 aus der Serie "Ausflug", 2006 Nicola van Zijl Panorama Nicht alle haben das Glück, eine Aussicht zu haben. Sowohl was die Lebensperspektiven angeht, als auch konkret, wenn sie zum Fenster hinaus schauen. Manche aber, können ein wunderbares Panorama geniessen. Nicola van Zijl fotografierte die Räume ihrer Wohnung. Im Hintergrund Fenster, die einen fantastischen Ausblick versprechen. Trotzdem lösen die Fotografien Melancholie aus. Die Zimmer wirken leer. Zwar sind sie gemütlich - sogar stilvoll - eingerichtet, trotzdem scheinen sie seltsam verlassen. Diese Leere hebt die realen Räume auf die fiktionale Ebene. Die Wohnung wird zum Erinnerungsraum. Van Zijl verbildlicht unterschiedlich verlaufende Zeitachsen; die des physischen und des psychischen Draussens und Drinnens. Die innere Zeit wiederum ist vervielfacht - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen in jedem Bild zusammen. Die innere Zeit wird eher diffus wahrgenommen. Erinnerungen werden über die Jahre immer fiktionaler. Die Fantasie verwebt tatsächlich Erlebtes mit zahlreichen anderen Geschichten. Um dennoch Belege zu haben, woran wir unsere Wahrheit festmachen können, fotografieren - resp. knipsen - wir unseren Alltag, oder was wir für besondere Momente halten und legen diese Fotografien in Alben ad acta. Jedenfalls haben dies unsere Eltern getan. Im Zuge einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit blättert man zwangsläufig irgendwann wieder in diesen Alben und findet sich nackt in der Badewanne, pustend vor Geburtstagstorten und auf zahlreichen Familienausflügen wieder. Der Widerspruch zwischen der Erinnerung und ihrem Abbild ist oft riesig. Die Fotos haben über die Jahre ein Eigenleben entwickelt und fühlen sich fremd an. Trotzdem konstruiert man einen grossen Teil seiner Erinnerung anhand dieser Fotoalben. Man lernt mit dem Nebel leben, der sich darüber gelegt hat. Nicola van Zijl trifft mit der Serie "Ausflug" das Innerste dieser Auseinandersetzung. Sie fotografierte zahlreiche alte Bilder aus Alben - allerdings durch das schützende, spinnwebenartige Seidenpapier, welches zwischen den einzelnen Seiten das Zusammenkleben der Bilder verhindert. Das Resultat betört. Die ohnehin schon nostalgisch anmutenden quadratischen Fotografien entwickeln durch den Schleier - man kann es nicht anders ausdrücken - eine berührende Poesie. Ausstellungsdauer 1. - 17.6.2006 Öffnungszeiten Mi-Fr 18.30 - 20.30 Uhr, Sa 16 - 18 Uhr White Space Raum für aktuelle Kunst Militärstrasse 76 8004 Zürich Telefon +41 (0)44 273 13 31 Email info@whitespace.ch www.whitespace.ch www.likeyou.com/nicolavanzijl |
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