© Esther van der Bie

Esther van der Bie: Wälder und Verwandtes, 2002
Farbfotografie, 140 x 112 cm


natürlich gebaut
Die Landschaft zwischen Konstruktion und Narration


Esther van der Bie
, Peter Fischli / David Weiss, Walter Niedermayr, Mario Sala, Markus Schwander, Christoph Schreiber, Margherita Spiluttini, Jun Yang


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Die Landschaft ist in der bildenden Kunst ein seit Jahrhunderten intensiv bearbeitetes Thema. Für viele Kunstschaffende ist "Landschaft" auch heute sehr aktuell, ein Movens, die Wirklichkeit zu sehen und zu verstehen. In der Ausstellung "natürlich gebaut. Die Landschaft zwischen Konstruktion und Narration" treten acht internationale Positionen zum Thema "Landschaft" in einen Dialog. Gastkurator dieser Ausstellung ist Andreas Fiedler (Bern).


Wenn in einem Alpental ein Militärflugplatz errichtet wird, dann löst dieser in gewisser Weise die Burg ab. Funktional handelt es sich bloss um einen Formenwechsel, ästhetisch wird dies aber als Bruch erlebt. Offensichtlich schweben uns also ganz bestimmte Urbilder von Landschaften vor, die wir dann zu bestätigen versuchen. Diese Urbilder nähren sich immer weniger aus den unzähligen Eindrücken persönlicher Erfahrungen mit Landschaften, sondern zunehmend aus der täglichen Konfrontation mit Bildern, die uns etwa auf Ansichtskarten, Fotokalendern, Reiseprospekten, im Film und auf Reklametafeln begegnen. Wie Sedimente lagern sich all diese Bilder ab und formen sich zu einer ästhetisch nivellierten Vorstellung von Landschaft. Die Ausstellung "natürlich gebaut" reflektiert diese Ausgangslage und macht solche Vor-Bilder für Landschaftsvorstellungen in ihrer Konstruiertheit und ihrer narrativen Folge von scheinbar zusammenhängenden Elementen durchschaubar.


In enger Zusammenarbeit mit allen an der Ausstellung beteiligten Kunstschaffenden wurden spezifische Werke ausgewählt. Ausserdem entstanden auch einige raumbezogene Arbeiten speziell für diese Ausstellung. Alle Arbeiten machen deutlich, wie sehr jegliche Landschaft ein Gefüge von determinierten Zeichen ist. Sie suchen den Kern der Landschaft zwischen ihrer Konstruktion und ihrer narrativen Struktur.


Von Esther van der Bie (1962, lebt in Bern) sind neue Fotografien aus ihrer Reihe "Wälder und Verwandtes" zu sehen. Ausgangspunkt dieser Arbeiten sind minutiös geplante Landschaftsinszenierungen, die von der Künstlerin in ihrem Atelier mit grösster Sorgfalt aufgebaut wurden.


Peter Fischli (1952) / David Weiss (1946) zeigen drei im vergangenen Sommer entstandene und nun erstmals in einer Ausstellung zu sehende Betonlandschaften. Das Zürcher Künstlerduo hat aus einer langsam trocknenden Betonmasse Landschaften herausgeformt, die plötzlich wieder zu amorphen Betonklumpen werden.


Das Interesse des in Bozen (Italien) lebenden Fotografen Walter Niedermayr (1952) gilt jenen Interaktionen von Mensch und Natur, die in der Landschaft Spuren hinterlassen. In ihrer fotografischen Transformation werden diese Spuren zu lesbaren Zeichen, in denen das Abgebildete neu verstanden werden kann.


Mario Sala (1965, lebt in Winterthur) hat für "natürlich gebaut" eine raumgreifende, begehbare Installation konzipiert. Scheinbar zufällig verstreute Gegenstände vermögen in ihrer durchdachten formalen Ordnung unzählige Geschichten mit dem Brennpunkt "Landschaft" zu generieren.


An der EXPO 02 realisierte der in Basel lebende Markus Schwander (1960) eine Arbeit mit Bänken aus ganz verschiedenen Orten der Schweiz. Solche Bänke hat er nun auch in skulpturale Arbeiten integriert, die in mehreren Ausstellungsräumen jeweils unter dem Titel "Wandern" auftauchen.


Der zurzeit in Berlin lebende Zürcher Künstler Christoph Schreiber (1970) präsentiert eine neue Gruppe von digital bearbeiteten Fotografien. Sie geben nichts Gesehenes wieder, sondern zeigen etwas Denkbares oder Ersehntes, das mit unseren Vorstellungen von Landschaften vereinbar ist.


