© Nanna Hänninen

Fear & Security I, 2001
C-print on Diasec
110 x 140 cm


Nanna Hänninen
Fear and Security


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In der diesjährigen Sommerausstellung präsentiert fiedler contemporary erstmalig die finnische Künstlerin Nanna Hänninen. Dies ist zugleich die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland.


Die minimalistischen Fotoarbeiten von Nanna Hänninen werden von der Spannung zwischen dem Benannten und dem Unbenannten, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren beherrscht. Sie sind leicht, zart und von allen lauten und überflüssigen Effekten befreit, die dabei vorherrschende Farbe ist Weiss. Die Inhalte dieser Fotografien sind Objekte des alltäglichen Lebens: Papier, Tackernadeln, Zahnstocher, die der Betrachter jedoch selten auf den ersten Blick als diese erkennt. Ihm fällt es schwer, sich in Nanna Hänninens Bildern zu orientieren, da die Formen trotz der vage definierten Schatten in einem schwerelosen Raum zu schweben scheinen. Somit haben die Bilder trotz der realen, gewöhnlichen Inhalte etwas Fiktionales. Die Objekte scheinen gleichzeitig nah und weit entfernt zu sein, einerseits besteht das Objekt darauf, sichtbar zu sein, den Bildraum zu erobern, andererseits droht es im leeren Nichts zu verschwinden, sich in seiner eigenen Materialität aufzulösen. Die unbestimmten Ahnungen aufkommender Form entstehen in einer fast monotonen, mühsamen Langsamkeit. Die Bilder schreien vor Stille.


In der Serie "Spaces" erwecken diese fast abstrakten Bilder starke Assoziationen zur Natur. Zuerst meint man, einen Horizont, eine Wolke, einen Berggipfel auszumachen. Es braucht einen Moment, bis man den Berggipfel als zusammengeknülltes weisses Papier erkennt, das in dem Moment des Erkennens plötzlich umso greifbarer präsent ist als das, was es tatsächlich ist. Der Ausgangspunkt von Hänninens Arbeiten ist nicht figurativ, aber genau der schwer fassbare Bildraum und die kaum erkennbaren Objekte scheinen Hänninens Faszination für das Grenzenlose und Unendliche auszudrücken.


Oft enthalten auch die Titel von Hänninens Arbeiten eine Anspielung auf das, was sich hinter dem streng definierten Bildraum befindet, wie bei den Arbeiten "Airplane #1" und "Airplane#2". Der Titel bietet dem Betrachter eine assoziative Leseweise an, durch den die willkürliche Form des Blattes Papier einen Bezug zu einem bekannten Objekt erhält und somit die völlige Abstraktion verliert.


Man könnte dazu neigen, Hänninens Arbeiten als rein formgebundene Fotografie zu verstehen. In der Serie "Fear and Security" macht die Künstlerin jedoch auch ihre Verpflichtung gegenüber sozialen Problematiken und ihr Verständnis der psychologischen und mentalen Mechanismen der Gesellschaft deutlich. Auch hier tragen bereits die Titel der Arbeiten inhaltliche Bedeutung, sie sind nicht nur beschreibend, sondern enthalten Bezüge zur künstlerischen Absicht. In dieser Serie versucht Hänninen, ein Bild der Gesellschaft einzufangen, die permanent Ordnung und Struktur braucht, um sich sicher zu fühlen und daher ordnet, sortiert und heftet. Darin sieht die Künstlerin jedoch ein grosses Paradox, denn erst aus dem grossen Bedürfnis nach Sicherheit kann die Angst vor der Unsicherheit entstehen.


Auch diese Serie hat triviale Elemente zum Inhalt, die so fragil erscheinen, als ob die leichteste Bewegung die Form zerstören und den Raum zusammenbrechen lassen könnte. Hänninen drückt hier die Angst der Gesellschaft vor Kontrollverlust aus, und es ist genau das, was die bildliche Komposition konkret macht. Somit enthalten Hänninens Bilder sowohl einen Kommentar über die rationale, funktionale Gesellschaft als auch gleichzeitig eine Visualisierung der fundamentalen Angst dieser Gesellschaft vor Chaos und einem Verlust dieser Ordnung innerhalb des Systems.


