© Nicoletta West
Nicoletta West: Home is an island like this one, 2005


Nicoletta West
Jürgen O. Olbrich



Mit der in Zürich lebenden Installationskünstlerin Nicoletta West (*1966, lebt in Zürich) und dem deutschen Konzeptkünstler Jürgen O. Olbrich (*1955) setzt das Forum Vebikus die Reihe der "Paarläufe" fort.


"Die Installation von Nicoletta West besteht aus Zeichnungen, Text- und Bildfragmenten, sowie kleinen Objekten und Fotos, welche durch eine weisse Linie umgrenzt werden. Wahrnehmbar als eine biomorphe Form, handelt es sich bei der auf den Boden geklebten Spur um eine Reproduktion der Formel 1-Rennstrecke von Malaysia, welche West an einer Stelle aufbricht, um aus ihrem Innern Objekte treten zu lassen, die an kleine Inseln erinnern.


Die Installation kann als eine grosse, dreidimensionale Zeichnung gelesen werden. Die Künstlerin benutzt einfachste Materialien und integriert in ihren Arbeiten häufig Gegenstände aus einem anderen Kontext: Geflochtene Körbe zum Beispiel, die einst mit viel Liebe und Sorgfalt von Hand hergestellt wurden und irgendwann im Brockenhaus gelandet sind und nun in Wests Installation mit minimalster Veränderung zu Inseln werden, die mit ihrer Präsenz auf eine Zeit verweisen, die irgendwann verloren ging und gleichzeitig auf etwas Unbekanntes, das immer noch präsent zu sein scheint. Andere Inseln sind mit Blumen verschönert oder mit palmenartigen Strukturen bestückt, die auf einer bojenartigen Unterlage stehen.


Das evozierte Klischee der perfekten einsamen Insel wird durch die Verwendung von fragilen Materialien, meist dem Heim und Herd zugeordnet, und durch das Offenlegen eines scheinbar "gebastelten" Arbeitsprozesses gestört. Ungelenk, mit ihrer schwachen linken Hand und mit geschlossenen Augen geschrieben, findet sich immer wieder der Text "Home is an island like this one". Wests Arbeit verwehrt sich grosser Gesten. Auch die wunderschönen Zeichnungen, welche die Umrisse der Inselbäume darstellen, sind ebenfalls mit der linken Hand gefertigt. Loslassen und die Kontrolle verlieren sind wesentliche inhaltliche und formale Akzente. Das Abwesende ist genauso wichtig wie das Gezeigte. Eine feine Glimmerspur veredelt die Baumzeichnungen und ist wie vieles in Wests Arbeit erst auf den zweiten Blick ersichtlich.


West, die an der Rutgers University in New York Skulptur studierte, nimmt in ihrer Installation einen intelligenten Dialog auf mit historischen und zeitgenössischen Formen von Skulptur. Nebst dem Offenlegen eines einfachen Arbeitsprozesses und dem konstanten Recycling von Materialien ist die Wiederverwendung von Symbolen, wozu nicht nur die Rennstrecke sondern auch ikonographische Motive wie Regenbogen und Delphine gehören, ein weiteres Element von Wests Arbeiten und geben dieser eine philosophische und phenomenologische Komponente".


Text: Rolf Staub


© Jürgen O. Olbrich

Jürgen O. Olbrich: Paper Police, 2005


Unter dem Titel "Paper Police" zeigt Jürgen O. Olbrich im Südraum ebenfalls eine grosse Bodenarbeit, indem er das Thema Recycling, das ihn seit mehr als 15 Jahren beschäftigt - "Life is Art enough" könnte seine Handlungsdevise lauten - weiter auslotet und lustvoll in Szene setzt. Olbrich, der im Ausstellungsbetrieb als produktives Multitalent bezeichnet wird, unterrichtet an der Kunsthochschule in Kassel. Er war u.a. Teilnehmer an der Documenta 8.


Olbrich leert Papier-Container, wie sie in Deutschland zur Sammlung von Altpapier üblich sind, ordnet das, was er an Bedrucktem hervorholt neu, gestaltet es um und gibt es weiter. Olbrich hat eine grosse Zahl solcher "Langzeit-Performances" durchgeführt und dabei von Parfum-Verpackungen, Kaffefiltern bis zum Papierkorbinhalt von Fotolabors alles archiviert, was er der Vergessenheit entreissen konnte.


Ausstellungsdauer: 14.5. - 12.6.2005
Oeffnungszeiten: Do 18 - 20 Uhr, Fr/Sa 16 - 18 Uhr,
So 10 - 12 / 15 - 17 Uhr


Forum Vebikus
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