© Muntean/Rosenblum

Untitled (They could imagine...), 2006
Öl auf Leinwand / Oil on canvas, 220 x 180 cm


Muntean/Rosenblum


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Arndt & Partner freuen sich mit der Einzelausstellung des Künstlerpaares Muntean/Rosenblum in den Zürcher Galerieräumen die erfolgreiche Zusammenarbeit weiterzuführen, die 2004 mit einer Präsentation der Künstler bei Arndt & Partner in Berlin begonnen hat.


Muntean/Rosenblum zeigen Jugendliche, deren leerer Gesichtsausdruck verrät, dass sie gelernt haben, sich dem durch die Medien geprägten Schönheitsideal und Gesellschaftsmodell anzupassen. Sie sind die Produkte einer medialisierten Gesellschaft, haben die Message der Werbeindustrie verstanden und doch, so beweisen die beigestellten Bildunterschriften, suchen sie - bewusst oder unbewusst - nach viel mehr.


Es ist die grosse Sehnsucht nach Geborgenheit und Anerkennung, nach Zuneigung und die Frage nach einem erfüllenden Lebensziel, das die Figuren so austauschbar werden lässt. Zwar streben sie nach Individualität und Unverwechselbarkeit, aber da sich alle an den gleichen Idolen und Mustern orientieren, endet dieses Streben wieder in der Austauschbarkeit der Massengesellschaft.


"Diese Bilderflut vom perfekt gebauten Körper verneint den realen Körper, wir möchten ihn wieder sichtbar machen in seiner ganzen Sterblichkeit. Den persönlichen Entwicklungsroman gibt es nicht mehr", sagt Markus Muntean, "dass man sein Ich irgendwo hinschreiben darf und sich langsam entwirft".


Das Werk von Muntean/Rosenblum konzentriert sich auf Darstellungsweisen, die in der Kunstgeschichte als tradierte Pathosformeln gelten. "Muntean/Rosenblum thematisieren die Vermischung von Ästhetik und Existenz. Liegt die Bedeutung der Pathosformeln bei Aby Warburg vor allem in ihrer Funktion als symbolische Abbildungscodes zur Erforschung von Darstellungstraditionen, werden sie bei Muntean/Rosenblum als Teil des gestischen Selbstentwurfs und der Konstruktion von Individualität und Kollektivität aufgegriffen." (Cosima Rainer in "There Is A Silence to Fill", Ausstellungskatalog Kunstverein Salzburg, 2003)


Ihrem derart definierten Sujet verleihen M/R auf vielfältigste Art Ausdruck. Neben den klassischen Medien Leinwand und Papier lassen Muntean/Rosenblum ihren Remix aus tradierter Kunstgeschichte und gesellschaftlichem Jetzt auch in Filmen und installativen Raumkompositionen anschaulich werden. Selten hat es ein Künstlerpaar verstanden, derart stringent ein Thema in so unterschiedlichen medialen Ausdrucksformen umzusetzen.


"Es geht uns eher um kulturelle Erinnerung und weniger um Zeitgeistphänomene. Unsere Arbeit wird immer im Kontext von Jugendkultur gelesen, was für uns nur eine Schicht der Arbeit ist, und nicht im Vordergrund steht".


Charakteristisch für die Arbeitsweise der Künstler ist, dass ihre figürlichen Kompositionen noch mit einem Untertitel in Versalien auf weissem Grund versehen werden. So entsteht eine Abstraktion und das Ausschnitthafte der Bilder wird ironisiert. Sind dies tatsächlich die Gedanken der porträtierten Protagonisten? Oder scheint es nicht eher ein Zitat zu sein, das den auf den ersten Blick so unbeschwert wirkenden jungen Menschen in den Mund gelegt ist, das sie konterkariert. Möglicherweise komplementiert es sie mit einer Tiefe, die ihnen selbst noch nicht bewusst ist. Die vermeintlich tiefsinnigen, philosophischen Statements werden von den Künstlern aus verschiedenen Satzfragmenten, die sie aus Magazinen aber auch philosophischen Texten samplen, zusammengesetzt.


Das neben den Gemälden und Zeichnungen in der Ausstellung präsentierte Video "Disco" (2005) zeigt eine Neuinterpretation von Théodore Gericaults Gemälde "Das Floss der Medusa" aus dem Jahr 1818/19. Der Maler zeigt in seinem Gemälde den dramatischen Augenblick der Rettung der Schiffbrüchigen der "Medusa" die nach wochenlanger Odyssee ohne Wasser und Nahrung im Meer getrieben sind. In langsamen, ruhigen Aufnahmen entwickeln die Künstler Szenen, die an Tableaux vivants des 19. Jahrhunderts erinnern. Die vorhergehende, unsichtbare Katastrophe hat sich in diesem Fall nach einer langen Clubnacht unter einer Discokugel auf dem Dancefloor ereignet. Der Komposition von Gericault entsprechend, türmen sich die muskulösen Körper der Überlebenden auf den Stufen zur Tanzfläche in einer dynamischen Dreieckskomposition, die in einem Fahnenträger gipfelt, der mit einer weissen Flagge auf sich aufmerksam macht. Arien aus einer Händeloper untermalen die Szene atmosphärisch. Ein junges Mädchen, das vorher in Putzfrauenkleidung zu sehen war, verwandelt sich in eine weinende Heilige, die das Schicksal der Geretteten zu betrauern scheint.


