Nicole Kaestli: salle de bains@museum bellerive
"Human Plateau", 2000
Installation aus Polyurethangummi, 100 x 75 x 5 cm
Foto: B. Oberhänsli


salle de bains @ museum bellerive
 

Nicole Kaestli
"Das letzte Mittel heisst Verweigerung"



Mit 25 harten und dennoch zerbrechlichen gläsernen Wirbeln schafft Nicole Kaestli eine Installation, die man auf ästhetisch gelungene und technisch perfekte Glaskunst reduzieren könnte, wenn da nicht der politisch aufgeladene Titel wäre, der zu Zivilcourage und Widerstand aufruft.

Mit ihrer Installation reagiert die Installations- und Objekt-Künstlerin Nicole Kaestli auf das besondere Ambiente des Projektraums, der sich in einem originalgetreu erhaltenen Badezimmer aus den dreissiger Jahren befindet. Im Badezimmer – Ort für die Erforschung unseres Spiegelbilds, der Körperpflege, unserer Sehnsüchte nach Schönheit, ewiger Jugend und Vervollkommnung – treten die Mängel des Körpers besonders in den Vordergrund. Nicole Kaestli will das Badezimmer jedoch nicht nur als intimen Ort verstanden wissen, sondern auch als Raum, in dem persönliche und öffentliche Sphären, Innen und Aussen, das Private und das Politische aufeinandertreffen.

Für Nicole Kaestli ist die Wahl des Materials und dessen präzise Bearbeitung stets von grosser Bedeutung. Sie schuf Menschenfiguren aus Styropor, Harz oder Wachs und thematisierte Stärken, Mängel und Verwundbarkeit des menschlichen Körpers. So entstand etwa die Bodenarbeit "Human Plateau" (2000), eine Art begehbarer Teppich aus Polyurethangummi, aus Dutzenden von Abgüssen einer ausgesprochen sensiblen Stelle: des Bauchnabels. In der hier gezeigten Installation macht sie einen stark belasteten, gleichzeitig aber auch ausgesprochen verwundbaren Teil des menschlichen Körpers zum Thema – das menschliche Rückgrat.

Um ein adäquates Material für die Nachbildung einer Wirbelsäulezu finden, nahm Nicole Kaestli eine langwierige Materialsuche in Kauf und experimentierte mit verschiedenen Methoden: Die anatomisch korrekt gefertigten Glaswirbel hätte die Künstlerin leicht in einem synthetischen Material herstellen können. Sie wählte jedoch ein Gussverfahren mit verlorenen Formen und einer anschliessenden Nachbearbeitung von Hand. Denn am Material Glas interessierte sie dessen Härte und die Tatsache, dass so kompliziert geformte Teile wie die Wirbel des Rückgrats Spannungen im Glas erzeugen, welche die Wirbel trotz der Härte des Materials zerbrechlich machen.


Ausstellungsdauer: 17.10. - 24.11.2002
Oeffnungszeiten: Di-Do 10 - 20 Uhr, Fr 10 - 17 Uhr
Sa/So 11 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Museum Bellerive
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