokumentarische Qualität und wecken Neugierde auf das, was ausserhalb der Fotografien geschehen ist.

Der Filmemacher Mohammed Soudani ist in den letzten zwei Jahren, zusammen mit Michael von Graffenried, an den Ort des Geschehens zurückgekehrt. Die Beiden haben die Leute in Graffenrieds schwarzweiss Fotografien wiedergefunden, die nun der Filmkamera anvertrauen, wie sie die letzten zehn Jahre überlebt haben. In den Kurzfilmen gibt Mohammed Soudani den Fotografierten eine Stimme und geht der Frage nach Tätern, Opfern, Umständen und Reaktionen nach. Wer tötete wen und warum? Das dabei entstandene Filmmaterial wird erstmals in einer Ausstellung gezeigt. Sein abendfüllender Dokumentarfilm "guerre sans images - Algerien, ich weiss, dass du weisst" kommt gleichzeitig in die Kinos - ab 22. August ins Kino RiffRaff in Zürich - und wird im Rahmen "der langen Nacht der Zürcher Museen" im Vortragssaal des Museums für Gestaltung Zürich gezeigt.

Die Ausstellung "Im Herzen Algeriens" setzt sich durch die künstlerischen Arbeiten von Michael von Graffenried und Mohammed Soudani mit den Geschehnissen in Algerien auseinander und erlaubt, ohne Partei ergreifen zu wollen, auch unterschiedliche Standpunkte.

Unter dem gleichen Titel wie die Ausstellung erscheint im Benteli Verlag eine Textsammlung, die folgende Themen behandelt: die Geschichte Algeriens seit dem Unabhängigkeitskrieg; Identität und sozio-ökonomische Strukturen; die Frau zwischen Islam und Modernität; der algerische Feminismus; die Jugend zwischen Realität und ihren Träumen; Literatur zum Überleben; Pressefreiheit zwischen Staatsdruck und islamistischem Terror.


Ausstellungsdauer: 21.8. - 27.10.2002
Oeffnungszeiten: Di-Do 10 - 20 Uhr
Fr-So 11 - 18 Uhr, Mo geschlossen

Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
8005 Zürich
Telefon 01 446 22 11
Fax 01 446 22 33

www.museum-gestaltung.ch