 Die Garteninstallation von Katja Schenker (Stand Juni 2002) Flower Power auf der Insel Ufnau Garteninstallationen von Chantal Michel und Katja Schenker Eine Handvoll Smarties, auf der Wiese verstreut. Begehbare Spiralen, die einen Ort der Ruhe und Intimität versprechen. Sind das Beschreibungen für Gärten? Nicht wirklich, aber die Gärten, welche die Performance-Künstlerinnen Chantal Michel und Katja Schenker diesen Sommer auf der Insel Ufnau im Zürichsee angepflanzt haben, entziehen sich auch einer eindeutigen Kategorisierung. Es sind vielmehr Installationen aus und mit Pflanzen, die sich in die natürliche Landschaft der Ufnau eingenistet haben und mit dieser einen lustvollen Dialog pflegen. Chantal Michel breitet vor den Besucherinnen und Besuchern ein buntes Tupfenmuster aus 88 kreisrunden, monochromen Blumenbeeten von zwei bis vier Metern Durchmesser aus. Der blühfreudige, in allen Vorgärten und öffentlichen Parkanlagen beliebte Sommerflor ist ihr Material der Wahl. Das Aussäen gerät ihr zum Hintupfen von Farbe – es soll, wie sie sagt, eine schnelle, anmutig-leichte Geste sein, mit der die sauber ausgestochenen Beete gefüllt werden. Verzaubern will sie die Besucher mit einem formal klar und einfach durchgestalteten Garten, der sich in künstlicher Schönheit in einer Senke im westlichen Teil der Insel entfaltet. Sie nutzt die Uferböschung wie einen Rahmen, der ihren Garten schützend umgibt und zugleich als kontrastbildende Folie und wilder Untergrund dient auf dem sich die Eleganz ihrer Inszenierung entfalten kann. Ihr Stil ist forcierte Künstlichkeit – unbekümmert plündert sie die Requisiten biederer Wohngärten und fügt ihnen eine gut dosierte Prise Glamour bei. Wichtig ist die Gesamt-komposition, die einzelne Blume soll zur farbigen Flächen-wirkung beitragen, jedes Beet von weitem gesehen als bunter Punkt wahrgenommen werden. Von fern erscheinen die kreisrunden Blumenbeete deshalb vielleicht wie einzelne Riesenblüten, mittendrin fühlt man sich ganz klein wie in einer riesigen, getupften Tischdecke – wie bei Alice im Wunderland verschieben sich die Grössenrelationen. Ganz etwas anderes ereignet sich im Garten von Katja Schenker: Bei ihr ist die Ufnau nicht kontrastreiche Rahmung, sondern Stimmungsträger und Dialogpartner der Pflanzungen. Ihren Garten kann man nicht wie ein Bild von aussen betrachten, man muss ihn durchstreifen, erwandern und körperlich erfahren. Schutz und Ruhe findet man beispielsweise in zwei spiralförmigen Pflanzungen von etwa 32 Metern Durchmesser, während im Bogen angepflanzte Sonnenblumen mit ihrem strahlenden Gelb und einer dynamischen Kurve die Situation beschleunigen. Die Topographie des westlichen Teils der Insel bietet verschiedene stimmungsgeladene Orte, es gibt kleine Anhöhen, stille, geschützte Winkel, offene Flächen und versteckte Senken. Katja Schenker ordnet diesen Miniatur-landschaften spezielle Pflanzen zu, verstärkt so die vorhandenen Stimmungen und macht sie verschiedenen Sinnen zugänglich. Sie sucht die Pflanzen nach spezifischen formalen Kriterien wie Farbe, Wuchshöhe, Zartheit oder Robustheit aus, wichtig sind dabei auch Gerüche und Düfte. So verwendet sie neben Blumen Gewürze, Kräuter und Gemüse. Sie lässt den Besucher riechen, gehen und innehalten, vielleicht auch zuhören, wenn die den Sommer über angesiedelten Bienenvölker ihren Nektar sammeln. Die Gartenistallationen auf der Insel Ufnau im Zürichsee sind den ganzen Sommer lang (24. Juni bis 15. August) von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Die Insel ist mit dem Kursschiff erreichbar. (Der Fahrplan der Zürichsee Schifffahrt ist am Bahnschalter erhältlich, siehe auch www.zsg.ch oder Telefon 01 487 13 33.) Ein Katalog, der die verschiedenen Entwicklungsphasen der Gärten festhält, erscheint Anfang Dezember 2002. Er kann im Seedamm Kulturzentrum vorbestellt werden. Preis: Fr. 45.-. Initiiert wurde das Projekt vom Kurator Pius Freiburghaus, Leiter der Abteilung "perforum" im Seedamm Kulturzentrum, mit freundlicher Erlaubnis des Klosters Einsiedeln, Besitzerin der Insel Ufnau. |
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