Der Österreicher Markus Muntean und die Israelin Adi Rosenblum haben 1992 in ihrer künstlerischen Arbeit zusammengefunden und arbeiten seither gemeinsam unter dem Label Muntean/Rosenblum. Sie leben und arbeiten in ihren Studios in London und in Wien. Im Herbst dieses Jahres wird im MUSAC, Museo de Arte contemporaneo de Castilla y Lèon in Spanien eine grosse Einzelausstellung der Künstler zu sehen sein und 2007 widmet die Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig dem Künstlerpaar eine umfassende Soloausstellung.


Zahlreiche Einzelausstellungen in renommierten Museen zeichnen ihre gemeinsame Ausstellungsgeschichte der vergangenen Jahre: 2005 hatten sie Einzelpräsentationen in London, San Francisco, Berlin und Wien. Im Jahr 2004 widmete ihnen die Londoner Tate Britain und das Australian Centre for Contemporary Art in Melbourne umfangreiche Einzelausstellungen. Die Liste der Gruppenausstellungen umfasst alleine im Jahr 2004 Stationen von der Sao Paolo Biennale, der Saatchi Gallery in London, über das Museum für angewandte Kunst in Wien bis zum Museum für Fotografie in Braunschweig.


Ausstellungsdauer 21.4. - 3.6.2006

Oeffnungszeiten Di-Fr 14 - 18.30 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr


Galerie Arndt & Partner
Lessingstrasse 5
8002 Zürich
Telephone +41 (0) 43 817 67 80/81
Fax +41 (0) 43 817 67 82
Email zurich@arndt-partner.com

www.arndt-partner.com




Muntean/Rosenblum


With a solo exhibition of artist couple Muntean/Rosenblum at Arndt & Partner Zurich, Arndt & Partner are pleased to continue a successful cooperation that commenced at Arndt & Partner Berlin in 2004.


The works of Muntean/Rosenblum stage teenagers, whose blank facial expressions reveal, that they have learned to embody the stereotypical idea of beauty and of society, imposed on them by mass media. They are the products of a media society, they have understood the message of the advertising industry, nonetheless they are consciously or unconsciously longing for much more, as implicated by the "sub-titles" in the paintings. Precisely this yearning for security and approval, for affection and for a fulfilling goal of life makes the characters inter-changeable. Even though they are striving for individuality and uniqueness, the attempts repeatedly result in the convertibility of mass society, because they are oriented towards the same idols and patterns.


"The flood of images of the perfect body negates the real body and we want to make it visible again, in its entire mortality", says Markus Muntean. "An individual coming-of-age novel no longer exists that one may inscribe one's ego somewhere and take time to develop oneself".


The works of Muntean/Rosenblum focus on kinds of depiction, that are art-historically regarded as traditional formulas of Pathos. Muntean/Rosenblum broach the issue of mixing aesthetics and existence. If for Aby Warburg the meaning of a formula of Pathos rests primarily on its function as a symbolic pictorial code for researching the tradition of depiction, in Muntean/Rosenblum's work it can be understood as part of a physical self-concept and the construction of individuality and collectiveness. (Cosima Rainer in "There Is A Silence to Fill", exhibition catalogue Kunstverein Salzburg, 2003)


Muntean/Rosenblum give expression to their thus defined subject matters in many ways: besides their widely recognized works on canvas and their drawings, Muntean/Rosenblum further present their remix of art history and contemporary society in the media film and installation. Rarely, a theme has been discussed with such stringency, while exploring such a diverse range of different media.


"We are interested in cultural memory rather than phenomena of Zeitgeist. Our worlds are often read understood in the context of youth culture, but that is only one aspect of the work that is not predominant."


It is characteristic for the working method of the artists that a figurative composition is combined with a "sub-title" in capital letters on a white background. As a result the works shifts towards abstraction and the fragmentary qualities of the images are treated with irony. The seemingly deep, philosophical statements are assembled from excerpts taken from various magazines and philosophical texts.


The video work "Disco"(2005), presented adjacent to paintings and drawings in the exhibition, demonstrates a new interpretation of Théodore Gericault's painting "The Raft of the Medusa" from 1818/19. The painting illustrates the dramatic moment of rescue of a number of shipwrecked of the "Medusa", who had been drifting on the open sea on an odyssey of several weeks lacking water and food. In slow, quiet recordings the artists generate scenes resembling Tableau Vivants of the 19th century. In case of "Disco", the preceding, invisible catastrophe had happened under a mirror ball on the dance floor of a club. Like in Gericault's composition the muscular bodies of the survivors pile up in a dynamic triangular composition on the steps to the dance floor, culminating in a standard bearer calling for attention with help of a white flag. Arias from an Händel opera atmospherically accompany with the scene. A young girl that had been seen dressed as a cleaner before turns into a weeping saint appearing to mourn over the fate of the salvaged.


The Austrian Markus Muntean and Israeli Adi Rosenblum have been collaborating under the label Muntean/Rosenblum since 1992. They live and work in London and Vienna.


This autumn the MUSAC, Museo de Arte contemporaneo de Castilla y Lèon, Spain, will present their work in a comprehensive solo exhibition and in 2007 their work will be shown in a solo show at Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig. Their exhibition history of the past years comprises solo exhibitions in renowned museums: in 2005 the artists were on show in solo presentations in London, San Francisco, Berlin and Vienna. In 2004, Tate Britain, London, and the Australian Centre for Contemporary Art, Melbourne, dedicated large solo exhibitions to them. In 2004 alone, the list of group exhibitions they participated in, includes the Sao Paolo Biennale, the Saatchi Gallery, London, the Museum für Angewandte Kunst, Vienna, as well as the Museum für Fotografie, Braunschweig, Germany.


Exhibition 21 April - 3 June 2006

Gallery hours Tues-Fri 2 - 6.30 pm, Sat 11 am - 4 pm