Die vor allem als Architekturfotografin bekannte Oesterreicherin Margherita Spiluttini (1947, lebt in Wien) zeigt eine Reihe von Landschaftsfotografien. Diese in den letzten zehn Jahren entstandenen Arbeiten konstatieren die Verbindung von Natur und Technik nüchtern und ohne jeglichen moralisierenden Unterton.


Der in China geborene und heute in Wien lebende Jun Yang (1975) realisiert speziell für diese Ausstellung drei Wandarbeiten. Er greift Fragen der individuellen und kollektiven Landschafts-Wahrnehmung auf und bringt mit der Silhouette vom Monument Valley eine zur Werbeikone erstarrte Landschaft ins Spiel.


Ausstellungsdauer: 5.12.2003 - 25.1.2004
Öffnungszeiten: Di-So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 20 Uhr


Helmhaus Zürich
Limmatquai 31
8001 Zürich
Telefon 01 251 61 77
Fax 01 261 56 72

www.helmhaus.org




naturally built
Landscape between construction and narration


Esther van der Bie
, Peter Fischli / David Weiss, Walter Niedermayr, Mario Sala, Markus Schwander, Christoph Schreiber, Margherita Spiluttini, Jun Yang


For centuries landscape has been a key subject in fine art. To many artists the concept of landscape is still an important motivating factor in the attempt to perceive and understand reality. A conversation between eight international positions on the subject of landscape are presented in our exhibition, "naturally built. Landscape between construction and narration". The Guest Curator of this exhibition is Andreas Fiedler, Bern, Switzerland.


In a sense, a military airfield built in an Alpine valley succeeds to and replaces the fortress. However, this functional change of form affects us as an aesthetic rupture. We are imprinted with specific archetypes of landscapes for which we attempt to find correspondences in real life. Nevertheless, our own direct, personal experiences of landscape are steadily decreasing while we are increasingly confronted with images of landscapes – on postcards, in photo calendars, travel brochures, films, advertising, etc. Settling in our minds like sediment, these images produce an aesthetically homogenized idea of landscape. The exhibition, "naturally built", reflects this situation, upstaging the constructed nature and narrative sequencing of this kind of pre-conception of landscape.


The artists whose works are presented here were closely involved in the selection process. Several of them have created pieces especially for this exhibition. Each work demonstrates the fact that landscapes are constructs of specific signs. The works represent a quest for the essence of landscape caught between construction and narrative structure.


Esther van der Bie (b. 1962, lives in Bern, Switzerland) presents new photographs from her series, "Forests and the like", based upon minutely planned landscape scenes that she painstakingly created in her studio.


Peter Fischli (b. 1952) / David Weiss (b. 1946) for the first time present three concrete landscapes created last summer. The artist duo from Zürich shaped a slowly drying mass of concrete that, in the viewer's eye, oscillates between a landscape and an amorphous lump.


The photographer Walter Niedermayr (b. 1952, lives in Bolzano, Italy) is interested in interactions between humans and the natural environment that have left traces in the landscape. Their photographic transformation turns them into readable signs that allow a new interpretation.


Mario Sala (b. 1965, lives in Winterthur, Switzerland) created a large walk-in installation especially for "naturally built". The carefully considered formal order of objects distributed in apparently random fashion generates countless narratives that focus upon the concept of landscape.


At EXPO 02 Markus Schwander (b. 1960, lives in Basel) realised a piece with benches from different places in Switzerland. He has integrated similar benches into a series of sculptural pieces entitled "Walking" that appear in several of the galleries here.


The Zurich artist, Christoph Schreiber (b. 1970, currently lives in Berlin, Germany), presents a new group of digitally manipulated photographs. They do not reproduce anything seen but show something imaginable or desirable that coincides with our notion of landscape.


The Austrian photographer, Margherita Spiluttini (b. 1947, lives in Vienna, Austria), is renowned chiefly for her architectural photography. She presents a series of landscape photographs created over the past ten years that soberly and without moralising record combinations of nature and technology.


Jun Yang (b. China 1975, lives in Vienna, Austria) has created three wall pieces especially for this exhibition. Addressing issues of individual and collective perceptions of landscape, he introduces the outline of Monument Valley, a landscape that has become a trite advertising icon.


December 5, 2003 - January 25, 2004


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