© Photo: Dieter Schwerdtle, Kassel

Homebound, 2000
Küchengerätschaften, Möbel, Kabel, Glühbirnen, Dimmer, Verstärker, Boxen, Dimensionen variabel
© Photo: Dieter Schwerdtle, Kassel
Musée national d'art moderne, CGP Paris, FNAC


Mona Hatoum
Ein Werküberblick mit neuen Arbeiten



Click for English text


Die Hamburger Kunsthalle zeigt den bislang umfassendsten Überblick über das Werk von Mona Hatoum und ihre erste grosse Einzelausstellung in Deutschland. Die Künstlerin zählt in Europa und den USA schon längst zu den bedeutendsten ihrer Generation.


Das Leben unterwegs, ausserhalb ihrer Heimat, hat Mona Hatoum für die Themen Macht und Identität sensibilisiert, die sich durch ihr gesamtes Werk ziehen. 1952 als Tochter palästinensischer Eltern im Libanon geboren, lebt sie seit 1975 in London. In ihren Skulpturen, Videoarbeiten und raumgreifenden Installationen thematisiert sie immer wieder die Verletzlichkeit des Einzelnen und die Gewalt seitens institutionalisierter Macht. Ihr zentraler Bezugspunkt ist der Körper - oftmals ihr eigener Körper, den sie als Medium in ihren Performances, Videoarbeiten und Installationen einsetzt.


Seit Anfang der neunziger Jahre entwickelte Mona Hatoum grosse Installationen, mit denen sie beim Betrachter widersprüchliche Gefühle von Begehren und Abscheu, Furcht und Faszination auszulösen vermag. So liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit in den raumgreifenden Installationen, von denen die Ausstellung einige der bedeutendsten versammelt: "Light Sentence", "Corps étranger", "Quarters", "Homebound". In diesen Schlüsselwerken verbinden sich die performativen und den Betrachter aktivierenden Ansätze des Frühwerks mit einer Formensprache, die ihr Vokabular aus der minimalistischer Skulptur und Konzeptkunst entwickelt, dieses jedoch mit persönlichen und politischen Inhalten auflädt.


Buchstäblich mit Haut und Haar arbeitet Mona Hatoum an ihrer Kunst. Die Entscheidung für ein bestimmtes Material ist für die Künstlerin vornehmlich eine inhaltliche Entscheidung, wobei die Bandbreite der von ihr eingesetzten Werkstoffe schier unerschöpflich zu sein scheint: Stahl und Kunststoffe, Textilien und Seife, Elektrizität und Magnetismus, vorgefundene Haushaltsgegenstände und Massendrucksachen, Glas und Gummi ... Hatoum formulierte so eine künstlerische Sprache, in der vertraute Gegenstände aus dem Alltag in fremdartige und bedrohliche Objekte verwandelt werden. Die Überblicksausstellung trägt dieser Vielfalt Rechnung.


Mona Hatoums Werke sind Formeln für die menschliche Existenz - eindringlich formuliert und dabei vielschichtig und rätselhaft. In ihren eigenen Worten: "Als erstes erlebt man ein Kunstwerk körperlich. Ich mag es, wenn Werke sich sowohl auf der sinnlichen als auch auf der intellektuellen Ebene auswirken. Bedeutungen, Konnotationen und Assoziationen entstehen erst nach der ursprünglichen körperlichen Erfahrung, wenn die Phantasie, der Intellekt und die Psyche durch das, was man gesehen hat, entflammt werden".


Diese erste umfassende Präsentation von Mona Hatoums Werk in Deutschland versammelt rund sechzig Werke aus amerikanischen und europäischen Sammlungen. So entsteht ein Überblick über das vielgestaltige und bilderreiche Werk der Künstlerin. Für den Kuppelsaal der Hamburger Kunsthalle entstand "Lookout", eine neue Videoinstallation, die sie speziell für diesen monumentalen Raum konzipiert hat.


Mona Hatoums Werk wurde in zahlreichen Ausstellungen in Europa, den USA und Kanada gezeigt: eine vom Museum of Contemporary Art in Chicago (1997) organisierte Wanderausstellung ging ins New Museum of Contemporary Art New York, zum MoMA nach Oxford und in die schottische National Gallery of Modern Art in Edinburgh. Die Ausstellung "The Entire World as a Foreign Land" war die Eröffnungsausstellung der Londoner Tate Britain im Jahr 2000. Andere Einzelausstellungen fanden statt im Centre Georges Pompidou (1994), im Castello di Rivoli, Turin (1999), im Site Santa Fe und im Mass MoCA (2000/01) und ein Werküberblick im Centro de Arte de Salamanca (2002/03). Aufsehen erregte Ihr Beitrag zur documenta 11 in Kassel (2002). Zur Zeit ist Mona Hatoum Stipendiatin des DAAD in Berlin. Mona Hatoum ist die diesjährige Preisträgerin des Sonning Prize, der alle zwei Jahre von der Universität Kopenhagen vergeben wird.


