Foto KMB

Installation im Kunstmuseum Bern, 2005
(Foto KMB)


Natsuko Tamba Wyder


Die 1963 geborene, aus Japan stammende Künstlerin hat in den 90er Jahren die Bildhauerklasse von Harald Klingelhöller an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe besucht, später war sie bei Christian Megert Meisterschülerin an der Kunstakademie Düsseldorf.


Natsuko Tamba hat in den letzten zehn Jahren eigenartige Objekte kreiert, die an Alltagsgegenstände wie Zäune oder Spielzeuge erinnern, durch gewisse Verfremdungen aber ein beinahe unheimliches Eigenleben erlangen. Sie hat für das Kunstmuseum Bern eine neue Installation geschaffen, die wie ihre früheren Skulpturen über die gesellschaftlich, architektonisch und urbanistisch vorgegebenen Bewegungsmuster und somit auch über die Bewegungsfreiheit reflektiert.


Für den Wirtschaftswissenschaftler Jeremy Rifkin lautet das Schlagwort für das Zukunftsszenario des kommenden Zeitalters: Access, Zugriff, Zugang. Zentrale These seiner Theorie ist die Metamorphose der Märkte zu Verteilungsnetzwerken, in denen nicht mehr der Besitz eines Produkts, sondern der Zugang zum Netzwerk selbst im Vordergrund steht. Wer von Zugang spricht, spricht auch von Zugangskontrolle. Das Tor mit dem integrierten Zählwerk Natsuko Tambas will diese gesellschaftlichen Kontrollmechanismen auf den Museumskontext übertragen.


Das Museum verstand sich schon zu seiner Gründungszeit als Bildungsinstrument für die Bürger - es war von Anfang an demokratisch angelegt. Die Entwicklung der Gesellschaft seit den 1970er Jahren in Richtung Freizeit- und Erlebnisorientierung und die unglaubliche Bereicherung der Museumslandschaft in den letzten paar Jahrzehnten haben dazu geführt, dass die Besucher nicht mehr als eine anonyme Allgemeinheit betrachtet werden können, sondern statistisch erfasst, in "Marktsegmente" geteilt und durch Marketingmassnahmen bearbeitet werden müssen. Das Publikum eines Museums - wie heute jeder Konsument oder Bürger - wird so genau wie möglich erfasst, was den Zugang zur Institution beeinflusst. Gleichzeitig macht uns Tambas Tor aber auch die Absurdität der Besucherzahl als alleiniges Erfolgskriterium bewusst. Sollte nicht die Erfüllung kultureller Aufgaben im Vordergrund stehen?


Bernhard Fibicher, Kurator


Ausstellungsdauer 16.11.2005 - 8.1.2006

Oeffnungszeiten Di 10 - 21 Uhr, Mi - So 10 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Kunstmuseum Bern
Hodlerstrasse 8 - 12
3000 Bern 7
Telefon +41 (0) 31 328 09 44
Fax +41 (0) 31 328 09 55

www.kunstmuseumbern.ch