Nanna Hänninen wurde 1973 in Finnland geboren und lebt und arbeitet in Finnland und der Schweiz. Sie hat am Lahti Institute of Design in Finnland, der Hochschule für Gestaltung in Zürich sowie der University of Art and Design in Helsinki studiert. Ihre Arbeiten wurden in einer Reihe von Einzel- und zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt und sind in internationalen institutionellen sowie privaten Sammlungen vertreten.


Ausstellungsdauer: 26.6. - 27.8.2004
Oeffnungszeiten: Di-Fr 14 - 18 Uhr, Sa 12 - 16 Uhr


Galerie Ulrich Fiedler
Lindenstrasse 19
D-50674 Köln
Telefon +49 221 923 0800
Fax +49 221 249601
Email info@ulrichfiedler.com

www.ulrichfiedler.com





Nanna Hänninen
Fear and Security



In this year's summer exhibition fiedler contemporary presents for the first time the Finnish artist Nanna Hänninen. This is at the same time the first solo exhibition of the artist in Germany.


Nanna Hänninen's minimalist photographs are dominated by the tension between the named and the unnamed, the visible and the invisible. Her works are aesthetically refined and delicate, cleared of noise and superfluous effects. White is the predominant colour. Her photographs set out from a material world with recognisable objects from everyday life: paper, tooth pickers, stickers. At first glance they are difficult to identify as what they are. Despite the vaguely defined shadows, the form seems to float in a weightless space, making it difficult to orientate oneself within the pictorial space. Thus her universe contains an element of fiction although the content is real and ordinary. The objects seem at once close by and far away. On the one hand the object insists on being visible, conquering the photographic space, but on the other hand it also threatens to disappear, to dissolve within its own materiality. The vague suggestions of emerging form are created by an almost monotonous, tedious slowness. The pictures are roaring with silence.


In the series "Spaces" the almost abstract pictures contain a strong association to nature. At a distance, one initially senses a horizon, seemingly consisting of a cloud or a mountain top. It takes a moment to discover the mountain top as crumpled white paper but after having detected the material it seems all the more tangibly present. This is however not to say that Hänninen's starting point is figurative. But precisely the elusive pictorial space and the just barely visible horizons seem to confirm Hänninen's fascination with the notion of the boundless, the sublime impenetrability.


As is often the case with with Hänninen's photographs, there is a reference in the title of the work that points beyond the narrowly defined pictorial space, as in the case of "Airplane #1" and "Airplane #2".Through the titles, she points towards an associative visual reading, where the arbitrary space of the paper sheet creates reference to a familiar object, thus breaking off from total abstraction.


One is prone to view Hänninen's work as a purely formalist based photography. In the series "Fear and Security" however the artist reveals her obligation towards the social reality and her understanding of the psychological and mental mechanisms of society. Here as well the titles of the works are carrying sense, they are not just descriptive, but contain references to the artistic intention. In this series Hänninen tries to catch the idea of society which is filing, sorting and systemizing things to be more secure and organized. This for the artists is a great paradox because only putting up security measures causes insecurity of something unknown. This series as well contain trivial elements that seem so fragile that the slightest movement would dissolve the form and make the space collapse. Hänninen speaks of the fear of losing control, and it is precisely this that the pictorial composition makes concrete. Her works are both a commentary on the rational, functional society and at the same time a visualisation of the fundamental fear of anarchy within the system.


Nanna Hänninen was born in 1973 in Finland and lives and works in Finland and Switzerland. She studied at the Lahti Institute of Design in Finland, the Hochschule für Gestaltung in Zurich and the University of Art and Design in Helsinki. Her works have been shown in several solo shows and numerous group exhibitions and are part of international institutional and private collections.


26 June - 27 August 2004