© Nicole Wermers

Katzensilber III


Nicole Wermers
Chemie



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In ihren Collagen und Skulpturen abstrahiert Nicole Wermers Attraktionen und Oberflächen einer zeitgenössischen Konsumkultur zu architektonischen Strukturen, die ein Wechselspiel von Verführung und Kontrolle anklingen lassen.


Im Grafischen Kabinett der Secession zeigt Nicole Wermers eine Reihe abstrakter Skulpturen, die meist paarweise im Raum angeordnet sind. Als architektonische Leitsysteme bilden sie Schleusen und Durchgänge, ihre formale Struktur erinnert aber auch an Warensicherungssysteme, wie sie an den Ein- und Ausgängen von Kaufhäusern platziert sind. Nicole Wermers greift diese Artefakte, deren Design normalerweise gen Null strebt, auf und aktualisiert deren bildhauerisches Potenzial. Die Wahl der Materialien (u. a. Holz, Stahl, Noppen-PVC) knüpft dabei an eine Geschichte der minimalistischen Skulptur und modernistischen Oberflächengestaltung an.


Die Arbeiten wirken in ihrer profillosen, reduzierten Form nahezu zweidimensional, entwerfen allerdings atmosphärisch eine Dreidimensionalität, die über das Materielle hinausgeht und auf ein Spektrum unsichtbarer Strahlungen und Wirkungen anspielt - seien es spirituelle, repräsentationssymbolische oder elektromagnetische. Gleichzeitig erinnern die Zwillingsskulpturen auch an jene herrschaftlichen "Wächter" links und rechts von Portalen, die den Übergang zwischen zwei Räumen regulieren und als eine Zone der Be- und Überwachung, aber auch der neugierigen Verführung und lautlosen Bedrohung dramatisieren.


Als weiteres Element der Ausstellung setzt Nicole Wermers eine neue Serie von Collagen in Dialog zu den Skulpturen: die Collagen ("Katzensilber V - VII", 2004) aus Abbildungen von Kristallen, rohen Edelsteinen und Mineralien sind in boxenartige Rahmenobjekte eingepasst. Ausschliesslich an einer Seite angebracht verleihen sie den ansonsten eher neutralen Boxen eine Richtung und "strahlen" in den Raum. Die Platzierung unterstützt diesen Eindruck, so dass die Rahmenobjekte auch als materielle und immaterielle Resonanzkörper zu den Skulpturen gelesen werden können.


Nicole Wermers dehnt diese ambivalent aufgeladene Spannung bis in den Aufgang zum Grafischen Kabinett aus, wo eine Skulptur aus Stahl platziert ist. Ähnlich wie in der früheren Serie "French Junkies" (2002), nimmt diese die Form eines Standaschenbechers auf: ein Accessoire, das ebenso wie die Warensicherungssysteme das Konsumverhalten reglementiert, aber auch an das auratische Moment der Verführung erinnert.


Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog mit Texten von Tom Holert und Vanessa Müller.


Ausstellungsdauer: 26.11.2004 - 30.1.2005
Oeffnungszeiten: Di-So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 20 Uhr


Wiener Secession (Hauptraum)
Vereinigung bildender KünstlerInnen
Friedrichstrasse 12
A-1010 Wien
Telefon +43 1 587 53 07
Fax +43 1 587 53 07 34
Email office@secession.at

www.secession.at





Nicole Wermers
Chemie



In her collages and sculptures Nicole Wermers relocates the attractions and surfaces of a contemporary consumer culture in architectural structures that hint at the interplay of seduction and control.


In the Grafisches Kabinett of the Secession Nicole Wermers shows a series of paired abstract sculptures. As architectural systems of guidance they form sluices and passages, while their formal structure brings to the mind electronic article surveillance systems at the entrances and exits of department stores. Nicole Wermers takes these artifacts, which usually have a design factor of next to zero, and updates their sculptural potential. Her choice of materials (wood, steel, industrial PVC flooring, among others) takes up a history of minimal sculpture and modernist surface design.


In their flat, reduced form the pieces look almost two-dimensional, while at the same time atmospherically projecting a three-dimensionality that leaves material aspects behind and alludes to a spectrum of invisible radiations and effects - spiritual, of representational symbolism, or electromagnetic. At the same time the twin sculptures also evoke manorial "guardians" to the right and left of portals that regulate the transition between spaces. Thus they dramatize guarded zones of surveillance but also of inquisitive seduction and soundless threat.


As a further element of the exhibition Nicole Wermers shows a new series of collages related to the sculptures: The collages ("Katzensilber V - VII", 2004) use imagery of crystals, uncut precious stones and minerals. They are presented in box-like frame objects. Mounted exclusively on one side the collages give orientation to the rather neutral boxes and "radiate" into the space. The placement supports this impression, so that the frame objects can also be read as material and immaterial sound boxes amplifying the sculptures.


This ambivalently charged energy expands to the staircase leading up to the Grafisches Kabinett, where Nicole Wermers places a steel sculpture. Like in her earlier series "French Junkies" (2002) the sculpture takes the form of a floor ashtray: An accessory that - like electronic article surveillance systems - regulates consumer behavior, but also contains an auratic moment of seduction.


November 26, 2004 - January 30, 2005