Nach Walter de Maria, Maria Lassnig erhält nun Mona Hatoum den höchstdotierten europäischen Kunstpreis (CHF 120.000) der Roswitha Haftmann-Stiftung. Die öffentliche Preisverleihung findet am 18. November 2004 im Kunsthaus Zürich statt.


Kurator: Dr. Christoph Heinrich


Die wissenschaftliche Erarbeitung des Katalogs wurde durch einen Zuschuss der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius ermöglicht. Mit Unterstützung des British Council und die tageszeitung, taz nord.


Zur Ausstellung erscheint ein durchgehend illustrierter Katalog.


Ausstellungsdauer: 26.3. - 31.5.2004
Oeffnungszeiten: Di-So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 21 Uhr


Hamburger Kunsthalle
(Kuppelsaal und Galerie der Gegenwart)
Glockengiesserwall
D-20095 Hamburg
Telefon +49 40 428 131 200
Fax +49 40 42 85 43 409
Email info@hamburger-kunsthalle.de

www.hamburger-kunsthalle.de






Mona Hatoum
A major survey including new work



This is the largest survey exhibition of the work of Mona Hatoum, and her first one-person exhibition in Germany. In Europe and Northern America, Hatoum has long been recognized as one of the most important artistic figures of her generation.


Life on the move, away from her home country, has made Mona Hatoum sensitive to matters pertaining to power relationships and questions of identity. She was born in Lebanon in 1952, the daughter of Palestinian parents and has been living in London since 1975. In her sculpture, video and installation work she repeatedly addresses the vulnerability of the individual in relation to the violence inherent in institutional power structures. Her primary point of reference is the human body, sometimes using her own body - not only in her performances, but also in her video works and installations.


Since the early 1990s Hatoum has been producing large installations which succeed in arousing in the viewer contradictory feelings of attraction and repulsion, fear and fascination. "Light Sentence", "Corps étranger", "Quarters", "Homebound" are some of her most ambitious installations and are included in this exhibition. These key works combine performative and interactive approaches of her early years with a formal language that derives its vocabulary from minimalist sculpture and conceptual art, which at the same time is charged with personal and political content.


Mona Hatoum commits herself totally and literally to her art. Her choice of particular materials is arrived at in relation to the content, and the range of materials she uses would appear to be completely inexhaustible: steel and plastic, textiles and soap, electricity and magnetism, found household utensils and disposable items, glass and rubber ... Hatoum thus fashions an artistic language in which familiar everyday commodities are transformed into strange and threatening devices.


Hatoum's works are analogous to human existence - vividly formulated but at the same time complex and mysterious. As she puts it: "You first experience an artwork physically. I like the work to operate on both sensual and intellectual levels. Meanings, connotations and associations come after the initial physical experience as your imagination, intellect, psyche are fired off by what you've seen".


This first comprehensive presentation of Hatoum's work in Germany is taking place in the Hamburger Kunsthalle. Around sixty works from international collections provide an overview of the artist's highly varied and imaginative oeuvre. "Lookout", a new site-specific work, conceived by Hatoum for the Hamburger Kunsthalle, has been realized for the monumental Domed Hall.


Hatoum's work has been exhibited widely in Europe, the United States and Canada. In 1997 a survey of her work was organised by the Museum of Contemporary Art, Chicago and toured to The New Museum of Contemporary Art, New York, MoMA, Oxford and the Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh (1998). Hatoum's exhibition "The Entire World as a Foreign Land" was the inaugural exhibition for the launch of Tate Britain, London in 2000. Other solo exhibitions include Centre Georges Pompidou, Paris in 1994, Castello di Rivoli, Turin (1999), "Domestic Disturbance", Site Santa Fe and Mass MoCA (2000-2001), and a survey of her work at the Centro de Arte de Salamanca and the Centro Galego de Arte Contemporanea, Spain (2002-03). Hatoum is currently artist in residence on the DAAD program in Berlin (Berliner Künstlerprogramm, Deutscher Akademischer Austauschdienst). Mona Hatoum is the 2004 winner of the prestigious Sonning Prize awarded every two years by the University of Copenhagen.


Exhibition curator: Dr. Christoph Heinrich


Research for the catalogue has been generously supported by the ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg. Supported by the British Council and die tageszeitung. taz nord.


A fully illustrated catalogue will accompany the exhibition.


Exhibition: 26 March - 31 May 2004