© Nanna Hänninen

Space III, 2003
C-print on Diasec, 110 x 140 cm


Nanna Hänninen


Verschiedene Weisstöne, Hochglanz, ein öliges Lackschwarz: Sehr clean wirken Nanna Hänninens Fotografien im ersten Moment. Mit einer kühlen und vor allem schnellen Ästhetik haben die präzisen, zarten Grossformate aber nicht viel gemeinsam. Vielleicht ist es nicht immer ganz einfach, Stille zu hören. Ein wenig Zeit und Ruhe und Aufmerksamkeit beanspruchen Hänninens Arbeiten jedoch, und hinter der glänzenden Oberfläche tut sich ein zurückhaltender Bildraum auf, aus dem unvermutet (Ver-)Störendes auftauchen kann, ganz nüchtern und undramatisch.


Bei Nanna Hänninen sind es gewöhnliche, kleine Dinge, ein lautloses Papierflugzeug, Tackernadeln, Bleistiftstriche, ein zerknittertes Papier, die sich in poetische, abstrakte Strukturen oder in eine Art mentale Landschaft verwandeln. Der Alltag ist hier nicht banal und gesichert. Wenn scharfe Bleistiftspuren verschwimmen, wie in "Waiting for a time to pass" (2003), kann es sein, dass sich das Bild im Bild auflöst, formal, oder dass am Auseinanderdriften von einfachen Linien eine akute Bedrohung gemessen wird.


Mit dem Begriff Landschaft lassen sich viele von Nanna Hänninens Fotografien gut umschreiben. Allerdings muss Landschaft dann als ein visuelles Konzept verstanden werden, als eine Bildwirklichkeit, in der weder Distanz noch Nähe, weder Reales noch Fiktionales einen festen Platz haben. In einigen Arbeiten der Serie "Space" (2003) zum Beispiel und in "Phase 1-4" (2003) sind minimale Situationen aus Papier zu sehen, die ein wenig an karge Gebirge erinnern, sich aber kaum auf die Natur beziehen. Hänninen spielt vielmehr mit der präzisen Dokumentation von Materialien und lässt diese gleichzeitig im zweidimensionalen Bild und in der Künstlichkeit verschwinden.


Nanna Hänninens Fotografien sind einerseits menschenleer. Andererseits registrieren sie oft eine feine Spur, die jemand hinterlassen hat. Irgendwann. "Manhattan" (2004) als Panoramablick oder intime Selbst-Aufzeichnung der Künstlerin, die da war und gerade nicht still stand - der Betrachter bleibt unmissverständlich allein. Damit wird eine Stimmung deutlich, die viele der Arbeiten charakterisiert: Eine grosse Abwesenheit, die sich ohne viel Aufhebens zwischen den eigentlich unprätentiösen Sujets ausbreitet. Es ist dem Betrachter überlassen, ob er diese Abwesenheit als befreiend oder beängstigend empfindet.


Hanna Nänninen wurde 1973 in Rovaniemi, Finnland geboren. Sie studierte am Institut für Design in Lahti, an der HGKZ Zürich und an der Universität für Kunst und Design in Helsinki. Sie ist Teil der Gruppe "Helsinki School-Photography by Taik". Nach der Gruppenausstellung "Ordnung und Chaos" im Fotomuseum Winterthur sind Nanna Hänninens Arbeiten in der Galleria Laurin zum zweiten Mal in der Schweiz zu sehen.


Text: Mirja Lanz


Ausstellungsdauer: 19.5. - 25.6.2005
Oeffnungszeiten: Mi-Fr 14 - 19 Uhr, Sa 12 - 17 Uhr
und nach Verabredung


Galleria Laurin
Josefstrasse 151
8005 Zürich
Telefon +41 (0)43 366 86 62
Email info@gallerialaurin.ch

www.gallerialaurin.ch