De Mar: "Street Lamp" (Detail)
© Rob De Mar: Street Lamp (Detail)

Mobile Home

Zuhause lässt sich infolge von Globalisierung und neuen Informationstechnologien immer weniger zeitlich und örtlich klar fixieren. In diesem Kontext stehen die Arbeiten von fünf jungen, internationalen Künstlerinnen und Künstlern in der Ausstellung "Mobile Home". Die Metapher des Schlosses ("My Home is my Castle") hat ausgedient. Das heutige Daheim ist flexibel, abpackbar und transportabel, ein "Mobile Home" eben.

Rob De Mar (*1965, lebt in New York) zeigt sechs Skulpturen aus "geflocktem" Material. An langen, an der Wand verschraubten "Ästen" türmen sich winzige Wolkenwelten oder Landparzellen mit Kakteen, Bäumen, Strassenlampen und Fernsehtürmen. De Mars surreale Arbeiten untersuchen, wie Informationstechnologien unser Verhältnis zur Natur und unsere Vorstellung von Zuhause verändern.

Sibylle Feucht (*1968, lebt in Basel) zeigt eine Gruppe von fünf Illfochrome Bildern mit den im Internet hauptsächlich vorkommenden Typen von "Home Icons" in Extremvergrösserung. Die von Feucht zusammengesuchten Icons zeigen stereotypische, mittelständische Einfamilienhäuschen, zum Teil mit Vorgärtchen und Blumenschmuck am Fenster. Feuchts Serie stellt die Frage nach dem Zuhause im Kontext des Cyberspace.

Peter Garfield (*1961, lebt in New York) zeigt die Fotoarbeit "Harsh Realty II", welche ein frei schwebendes Haus darstellt, das scheinbar von einem Tornado in die Luft gewirbelt wurde und am Auseinanderbrechen ist. Das echt wirkende Haus ist ein nachgebautes Modell. Garfields Arbeit erinnert an ein Filmstill und wirkt wie eine Szene aus dem Film "The Wizard of Oz". Auch dort geht es um die Suche und die Sehnsucht nach dem Zuhause.

Alexander Morrison (*1971, lebt in Vancouver, Canada) zeichnete aus seiner Erinnerung alle Häuser und Wohnungen, in denen er je gelebt hat - zur Zeit sind es 29 - mit Filzstift direkt an die Galeriewand. Im Video "Home Wrecker" sieht man den Künstler, wie er mit dem Rollbrett in einer Wohnung herumfährt und diese ohne Rücksichten in eine Skateboardbahn verwandelt. Küchenkombination, Kühlschrank, Ofen werden zu Skateboardrampen umfunktioniert. Häusliche Architektur prägt, definiert, engt ein. Morrison's Skateboarding symbolisiert ein Ausbrechen aus dieser Struktur.

Nicoletta West (*1966, lebt in New York und Zürich) bedeckt mit ihrer fast 7 Meter langen Arbeit "fluffy road to deeperdeeper" den Gang der Galerie mit am Boden gespannten Wollfäden, die das Sehnsuchts- und Kitschmotiv "Sonnenuntergang am Meer mit Palme" zeigen. Das flauschige Material weckt ein unbestimmtes Gefühl von Geborgenheit. Die Arbeit wird der Zeit nicht standhalten und gegen Ende der Ausstellung Beschädigungen aufweisen. Im Gegensatz zu Carl Andre's begehbaren Bodenarbeiten, die unzerstörbar sind und die der eingangs erwähnten Metapher des Schlosses entsprechen, sind Wests Fäden provisorisch und müssen immer wieder neu gesponnen werden.

Am Freitag, 27. Juli findet um 18 Uhr ein Werkgespräch mit Sibylle Feucht und Nicoletta West statt.

(Rolf Staub, Kurator der Ausstellung)

Ausstellungsdauer: 29.6. - 4.8.2001
Oeffnungszeiten: Do-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr
und nach telefonischer Verabredung

Kabinett Bern
Michael Krethlow
Gerechtigkeitsgasse 72-74
3011 Bern
Telefon: 031 312 35 01
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